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Ubaldo Terzanis Schreibstube Volume 2

Hier polemisiert der Meista!

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407 เที่ยวบินผี


407 เที่ยวบินผี Dieser Film hätte soo geil werden können! Dieser Film hätte soo scary werden können! Ausgangssituation: Auf einem Inlandsflug treten paranormale Erscheinungen auf; nach und nach sterben Passagiere und Crew; das Flugzeug fliegt führerlos; die verbleibenden Passagiere und Flugbegleiter kämpfen um ihr Leben und gegen die Geister. Diese Prämisse ist natürlich toll, weil sie den Figuren jegliche Fluchtmöglichkeit nimmt: Man ist mit paranormalen Erscheinungen in einer 100-sitzigen fliegenden Blechbüchse gefangen und kann dem schieren Horror somit nicht ausweichen, muss sich ihm stellen, und das führerlose Flugzeug will auch noch unter Kontrolle gebracht werden. Daraus hätte man einen krass atmosphärischen und beklemmenden Horrorfilm kredenzen können. Ich gucke ja nun sehr viele Horrorfilme, aber so eine clevere und Grauen-versprechende Ausgangssituation wie die von 407 DARK FLIGHT ist mir persönlich noch nicht untergekommen: Mit Geistern im führerlosen Flugzeug eingesperrt - toll.

Und da frage ich mich doch ernstlich: Warum um Gottes Willen machen die Filmemacher aus so einer geilen Prämisse so einen verschissen schlechten Film?!?! Ein Gefühl von Horror kommt in diesem submedioker inszenierten, überkandidelten und Atmosphäre-freien Film absolut nicht auf. Die inkohärente Storyline hat weder Hand noch Fuß, die Figuren sind langweilige Abziehbildchen von 70er- und 80er Jahre-Flugkatastrophenfilm-Stereotypen und führen da über den Wolken eine imbezile Fluggast-Posse auf; anders kann man die Ereignisse während des Fluges echt nicht bezeichnen. Als Comic Relief fungiert zudem eine Klischee-Tucke von Flugbegleiter, was dem Film zu allem Übel noch eine diskriminierende Note verleiht. Und vor allem: Das Ganze ist von den Filmemachern so planlos umgesetzt dass ich in dieser selbsternannten "Horrorkomödie" weder gelacht, geschweige denn Anspannung, Grusel oder Schrecken verspürt habe. Und wenn ein Horrorfilm es nicht schafft, mir ein unbehagliches Gefühl bei der Betrachtung zu verpassen, dann hat er sein Ziel kläglich verfehlt.

Ubaldo gibt das erste Mal seit Bestehen seines FTBs folgende Bewertung:

0/10 :bart:

hirnfurz nicht korrekturgelesen

Scheißendreck


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DICTADO


DICTADO Ein Lehrerehepaar nimmt die Tochter eines ehemaligen Kumpels des Ehemannes zu sich in Pflege, nachdem dieser sich umgebracht hat. Das Mädchen sagt ihrem neuen Pflegevater unverblühmt, sie sei die Reinkarnation von Clara. Clara war eine Jugendbekanntschaft des Lehrers, und durch einen dummen Jugendstreich hat er ihren Tod mitverursacht. Nun hat er Angst dass sie seine Pflegetochter - die tatsächlich aussieht wie die Clara von früher - Rache üben wird.

Der Film zeigt eindrucksvoll wie ein Pflegekind ins Lebenszentrum einer Frau rückt so dass sie kaum noch Augen für etwas anderes hat, worunter die Ehe immer mehr leidet. Auch die Eifersucht des Mannes wird thematisiert, der in dem Kind gleich eine doppelte Bedrohung sieht: Gefährdung seiner Ehe und Gefährdung seines Lebens. Je größer seine Ängste werden, desto irrationaler und impulsiver wird sein Verhalten, womit er irgendwann seine Frau gegen sich aufbringt. Nach 2/3 des Films erfolgt ein Plot Twist, über den hier nichts geschrieben werden sollte (und nein, es ist nicht der Twist, an den man bei so einem Film automatisch denkt, sondern ein völlig anderer und - zumindest für mich - nicht absehbarer), was dem Film erlaubt, in seinem letzten Drittel verschiedene Arten von Manipulation zu verhandeln. Das macht diesen Horror/Drama-Film psychologisch interessant, und DICTADO hat wesentlich mehr Substanz als die meisten anderen aktuellen Horrorfilme. Eine willkommene und überraschende Abwechslung.

Zudem muss man sagen dass hier wirklich verstanden wird, dem Zuschauer ein unbehagliches Gefühl zu geben. Der Aufbau der langsamen, creepigen Horrorszenen ist sehr effektiv, ohne effekthascherisch zu sein, und man verspürt echten Grusel, obwohl eigentlich nichts passiert. Der Film spielt geschickt mit der Figurenwahrnehmung der Zuschauer und erzeugt daraus vorurteilsbelasteten Grusel. Chapeau.

Summa Summarum ein spannender, dramatischer, hochgradig unheimlicher und psychologisch interessanter Horrorfilm, lan, der aus der großen Masse aktueller Genre-Beiträge hinausragt.

7,5/10

hirnfurz nicht korrekturgelesen


P.S. Und Barbara Lennie, die hier die Ehefrau spielt, ist einfach zum niedaknien

Drama Psychologie Horror Thriller Ehekrise Kind


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FEE, LA


FEE, LA Vielleicht geben sich die Filmemacher (die gleichzeitig die Hauptdarsteller sind) tatsächlich zu viel Mühe, dem Zuschauer gefällig zu sein. Ich kann jedenfalls verstehen dass manche Zuschauer den ein oder anderen Gag und die ein oder andere charmante oder emotionale Situation als zu gewollt und zu anbiedernd empfinden. Aber ich finde, wer so viel Kreativität und Phantasie an den Tag legt wie die Truppe von LE FEE, dem sei die ein oder andere nervige Szene verziehen. Insgesamt ist der Film nämlich genau das: bezaubernd.

Der Nachtportier eines heruntergekommenen Hotels in Le Havre trifft eine Frau namens Fiona, die sich als Fee ausgibt und ihm 3 Wünsche erfüllen will. Sie verlieben sich, doch sie wird wieder in die Psychatrie eingewiesen. Er will sie befreien. Gleichzeitig sucht ein britischer Gast des Hotels seinen entlaufenen Hund, und 3 junge Schwarzafrikaner wollen illegal nach England.
Das klingt simpel erzählt, ist in der Ausführung aber sehr stark. Erstmal kommt dieser Film mit sehr wenigen Dialogen aus. Die Interaktion der Figuren findet hauptsächlich durch Gestik und Mimik, durch Slapstick, durch Ausdruckstanz und Pantomime statt, und Zuschauer die sich in der Filmgeschichte mehr auskennen als ich, können auf Entdeckungsreise gehen, welche Slapstick-Künstler und Filme hier reminisziert werden. Der ganze wortlose Gefühlsausdruck versprüht schon sehr viel Charme, wie auch die altertümlichen Filmtricks und Spezialeffekte von LE FEE, die an längst vergangene Filmtage gemahnen. Die Macher von THE ARTIST müssten angesichts LE FEE eigentlich vor Scham im Boden versinken. >>

Eingefügtes Bild

Charmante Filmtricks von anno dazumal im Jahre 2012


>> Überhaupt ist in diesem körperbetonten Film sehr viel in Bewegung. Sehr stark ist beispielsweise die ausgedehnte Verfolgungsjagd zu Fuß, als Fiona durch die Fußgängerzone verfolgt wird vom Sicherheitspersonal gleich mehrerer Geschäfte, und immer mehr dazu kommen. Das ist schon sehr witzig. Richtig wahnwitzig ist aber erst das Katz und Maus-Spiel mit den Bullenschweinen oder auch die Verfolgungsjagd zwischen Roller und Mercedes.

Die herunterkommenen Gegenden von Le Havre lässt LA FEE geradezu poetisch wirken, und innerhalb der Erzählung verschwimmen ständig die Grenzen zwischen Realität und Phantasie. Manche Szenen sind surreal, andere schlicht unreal bis magisch. Das hat schon Flair und Stil. Und ob die selbsternannte Fee Fiona nun wirklich eine Fee ist oder nur eine Kranke, weiß der Kuckuck. Hauptsache, sie ist eine herzliche, liebenswerte Person. >>

Eingefügtes Bild

Manche Liebe können nicht mal die Bullenschweine auseinanderbringen


>> Summa Summarum also ein Film, in dem es viel zu sehen und zu staunen gibt. Ein sehr bezaubernder Film, mit viel Humor und einer anrührenden, herzlichen Liebesgeschichte. Ein Film, der respektvoll, aber witzig, mit seinen Vorbildern umzugehen scheint. Und zu guter letzt: Ein Film, der seinen Darstellern mimisch und vor allem körperlich sehr viel abverlangt. Ubaldo zufrieden ist.

knapp 8/10

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Komödie Drama Slapstick Tanz Liebe Verfolgungsjagden Baby Hund


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KAREN LLORA EN UN BUS


KAREN LLORA EN UN BUS Ohne funktionierende soziale Sicherungssysteme kann es keine Freiheit des Individuums geben, und entgegen aller liberaler und konservativer Ideologien ist es schwer bis unmöglich, sich eigenverantwortlich aus Armut zu befreien. Die schlecht ausgebildete Karen hat die Wahl zwischen zwei Lebensentwürfen: Sie kann als Hausfrau bei ihrem Mann bleiben, was finanzielle Sicherheit, aber auch Abhängigkeit und Demütigung bedeutet. Oder sie kann sich trennen, frei sein, aber finanziellen und sozialen Abstieg in bittere Armut in Kauf nehmen; Hilfe von ihrer erzkonservativen Mutter kann sie nicht erwarten. Sie entscheidet sich für Letzteres, also für ihre Unabhängigkeit, und der Film zeichnet ihren knochenharten, aufwühlenden Weg am unteren Ende der Gesellschaft, an dessen Ende sich mit viel Glück tatsächlich Selbstverwirklichung und echte Unabhängigkeit abzeichnet.

Viel vom Zuschauer abverlangt wird hier nicht. Zwar ist das Ganze einerseits zurückhaltend dezent erzählt und inszeniert, aber der Film wedelt andererseits ständig überdeutlich mit etablierten Bedeutungs-Codes des Arthouse-Kinos, so dass alles immer sofort klar ist und man sein Hirn nicht großartig einschalten muss. Das ändert aber nichts daran dass der Film berührend ist und man Empathie mit der Hauptprotagonistin und menschliches Interesse für ihre Situation empfindet. Dieser Ausflug ins kolumbianische Präkariat brennt sich unweigerlich im Kopf ein, lan, so dass der Film durchaus Nachwirkung hat. Für ein Regiedebut ist das mehr als nur passabel (wenngleich viel von der Wirkung des Films der Hauptdarstellerin Angela Carrizosa zu verdanken ist), und die Probleme mit der Überdeutlichkeit/Plakativität kann Gabriel Rojas Vera in zukünftigen Filmen immer noch in den Griff bekommen.

7/10

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Drama Trennung Bourgeoisie sozialer Abstieg Armut Würde Selbstfindung Freundschaft Freiheit


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WAY, THE


WAY, THE Ein gutbürgerlicher amerikanischer Augenarzt fährt nach Südfrankreich, um die Leiche seines Sohnes abzuholen, der auf dem Jakobsweg tödlich verunglückt ist. Dort eingetroffen kommt er auf die Idee dass er, anstatt in Trauer und Lethargie zu versinken, den Pilgerweg seines Sohnes fortführen und seine Asche unterwegs verstreuen könnte. Also macht er sich auf, die mehreren Hundert Kilometer nach Santiago de Compostela zu Fuß zu bestreiten. Das ist gut für uns Zuschauer, denn so müssen wir dem Mann nicht beim Weinen und Trauern zusehen, sondern sehen Verlust-Bewältigung in Form einer selbstfinderischen Wanderung, die mal anrührend und herzlich, mal dramatisch, mal poetisch und oft unheimlich lustig ist. Unterwegs lernt er (der übrigens ein kautziger Griesgram ist) eine traumatisierte Kanadierin, einen fetten, dauerbekifften Holländer und einen egomanischen Iren kennen. Zu Viert bestreiten sie den mühsamen Weg und müssen unterwegs viele Abenteuer und Konflikte bestehen. Am Ende des meditativen Weges erfährt jeder von ihnen seine persönliche Selbstfindung, und der amerikanische Augenarzt kann Frieden mit dem Verlust seines Sohnes schließen.

Bis auf die allzu pathetischen imaginierten Sequenzen, wo der Vater seinen toten Sohn auf dem Pilgerweg vor seinem geistigen Auge sieht und mit ihm spricht (abgeschmackter geht's wohl nicht, oder was?!) und bis auf das allzu aufgesetzte, sinnfrei in den Film gequetsche und arg plakative Plädoyer gegen Vorurteile gegenüber den Zigeunern macht dieser episodenhafte Film aber fast alles richtig. THE WAY ist ein sehr schönes, abwechslungsreiches und emotional ansprechendes Werk, das in seinen 2 Stunden keine Langeweile aufkommen lässt, durch tolle Dialoge und herrliche menschliche Bewegnungen, durch viel Liebe für seine Figuren sowie durch wunderbare meditative Landschaftsaufnahmen und eine légere Personenregie glänzt. Ubaldo ist positiv überrascht von diesem feinfühligen, klugen Film über das, was im Leben wichtig ist - auch wenn den Filmemachern manchmal die Pferde durchgehen und in manchen Szenen Klischees und Pathos anzutreffen sind.

8/10

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hiking trail movie Drama Komödie Trauer Begegnungen Polizeibrutalität Dope Freundschaft


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AMAZING SPIDER-MAN, THE


AMAZING SPIDER-MAN, THE Im Gegensatz zu Sam Raimis Spiderman-Filmen wirkt dieses Remake wesentlich bodenständiger, weniger laut, weniger bombastisch, weniger bunt. Vor allem ist das Drama des Protagonisten - der voller jugendlicher Überheblichkeit steckt und Verantwortungsbewusstsein sowie das vorausschauende Abwegen der Konsequenzen seines Tuns ernst schmerzlich lernen muss - wesentlich mehr in der Realität verankert, wie auch die Interaktion der Figuren zumindest etwas mehr Glaubwürdigkeit besitzt als in Raimis arg comichaften Filmen. Wer sich noch voller Grauen an die unerträglich pathetischen Groschenheft-Monologe über Verantwortung zurückerinnert, wird sich freuen dass Marc Webbs Remake seine Themen wesentlich subtiler transportiert (bis auf eine aufdringliche Szene über den Zusammenhalt der Gesellschaft gegen Ende des Films), wobei man konstatieren muss dass Marc Webb sich diese Zurückhaltung leicht erlauben kann, weil die meisten Zuschauer dieses Films bereits Raimis Filme gesehen haben und die behandelten Themen noch präsent haben, weshalb THE AMAZING SPIDER-MAN mit seiner etwas subtileren Herangehensweise an die ziemlich exakt gleiche Geschichte kein Risiko eingeht. Etwas feinsinniger ist auch der Humor, und der Verzicht auf all zu redundante Action-Szenen überrascht ebenso positiv wie Garfields Darstellung des Peter Parker irgendwo zwischen intellektuellem Nerd, jugendlich unreifem Rambo und sympathischem Tollpatsch (kein Vergleich zu dem weinerlichen Paselacken, der Peter Parker in Raimis Filmen gespielt hat).

Diese positiven Punkte stelle ich übrigens nur aus einer gewissen Objektivität heraus, nicht weil ich sie sonderlich großartig fand. Natürlich muss man uneingeschränkt anerkennen dass Marc Webb die hinlänglich bekannte Spiderman-Geschichte in einen bodenständigeren und realistischeren filmischen Kosmos übersetzt und einen Film geschaffen hat, der tatsächlich eigenständig und vor allem völlig anders ist als die von Sam Raimi. Trotzdem fand ich THE AMAZING SPIDER-MAN langweilig, zäh und schlicht zu banal, um anregend zu sein. Sorry, das hat mich alles nicht interessiert, das hat mich alles nicht gepackt, das hat mich nicht involviert.
Ein ödes ethical cautionary tale über Teenager-Selbstendeckung kann man wie Raimi oder wie Webb inszenieren. Es bleibt aber ein ödes ethical cautionary tale über Teenager-Selbstentdeckung, das dem erwachsenen Zuschauer meiner Meinung nach zu wenig bietet.

3/10

hirnfurz nicht korrekturgelesen

Drama Komödie Action coming of age Selbstentdeckung Comic Remake Held Verantwortung ethisches Handeln


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DEVIL INSIDE ME, THE aka DEVIL SEED


DEVIL INSIDE ME, THE aka DEVIL SEED Filme, in denen jemand vom Teufel oder von nem Dämon besessen wird, gibt es wie Sand am Meer. Auch DEVIL INSIDE ME kann diesem Subgenre nichts hinzufügen. Dennoch ist er recht kurzweilig, weil die Horrorszenen zum Teil spannend aufgebaut sind, den Betrachter zu erschrecken vermögen und tatsächlich im Gedächtnis bleiben. Vor allem wird die Angst der Protagonistin und ihre Zweifel an der eigenen geistigen Zurechnungsfähigkeit gut transportiert; und tatsächlich kann immer und überall - selbst am helligten Tage an menschenbefüllten Orten - der schiere Horror über die Frau hereinbrechen, und sie weiß bis zu einem gewissen Zeitpunkt nicht, ob das real ist oder nur ihrem Hirn entspringt. Hier wird also durchaus passabler, wenn auch nicht herausragender, Horror und Grusel geboten. Auf der anderen Seite gibt es aber Szenen wie das Gespräch zwischen College-Professor und seinem Vater, das dermaßen beschissen gescriptet und von den Darstellern dermaßen debakulös gespielt wird dass es der Sau graust. Überhaupt sind die meisten Dialoge dümmlich, die Figuren-Konstellation und -Interaktion trivial und klischeehaft und der Verlauf der Plotte semi-dilettantisch konstruiert. Letztendlich lebt dieser Film bloß von den erwähnten effektiven Horrorszenen, und davon dass die Darstellerinnen entweder nackt oder mit tiefen Dekoltees rumlaufen. Für einen zwar seichten, aber durchaus kurzweilig cremigen Filmabend ist DEVIL SEED also ganz gediegen.

6/10

hirnfurz nicht korrekturgelesen

Horror Besessenheit Satan Angst Titten


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SONNER AV NORGE


SONNER AV NORGE Etwas zu explizit und offensichtlich wird die Botschaft des Films - eine Gesellschaft profitiere von unterschiedlichen Meinungen, Lebensstilen und dem Vorhandensein von Nonkonformisten - artikuliert. Ansonsten macht diese norwegische Tragikkomödie, in der es unter anderem um die Tücken des Erwachsenwerdens geht, aber vieles richtig. Der Protagonist Nikolaj flüchtet sich nach dem Tod seiner Mutter in die Punk-Kultur, während sein Vater am Verlust seiner Ehefrau zu zerbrechen droht. Der Film ist eine erstaunlich gelungene Mischung aus Coming of Age-Film, Vater-Sohn-Drama, Gesellschaftskommentar und Sittenbild des 1970er Norwegens.

Recht ausgeglichen zwischen krass derbem Humor und anrührender Tragik pendelnd ergibt der Film ein fast durchgängig interessantes und involvierendes Ganzes. Bemerkenswert für so eine relativ kleine Produktion ist die Liebe und Mühe, die in den 70er Jahre-Retrolook investiert wurde. Das bezieht sich nicht nur auf das Erscheinungsbild der Filmbilder, sondern vor allem auch auf die Requisiten, Kulissen, etc, von denen es erstaunlich viele gibt. Anachronismen sucht man vergeblich und man merkt wie viel Sorgfalt diese Filmproduktion in den Retro-Loop gesteckt hat. Bemerkenswert ist auch die ein oder andere Szene, die ins Surreale abgleitet.

Das Jugend- und Vater-Sohn-Drama mag vielleicht, wie die Presse zurecht kritisiert, nicht ganz rund sein. Es beinhaltet aber eine Unmenge an denkwürdigen und einprägsamen Stationen und Situationen und überzeugt mit den liebenswert skurrilen Menschen, die den Film bevölkern. Die triste Atmosphäre einer norwegischen Plattenbau-Plansiedlung vermag der Film ebenso lebendig zu transportieren wie jugendliche Aufbruchstimmung und Melancholie. Atmosphärisch ist dieser kleine, rauhe und obszöne Film also topp, und mit seiner Mischung aus Skurrilität, Humor, Tragik und Illustrierung von (gesellschaftlichem) Wandel versus Konsevatismus trifft er durchaus einen Nerv. Doch, der Film nimmt einen mit, und Ubaldo hat das alles gerne gesehen.

8/10

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Punks Hippies Bourgeoisie Vater-Sohn Dope schlechte ärztl. Nachrichten Sex Pistols Gesellschaftskommentar kleinbürgerlicher Lynchmob FKK Witwer anti-autoritäre Erziehung God Save The Queen Jugend Erwachsenwerden


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2 DAYS IN NEW YORK


2 DAYS IN NEW YORK Nun, biatchez, man kann an diesem Film so einiges kritisieren, wenn man will. Den Umstand dass der Film eher durch seine Einzelszenen denn als Ganzes funktioniert. Den Umstand dass July Delphi nicht wirklich virtuos hinter der Kamera ist. Den Umstand dass die Erzählung bei Licht betrachtet recht banal ist. Aber scheiß der Hund drauf, lan. Ubaldo hatten selten so viel Spaß an einem Film dieses Jahr! 2 DAYS IN NEW YORK ist ein sehr charmanter, herzlicher Film voller skurriler Figuren mit ihren Ticks, Macken, Problemchen und Befindlichkeiten.Was da ständig an absurden humoristischen Situationen geschaffen wird, ist total abgefahren, clever und saulustig. Die Prämisse ist dabei denkbar simpel: Die Familie kommt aus Frankreich nach New York, um die Tochter/Schwester und deren schwarzen Ehemann zu besuchen; es kommt zum clash of cultures. Was Julie Delpy aus dieser einfachen Ausgangssituation dann im Laufe des Films alles herausholt, ist wirklich super und wahnsinnig vielfältig. Dieser Film - der es übrigens schafft, New York ein französisches Flair zu verleihen - geht es einerseits um familiäre Beziehungen und Beziehungsprobleme, andererseits um die Befindlichkeiten und Selbstzweifel einer Frau Ende 30 (Delpy). Die Mischung aus sympathischem Rumgemenschel und Balken-biegendem Humor macht den Film sehr charmant und erquickend. Ubaldo hatte seine helle Freude. Die charmante, charismatische Julie Delpy macht vielleicht keine Meisterwerke, aber sie macht charmante, charismatische Filme, die sehr leicht wirken.

9/10 -- Anwärter auf Ubaldos Top 10 aus 2012

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clash of cultures Komödie Familie Konflikte abgefahrener Humor hübsche Französin Dope


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HASTA LA VISTA


HASTA LA VISTA Ein querschnittsgelähmter Rollstuhl-Fahrer, ein 3/4-Blinder und ein tödlich krebskranker Rollstuhl-Fahrer wollen endlich ihre Jungfräulichkeit verlieren und organisieren gegen den Widerstand ihrer Eltern eine Reise von Belgien nach Spanien zu einem Puff, der sich auf behinderte Freier spezialisiert hat. Blöderweise stellt sich heraus dass Claude, der extra hierfür engagierte Fahrer/Krankenpfleger, kein Mann sondern eine Frau ist...

Im Gegensatz zur kürzlich erschienenen seichten französischen Behinderungs-Dramödie INTOUCHABLES zeigen die Macher dieses belgischen Films sehr eindrücklich die Schwierigkeiten des Lebens mit einer Behinderung. Zudem haben sie sichtlich ein Herz für ihre 3 Hauptfiguren und achten darauf dass der im Film reichlich vorhandene Humor sie nicht bloßstellt oder entwürdigt.

Ansonsten fälllt Ubaldo nicht viel Positives zu diesem filmästhetisch mittelprächtig inszenierten Film ein. Lustig gemeinte Plot-Wendungen und Enthüllungen gibt es auf dem Road Trip reichlich. Dumm nur dass wirklich jede einzelne von ihnen zehn Meilen gegen den Wind vorhersehbar ist und der Film dadurch völlig unüberraschend und spannungsarm bleibt. Ebenfalls die Konflikte, die Prüfungen, welche die Freundschaft der Drei auf der Reise überstehen muss, sind im Grunde genommen altbekannt und werden zudem nicht zu Ende geführt, weil eine melodramatische Zuspitzung am Strand mit kitschiger Sonnenaufgangs-Kulisse dazwischen kommt. Wer ein wirklich gutes Road Trip-Freundschaftsdrama sehen möchte, der gucke lieber den holländischen Film RABAT.
Als der Kleinbus schließlich im Puff ankommt, entpuppt sich die ganze Prüderie des Films: 90 Minuten lang übers Ficken und über Titten gefaselt, und was ist? Keine nackte Titte im Puff weit und breit.

Nichtsdestotrotz schafft der Film es, einigermaßen sympathisch zu sein. Die drei Behinderten und ihre Begleiterin sind wirklich gut ausgestaltete Figuren, über den Humor des Films musste ich mehrmals schmunzeln. Insgesamt ist HASTA LA VISTA also ...nett. Warum dieser Film international so sehr übern Klee gelobt wird, verstehe wer will. Nimmt man die Behinderungs-Thematik weg, ist das nur eine leicht überdurchschnittliche Road Movie-Dramödie über Freundschaft, die an den oben erwähnten RABAT nicht heranreicht.

5,5/10

hirnfurz nicht korrekturgelesen

road movie Drama Komödie Freundschaft Jungfrauen schlechte ärztl. Nachrichten Melodram Behinderung





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