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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





Foto

CLEOPATRA (Joseph L. Mankiewicz/USA, UK, CH 1963)



"The way to prevent war is to be ready for it."

Cleopatra ~ USA/UK/CH 1963
Directed By: Joseph L. Mankiewicz


48 v. Chr.: Gaius Julius Caesar (Rex Harrison) kommt nach der Schlacht gegen seinen Rivalen Pompeius mit zwei Legionen nach Alexandria, um den Familienzwist zwischen König Ptolemäus (Richard O'Sullivan) und dessen Schwester Cleopatra (Elizabeth Taylor) zu beenden. Caesar verliebt sich vom Fleck weg in die reizende Nildespotin, nimmt sie zur Geliebten und lässt sie in Rom als Bündnissignal in einer rauschhaften Zeremonie in die Stadt einfahren. Als Caesar von Cleopatra genährte, monarchische Ambitionen offenzulegen beginnt, ermorden ihn seine Gegner im Senat. Seine Nachfolge treten zu gleichen Teilen Marcus Antonius (Richard Burton), Caesars Neffe Octavian (Roddy MacDowall) und Marcus Laepidus an. Die Feindesligkeit zwischen Macus Antonius und Octavian, der sich später Augustus nennt, spitzt sich zusehends zu und steigert sich noch umso mehr, als Marcus Antonius unter dem Einfluss Cleopatras einige irrationale politische Entscheidungen trifft.Am Ende steht der Liebenden Selbstmord.

Film als Treppenwitz - das Irrsinnsprojekt "Cleopatra" bildete zugleich Klimax und Epitaph der Monumentalfilmära Hollywoods. Der Kostenverschleiß dieses damals wie heute unglaublich anzuschauenden Mammutstücks ruinierte fast die Fox, obschon es eigentlich zum Rettungsanker des Studios ausersehen war. Nur der dickköpfigen Beharrlichkeit einiger weniger Beteiligter wie Walter Wanger und Spyros Skouras ist zu verdanken, dass "Cleopatra" allen Pannen zum Trotze doch noch das Licht der Leinwände erblicken konnte, wenn auch in einer zunächst unverhältnismäßig und heute trotz Restaurierung weiterhin stark gekappten Fassung.
Die Dreharbeiten des zunächst in London vorbereiteten, später dann in Rom gefilmten Epos gerieten zum Schickeria-Ereignis, wie es heute nicht mehr vorstellbar ist. "Wenn du in Rom bist," hieß es seinerzeit, "schau dir das Colosseum an, die Vatikanstadt und die "Cleopatra"-Kulissen", wobei sich letztere Besichtigung sogar als die komplizierteste erwies, weil man so gut wie nie vorgelassen wurde. Allein die wöchentlich zu entrichtenden Mineralwasserkosten für Cast und Crew, so wird berichtet, beliefen sich auf größere Vermögenswerte. Der ursprünglich für zehn Wochen in einer Nebenrolle gecastete Schauspieler Hume Cronyn kaufte sich einen Landsitz bei Rom und einen Sportwagen, und sich während seines letztlich viermal so langes Engagements häuslich einrichten zu können. Der erste Regisseur, Rouben Mamoulian, wurde auf Wunsch von der soeben von einer schweren Lungenentzündung genesenen Hauptdarstellerin gefeuert, ebenso wie die beiden ursprünglichen männlichen leads Peter Finch und Stephen Boyd. Als bereits alles für den triumphalen Einzug der Cleopatra in Rom vorbereitet war, entschied der dp Jack Hildyard kurzfristig, dass das Licht in dieser Jahreszeit zu ungünstig sei und das Ganze erst in sechs Monaten gefilmt werden könne - nur ein paar Zeugnisse und Anekdoten des Wahnsinns, der damals von Hollywood und der Industrie ausging und ohne den "Cleopatra" wohl kaum das wäre, was er heute ist. Der Film selbst leidet unter seinen Kürzungen, ist im Grunde kaum mehr denn eine aneinandergereihte Kette von pathetischem bis intrigantem Dialog, der in der ersten Hälfte zwischen der Taylor und Harrison und in der zweiten eben zwischen der Taylor und Burton stattfindet. Dazwischen gibt es darstellerische Glanzlichter, die jedoch eher die Nebendarsteller wie MacDowall und Martin Landau setzen. Dennoch gleicht es einem lustvollen, schuldbewussten Vergnügen, sich an diesem opulenten Zelluloidmahl zu delektieren; ähnlich wie an einem dekadent teuren Zehn-Gänge-Menü, das man nur ein paar Male im Leben genießt. Man freut sich jedesmal erneut darauf, obgleich man weiß, dass einem hinterher schlecht ist von der unmäßigen Völlerei und all den köstlichen Speisen, an denen man sich so ausufernd labte. Dennoch ist man auf seltsame Weise zufrieden mit sich und der Welt. "Cleopatra", dieser in Eselsmilch gebadete, mit Mandelöl gesalbte und dreifach in Blattgold eingewickelte Film, hat da einen verblüffend ähnlichen Effekt.

8/10

Remake period piece Antike Rouben Mamoulian Historie Joseph L. Mankiewicz Römisches Reich Ägypten Taylor/Burton



Witzig, nach Deinem kürzlichen Eintrag zu den ZEHN GEBOTEN bekam ich auch Lust auf einen Monumentalschinken und habe mich in der Folge für CLEOPATRA entschieden. Rein visuell betrachtet kann ich Dir nur recht geben. Inhaltlich ist der Streifen aber eine ziemliche Gurke und das viele verpulverte Geld geradezu eine Schande für die Filmwelt der damaligen Zeit! Im Anschluss musste ich mich gar mit meiner ausgelutschten Fernsehkopie von KADMOS wieder aufrichten. Hat vermutlich ein Hundertstel gekostet, macht aber hundertmal soviel Spass!
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Ach, was heißt 'ne Gurke: Immerhin erlebt man hier historische Weltpolitik in Reinkultur! :D
Aber im Ernst: Die meisten Monumentalfilme sind inhaltlich ja völlig unzurechnungsfähig und/oder verflacht; ergo sollte man sie sich auch zuletzt deshalb ansehen.
Mir bereitet "Cleopatra" jedenfalls einen Höllenspaß, gerade seiner zumindest zu jeder Sekunde sichtbaren, grotesken Verschwendungssucht wegen. Da genau diese aus naheliegenden Gründen den Italosandalos zumeist abgeht, mag ich selbige auch nicht so sehr, geschweige denn, dass sie mir mehr Freude bereiteten als ihre amerikanischen Pendants. Bin eben ein verwöhnter Hollywood-Popanz :))
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Funxton sagte am 21. November 2010, 17:01:

Da genau diese aus naheliegenden Gründen den Italosandalos zumeist abgeht, mag ich selbige auch nicht so sehr, geschweige denn, dass sie mir mehr Freude bereiteten als ihre amerikanischen Pendants.

Bei mir genau umgekehrt! Bin eben ein Kino-Keller-Kind und unverbesserlich scheinen wir sowieso beide zu sein :cheers:

Wobei...an SPARTACUS, mit dem ich gerade fertig bin, prallen solche Vorwürfe ab wie Woody Strodes Dreizack an des Douglas Schwertklinge :love:
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Schischa sagte am 21. November 2010, 21:47:

Wobei...an SPARTACUS, mit dem ich gerade fertig bin, prallen solche Vorwürfe ab wie Woody Strodes Dreizack an des Douglas Schwertklinge :love:

Und schon sind wir uns wieder handelseinig :)
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