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Ubaldo Terzanis Schreibstube Volume 2

Hier polemisiert der Meista!

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NAILBITER


NAILBITER Trotz Tornadowarnung fahren Mudda und ihre vier Töchter durch die Provinz des Mittleren Westens, um Papa, der ein G.I. ist und gerade ausm Auslandseinsatz wiederkommt, am Flughafen abzuholen. Als das Familienauto droht, vom Tornado eingeholt zu werden, suchen sie Zuflucht im Außenkeller eines Farmhauses. Nach dem Unwetter stellen sie fest dass sie im Keller eingeschlossen sind, weil irgendwas den Ausgang blockiert. Zudem merken sie dass sie nicht allein im Keller sind...

Nach der wahren Flut an dilettantisch inszenierten amerikanischen Low Budget-Horrorfilmen mit ihrem meist nichts sagenden Handkamera-Gewackel, schlampig beleuchteten Szenen und desaströsen Keyboard-Soundtracks, siktir lan, tut es mal gut, mit NAILBITERS zur Abwechslung einen niedrigbudgetierten US-Horrorfilm zu sehen, der handwerklich sauber ist, Wert auf stabile Kameraführung, flüßige Kamerafahrten, saubere Beleuchtung, Orchester-Soundtrack und im Rahmen des Budgets akzeptable Spezialeffekte legt. Dafür sind dann aber leider die Darsteller kacke und die Dialoge Murks.

Die erste Hälfte des Films ist durchaus spannend. Erst Thrill wegen des heranziehenden Twisters, dann creepige Stimmung im Keller, als noch unklar ist, wer oder was sie da gefangen hält und wie die Dinge sich weiter entwickeln werden. Dann entwickelt sich der Film aber leider zu einem prototypischen Verschworene Dorfgemeinschaft & Kreaturen-Horror, der nur leidlich interessant und überhaupt nicht scary ist. Je länger der Film dauert, desto weiter bergab geht es.
Nichtsdestotrotz: Für so nen kleenen Indie-Horror ist NAILBITERS ganz nett. Daher leicht überdurchschnittliche:

5,5/10

hirnfurz nicht korrekturgelesen

Horror Naturgewalten Provinz Gefangen


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HEMEL


HEMEL Hemel ist eine Frau Anfang 20, die zwar jeden Kerl vögelt, der nicht bei 3 auf den Bäumen ist, aber emotional abweisend ist, niemanden menschlich an sich heranlässt und den Leuten nichts zurückgibt. Diese Frau, die sich oft kleinmädchenhaft und egozentrisch verhält, hat bloß zu ihrem Vater eine tiefe Beziehung, die mindestens als semi-inzestuös zu bezeichnen ist. Von ihrem Vater, der wahrlich kein Kostverächter ist, scheint sie sich auch abgeguckt zu haben dass es toll ist, ständig seine Sexualpartner zu wechseln. Als Papa jedoch plötzlich im Rentenalter meint, die große Liebe gefunden zu haben und mit ihr zusammenzieht, distanziert er sich merklich von seiner Tochter. Die charakterlich unreife Hemel muss schmerzlich lernen loszulassen, sich der Leere in ihrem Leben zu stellen, ihr Verhalten gegenüber anderen Menschen zu überdenken, Verantwortung übernehmen und schlicht erwachsen werden.

Es ist ein psychologisch subtiler Film, der sich oft mit Andeutungen begnügt, was die ganze Sache fordernd und interessant macht. Vor allem jedoch ist ein tieftrauriger, emotionaler Film, der den Schmerz der Protagonistin sehr lebendig transportiert. Den Namen Hannah Hoekstra sollte man sich dabei merken, hadi lan, denn ihre intelligente, absolut packende und emotional differenziert ausgearbeitete Verkörperung der Hemel stellt eine der absolut besten schauspielerischen Leistungen dieses Jahr dar. :bart: Auch ansonsten überzeugt dieser atmosphärisch starke holländische Film durch seine mal melancholischen, mal verträumten Bildfolgen und seinen Elektroniksoundtrack, was alles zusammengenommen wunderbar die Befindlichkeiten der Protagonistin spiegelt.

8/10

hirnfurz nicht korrekturgelesen

Drama Sex Vater-Tochter loslassen Psychologie


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170 HZ


170 HZ Zwei taubstumme Teenager aus zwei reichen, aber dysfunktionalen Elternhäusern verlieben sich in einander und beschließen, gemeinsam wegzulaufen und erst dann wieder zurückzukommen, wenn sie ein Kind gezeugt haben, weil sie der Meinung sind dass ihre Elternhäuser sie dann nicht mehr auseinanderreißen können und ihre Liebe und das gemeinsame Kind akzeptieren müssen. Also verstecken sie sich in einem sowjetischen U-Boot-Wrack, das irgendwo an der holländischen Küste liegt. Zwar wird das Mädchen dort wie geplant schwanger, aber die große Liebe der beiden Teenager zerbröckelt immer mehr, was primär daran liegt dass Er traumatisiert ist und sich seiner Freundin nicht öffnen kann und ihr nicht beichten kann/will dass er von seinem Vater sexuell missbraucht worden ist und ihn aus Rache umgebracht hat. Er entwickelt in der Enge des U-Boots immer destruktivere Züge, was seine schwangere Freundin immer mehr zu spüren bekommt...

Wer Untertitel-Lesen hasst und keine Zeichensprache beherrscht, ist in diesem Film angeschissen, weil es keine gesprochenen Dialoge gibt. Auf der exzellenten Tonspur findet statt dessen eine Überbetonung von Umgebungsgerräuschen statt: Knarzen des Wracks, metallische Klopftöne, Wassertropfen und fließende Elektrizität verbinden sich zu einer mysthischen und bedrohlichen Tonkulisse für das psychologische Kammerspiel der beiden Teenager in der klaustrophobischen Enge und völligen Isolation des U-Boot-Wracks.
Der Film entwickelt einen faszinierenden Trance-ähnlichen Fluß, dem man sich nur schwer entziehen kann und wie gebannt zuschaut wie die Szenen mal ins Romantisch-Poetische, mal ins Surreale, mal in schieren Horror abgleiten. Eine große Wirkung erzielt auch der beachtliche Schnitt, der eine zusammenhängende Szene auch mal unchronologisch montiert und durch das "Vertauschen" von Ursache und Wirkung zusätzliche Spannung und Deutungsmöglichkeiten schafft. Neben dem sehr guten Spiel der beiden Hauptdarsteller sind es vor allem die Bilder, die etwas über die Befindlichkeiten der beiden Protagonisten aussagen. Die Filmemacher schaffen es, die jeweiligen psychischen Befindlichkeiten der Figuren in filmische Atmosphäre umzumünzen und bisweilen mit markanten, bedeutungstragenden Bildkompositionen und Farbdramaturgie ein Ausrufezeichen zu setzen. Doch leider variiert die formale Qualität des Films, was ein Störfaktor ist. Auch wirkt die zweite Hälfte mit ihren ganzen Rückblenden etwas fragmentiert, lan, und hätte wesentlich dichter sein können.
Nichtsdestotrotz: Wer ein - aus meiner dilettantischen Sicht - psychologisch akkurates Jugenddrama getragen von zwei sehr guten Darstellern und einer überdurchschnittlichen audio-visuellen Gestaltung sehen will, dem sei 170HZ wärmstens empfohlen, biatchez.


7,5/10

hirnfurz nicht korrekturgelesen

Drama Liebe Jugend handicap Schwangerschaft no spoken dialogue Zeichensprache Missbrauch Diskriminierung Trauma Geheimnisse


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PRIEST


PRIEST Es gibt ab und zu Filme, lan, die trotz (oder gerade wegen) ihrer hölzernen Inszenierung, behäbiger Dialoge sowie völliger Ironielosigkeit prima funktionieren. Die UNDERWORLD-Filme von Len Wiseman zum Beispiel. Oder jetzt PRIEST. Dieser oberflächige, aber prickelnde Film ist eine Mischung aus dystopischem SciFi (angereichert mit diversen Referenzen an bekannte Vertreter des Genres) sowie klassischem Western und handelt von einem Vampirjäger-Priester, der zum Renegaten wird und sich gegen den Willen der Kirche aufmacht, ein entführtes Mädchen zu retten und die von ihm vermutete bevorstehende Invasion der wiedererstarkten Vampire aufzuhalten.
Dieses todernste B-Filmchen mit seinem grimmigen Priester-Protagonisten, herrlich schäbigen Endzeit-Locations (man meint man Sehen des Films fast, den Staub und Dreck einzuatmen), brutalen Kämpfen und morbider, bedrückender Atmosphäre ist durchaus sehr packend und kurzweilig geraten. Zudem gefällt Ubaldo dass der Film die Plot Points schnell und oberflächlich abhandelt und sich auf das Dringliche konzentriert. Wirklich Neues wird hier zwar weder auf erzählerischer noch visueller Ebene vermittelt, aber wer Bock hat, 80 Minuten lang in hölzern schwerer Endzeit-Stimmung und brutaler, grimmiger Action zu schwelgen, dem sei PRIEST empfohlen.

7/10

hirnfurz nicht korrekturgelesen

SciFi Western Dystopie Vampire Pfaffe




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