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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





Foto

FRONTIÈRE(S) (Xavier Gens/F, CH 2007)



Zitat entfällt.

Frontière(s) ~ F/CH 2007
Directed By: Xavier Gens


Im Zuge der Unruhen in den Pariser Banlieues begehen die fünf teils arabischstämmigen Jugendlichen Yasmine (Karina Testa), Alex (Aurélien Wiik), Tom (David Saracino), Farid (Chems Dahmani) und Sami (Adel Bencherif), Yasmines Bruder, einen Überfall. Sami wird durch einen Bauchschuss schwer verwundet und überlebt die Aktion nicht. Mit der Beute fliehen die übrigen Vier Richtung Grenze. Kurz vor deren Überquerung wollen sie die Nacht in einem kleinen, abgelegenen Hotel verbringen. Dies wird, wie sich herausstellt, betrieben von einer Gruppe geistig und psychisch schwer derangierter Faschisten, die hier, unter Vorsitz des geflohenen Altnazis Von Geisler (Jean-Pierre Jorris), allerlei böses und ekelhaftes Zeug anstellen. Nach kurzer Zeit ist nur noch Yasmine am Leben, die der Sippe "trotz ihrer unreinen Herkunft" als neue Stammesmutter dienen soll.

Einer der für ihre durch die Bank ziemlich radikale Anschaulichkeit berüchtigten Vertreter der neuen französischen Horrorwelle und, wie ich meine, beileibe nicht der Schlechteste. Gut, die mit der hausbackenen Geschichte einhergehenden politischen Aphorismen (die verrückten Menschenfresser stehen für die im Aufschwung begriffene nationale Rechte) ist zwar ziemlich platt und plump, aber, meine Güte, besser so ein immerhin hehres soziales Ansinnen verbreiten als gar nicht, oder? Vielleicht haben zwei, drei der gorehounds, die "Frontière(s)" geschaut haben sogar was gelernt dabei. Wäre doch gar nicht mal verkehrt. Außerdem hält sich diese kryptisch-billige Kiste mit der Politik doch halbwegs in Grenzen; im Prinzip ist Gens Film (und möchte selbiges glaube ich im Herzen auch sein) doch bloß hochglänzende, mit bösem Humor angereicherte Neo-Exploitation, samt dem mit ältesten noch bedienten Feindbild der Kulturgeschichte, und am Ende, als es mit Gens ein wenig durchgeht, sogar inklusive 'chicks with guns'.
Zum Rest: Xavier Gens nennt als Vorbilder Hoopers "TCM" und Pasolinis "Salò", wobei zumindest ersterer (und ansatzweise auch dessen Fortsetzung) sich hier mehr als offensichtlich wiederfindet. Nun ja, immerhin kann der Vatter hier noch stehen, laufen, Reden schwingen und seinen SS-Totenkopf polieren. Ansonsten wird geshuttert was das Zeug hält, aber das gehört jawohl mittlerweile zum guten Ton eines Genrefilms und hat mich nach einer Weile auch nicht weiter gestört. Dafür sind die F/X-Shots von einer seltenen Derbheit und teils doch bös intensiv - die Sache mit den Achillesfersen jedenfalls: ayayay! - und haben mich mitunter ziemlich kalt erwischt, was sich rückblickend ja häufig allzu positivierend, vielleicht gar verfälschend, auf das Gesamtbild eines Werks niederschlagen kann. Ich fand mich jedenfalls wohlgenährt und -gesättigt von diesem gemeinen, kleinen Blutshake.

7/10

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'Zitat entfällt.' Jep. Hatte trotz 5 Jahre Französisch keine Chance bei dem Film, dreckiger Slang.
Mir gehen diese französische Terrorfilme überhaupt nicht ab, auch gerade diese sozialkritische Note fand ich sowohl bei Frontieres, als auch A l'inérieur, als auch Martyrs ziemlich unnötig. Ein Zusammenhang hat sich mir jedenfalls nicht erschlossen, kam mit mehr gezwungen vor, um nicht als reiner Gore-Film dazustehen. Was man dabei lernen könnte...hm...no clue.
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Dabei lernt man wohl in erster Linie was über sich selbst, und das ist - bei Gefallen des Ganzen - vermutlich wenig schmeichelhaft. Mach dir also keinen Kopf ;)
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Jetzt bin ich schon wieder anderer Meinung, wie nervig.

Zitat

die verrückten Menschenfresser stehen für die im Aufschwung begriffene nationale Rechte

Gar so selbstverständlich finde ich das nicht, auch bezweifle ich, dass man von dem Film etwas lernen könnte. Von Geisler sah ich z.B. als übriggebliebenes Relikt einer vergangenen Zeit, untergetaucht, ein primitives Gewaltregime ausübend, das mit Faschismus nichts zu tun hat außer den hohlen Phrasen und der Machtausübung. Die sog. "neue Rechte" wird, soweit ich das der frz. Presse entnehmen konnte, dort auch eher im gutsituierten, intellektuell angehauchten Milieu verortet, als in irgendwelchen primitiven Hinterwäldlerbirnen.

Die von Bob genanntgen Terrorfilme finde ich in ihrer Art zu unterschiedlich, um sie so zusammennehmen zu können. Ich verstehe den Vergleich auch nicht ganz, sage frech, das sei eine unhaltbare Behauptung, und bitte um Aufklärung. :)
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:popcorn:
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Bastro sagte am 12. August 2010, 21:26:

Jetzt bin ich schon wieder anderer Meinung, wie nervig.

Gar nicht :)

Bastro sagte am 12. August 2010, 21:26:

Zitat

die verrückten Menschenfresser stehen für die im Aufschwung begriffene nationale Rechte

Gar so selbstverständlich finde ich das nicht, auch bezweifle ich, dass man von dem Film etwas lernen könnte. Von Geisler sah ich z.B. als übriggebliebenes Relikt einer vergangenen Zeit, untergetaucht, ein primitives Gewaltregime ausübend, das mit Faschismus nichts zu tun hat außer den hohlen Phrasen und der Machtausübung. Die sog. "neue Rechte" wird, soweit ich das der frz. Presse entnehmen konnte, dort auch eher im gutsituierten, intellektuell angehauchten Milieu verortet, als in irgendwelchen primitiven Hinterwäldlerbirnen.

Nun, das empfinde ich nicht als sonderlich kryptisch kodiert. Ein klassisches Merkmal der Satire ist doch die rigorose Brüskierung und Verballhornung des Objekts. Und wie kann man üblen, Armani tragenden Neofaschos wirkungsvoll in den Arsch treten? Indem man sie als inzestuös derangierte Hinterwäldler, Kannibalen und Geisteskranke darstellt - ich finde die Idee ziemlich reizvoll. Was der eine oder andere intellektuell nachrangige Zuschauer aus "Frontiere(s)" lernen kann, liegt darüberhinaus ebenfalls auf der Hand: dass Nazis gottverdammte Arschlöcher sind. Soll ja zuweilen noch immer junge Leute geben, die das nicht wissen. Die Holzhammerdidaktik des Films halte ich in diesem Punkt auch für keineswegs unangebracht.

Bastro sagte am 12. August 2010, 21:26:

Die von Bob genanntgen Terrorfilme finde ich in ihrer Art zu unterschiedlich, um sie so zusammennehmen zu können. Ich verstehe den Vergleich auch nicht ganz, sage frech, das sei eine unhaltbare Behauptung, und bitte um Aufklärung. :)

Nun, simplifiziert, subsummiert: Alle kommen sie aus Frankreich (nimmt man Du Welz noch mit hinzu aus französischsprachigem Gebiet), alle sind sie grenzwertig brutal bis transgressiv in ihrer Wirkung, alle signalisieren sie eine neue Tendenz im französisch(sprachig)en Kino zur Ausweitung visueller Grenzen (sic!). Ist das denn so abwegig? :D
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C'est ca! Merci monsieur Fünxton. :fabse:

En plus, kommen zumindest* Frontieres und Interieur mit Vorstadt-Ausschreitungen im Gepäck an, was wohl dem Gore-Festessen einen zusätzlichen Geschmack verleihen soll (inwiefern hat sich mir nicht erschließen wollen). Vermute mal, die wollten damit à la Aja würzen.
*Martyrs habe ich vorzeitig beendet.
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Funxton sagte am 13. August 2010, 10:17:

Bastro sagte am 12. August 2010, 21:26:

Jetzt bin ich schon wieder anderer Meinung, wie nervig.

Gar nicht :)

:blush:

Zitat

Bastro sagte am 12. August 2010, 21:26:

Zitat

die verrückten Menschenfresser stehen für die im Aufschwung begriffene nationale Rechte

Gar so selbstverständlich finde ich das nicht, auch bezweifle ich, dass man von dem Film etwas lernen könnte. Von Geisler sah ich z.B. als übriggebliebenes Relikt einer vergangenen Zeit, untergetaucht, ein primitives Gewaltregime ausübend, das mit Faschismus nichts zu tun hat außer den hohlen Phrasen und der Machtausübung. Die sog. "neue Rechte" wird, soweit ich das der frz. Presse entnehmen konnte, dort auch eher im gutsituierten, intellektuell angehauchten Milieu verortet, als in irgendwelchen primitiven Hinterwäldlerbirnen.

Nun, das empfinde ich nicht als sonderlich kryptisch kodiert. Ein klassisches Merkmal der Satire ist doch die rigorose Brüskierung und Verballhornung des Objekts. Und wie kann man üblen, Armani tragenden Neofaschos wirkungsvoll in den Arsch treten? Indem man sie als inzestuös derangierte Hinterwäldler, Kannibalen und Geisteskranke darstellt - ich finde die Idee ziemlich reizvoll. Was der eine oder andere intellektuell nachrangige Zuschauer aus "Frontiere(s)" lernen kann, liegt darüberhinaus ebenfalls auf der Hand: dass Nazis gottverdammte Arschlöcher sind. Soll ja zuweilen noch immer junge Leute geben, die das nicht wissen. Die Holzhammerdidaktik des Films halte ich in diesem Punkt auch für keineswegs unangebracht.


Ich mag völlig falsch liegen, aber diesen Film als Satire zu lesen, war mir nicht vergönnt. Ich fand ihn doch recht ernst gestaltet. Klar, von Geisler kann als Satiremarker interpretiert werden. Ich fand ihn aber eigentlich eher als Tomaten-Petersiliengarnitur neben dem Schnitzel drapiert. Nicht umsonst erregte sich so mancher über die "falsche" deutsche Aussprache des Nazis (ein andrer, btw intererssanter Aspekt). Allenfalls das übliche Abhaken der Genrestandards kann ich als satirischen Verweis nachvollziehen - die Distanzlosigkeit (also Ernsthaftigkeit), mit der sich der Film seinem Sujet widmet, erscheint mir ganz unsatirisch.
Du kannst Dir denken, dass ich also Deiner interpretative Übertragungsleistung der "Verballhornung des Objekts" nicht zustimmen kann. Ich habe das anders wahrgenommen, dieser metaphorische Gehalt hat sich mir nicht erschlossen. Ich werd ihn daraufhin aber nochmal anschauen. :)

Zitat

Bastro sagte am 12. August 2010, 21:26:

Die von Bob genanntgen Terrorfilme finde ich in ihrer Art zu unterschiedlich, um sie so zusammennehmen zu können. Ich verstehe den Vergleich auch nicht ganz, sage frech, das sei eine unhaltbare Behauptung, und bitte um Aufklärung. :)

Nun, simplifiziert, subsummiert: Alle kommen sie aus Frankreich (nimmt man Du Welz noch mit hinzu aus französischsprachigem Gebiet), alle sind sie grenzwertig brutal bis transgressiv in ihrer Wirkung, alle signalisieren sie eine neue Tendenz im französisch(sprachig)en Kino zur Ausweitung visueller Grenzen (sic!). Ist das denn so abwegig? :D
Ja, wie könnte ich da nicht zustimmen. :oskar: Mir ging es doch um den von Bob angesprochenen sozialen Aspekt!
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Bob sagte am 13. August 2010, 20:15:

C'est ca! Merci monsieur Fünxton. :fabse:

En plus, kommen zumindest* Frontieres und Interieur mit Vorstadt-Ausschreitungen im Gepäck an, was wohl dem Gore-Festessen einen zusätzlichen Geschmack verleihen soll (inwiefern hat sich mir nicht erschließen wollen). Vermute mal, die wollten damit à la Aja würzen.
*Martyrs habe ich vorzeitig beendet.
Was ist daran falsch, einen Film im "Jetzt" zu verorten? Das Thema wird dann ja in allen Filmen völlig fallengelassen. Ich sehe da nirgends eine vorgetäuschte Sozialkritik. :haeh:
(Wobei das nicht ganz stimmt; A L'INTERIEUR habe ich als Raumkonzept-Film gesehn, und da fügt sich die Bedrohung des öffentlichen Raumes (als äußerste Erscheinung des Phänomens) durch die Randalierer (aus dem eigenen Innern des Systems) durchaus ins Gesamtkonzept des Films).
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Dein Zugang zu A L'INTERIEUR hat schon was (den ich btw von den drei genannten Filmen als einzigen für nicht unbedingt unsehenswert halte, zumindest wird mir da die interessante Soundkulisse im Gedächtnis bleiben). Mit deiner Sichtweise lässt sich sogar das grausame Ende als logische Zuspitzung betrachten. Mein Problem dabei wäre, dass Gewalt generalisiert wird. Ich sehe schon einen grundlegenden Unterschied zwischen dem Gewalt-Ventil frustrierter Vorstadt-Kids und dem manischen Geschlitze eines Psycho-Killers. Auf mich hat das so gewirkt, als hätte diese Parallele mehr der Parallele wegen ihren Weg in den Film gefunden ('Wir verbinden unser Script noch mit aktuellem Bezug, damit der Film nicht nur von Gorehounds wahr genommen wird'). Aber gut, ich habe ihn nur einmal gesehen und vielleicht war ich aufgrund der derben Effekte anderweitig einfach nicht aufmerksam genug. Ein zweites Mal werde ich mir aber ersparen, dafür bin ich zu empfänglich für Fremdschmerzen. :blush:
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Meinen Standpunkt kannst Du hier auch etwas ausführlicher nachlesen. Wobei ich die Raumgestaltung noch um den oben erwähnenten öffentlichen erweitern würde, und somit auf ganze 5 käme. A L'INTERIEUR also nicht nur örtlich verstanden, sondern als Richtung: in das Innere hinein.
Und ja, "sogar" das grausige Ende ist richtig: es ist eine letzte Konsequenz des Konzepts.

Zitat

Mein Problem dabei wäre, dass Gewalt generalisiert wird. Ich sehe schon einen grundlegenden Unterschied zwischen dem Gewalt-Ventil frustrierter Vorstadt-Kids und dem manischen Geschlitze eines Psycho-Killers.
Nee, die Gewalt ist nicht das tertium comparationis; es ist das Vordringen in immer (auch fremde und zugleich vor allem) privatere Räume. Die Gewalt kann je nach "Ebene" unterschiedlich ausfallen.

Zitat

Auf mich hat das so gewirkt, als hätte diese Parallele mehr der Parallele wegen ihren Weg in den Film gefunden ('Wir verbinden unser Script noch mit aktuellem Bezug, damit der Film nicht nur von Gorehounds wahr genommen wird').
Warum unterstellst Du etwas, was Du nicht wissen kannst? Wieso nimmst Du den äußeren Rahmen nicht einfach für das, was er ist? Ein aktueller Bezug zum Hier und Jetzt. Ich bezweifle, dass sich jemand den Film anschaut, weil zu Beginn kurz das Thema "Banlieue" angeschnitten wird. Dieser Film hat meiner Meinung nach, wie sicher deutlich geworden ist, trotz seiner Gewalt nichts mit Gorebauerntum zu tun. Ich halte ihn für einen absoluten Glücksfall in der Suppe des brutalisierten Genrefilms, ein wirklich ganz herausragendes Ereignis. Besser sogar als der visuell großartige MARTYRS, den ich sehr schätze und zugleich sehr verachte.
Man kann übrigens auch die Augen zumachen, wenn's zu heftig wird. Mache ich auch. B) Da ist der Film halt noch etwas konsequenter als ich mit meiner Plaisirerwartung. :) (Nun sind wir aber etwas abgedriftet..)
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Mit dem 'sogar' wollte ich das Ende (mit oder ohne deiner vorgestellten Sichtweise) nicht abwerten. War wohl mehr meine Scheu diesen Gipfel der Brutalität (immer noch ohne Wertung! ;) ) ohne Signalwort mit Hinweis auf Humanität als nüchterne Konsequenz darzustellen.
Aus dem tertium dingsbums werde ich in Bezug auf deine Aussage nicht recht schlau. Muss hier mal nachfragen, ob 'Die Gewalt kann je nach "Ebene" unterschiedlich ausfallen.' eine Quintessenz darstellen soll? Also die Frage ganz ehrlich, weiß gerade nicht wie ich das zu verstehen habe. Logischerweise dürfte es keine sein, weil du dann beim tertia dings gelandet wärst. Gut, wenn nicht, dann besteht also kein Zusammenhang zwischen den Gewalt in den Vorstädten und der Gewalt, die auf der Scheren-Party stattfindet. Wozu dann also in den Film integrieren? Ein Pochen auf Anti-Intentionalismus würde hierbei bei mir nicht ziehen, es ist ja nicht so, als wäre das TV-Programm, mit welchem die Dame in den Schlaf entgleitet, rein zufällig gewählt worden.
Und beim letzten Ding, okay. Aber ich habe auch nicht wirklich unterstellt, ich sprach von der Wirkung auf mich. Ist ja auch egal, geht ja nicht ums Recht haben. Wenn du in diesem Aspekt meine Suche nach Intention tolerieren könntest, wäre ich nur zu gerne bereit, Argumente oder Gedanken dazu aufzunehmen. Dass das jetzt einfach so ist, weil es aktuell war, will nicht an mich. Zumindest würde ich das dann als schwaches Glied im Drehbuch bewerten, weil man sich damit einer zusätzlichen Kontroverse bedienen würde, die der Rest des Films gar nicht nötig hat. So in Richtung doppelt hält besser.
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