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Geisteswissenschaften: quo vadis (einmal mehr) - Filmforen.de - Seite 3

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Geisteswissenschaften: quo vadis (einmal mehr)


84 Antworten in diesem Thema

#61 Praxisphilosoph

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Geschrieben 29. September 2006, 17:52

Beitrag anzeigenkørken sagte am 29.09.2006, 17:16:

Beitrag anzeigenManifesto sagte am 29.09.2006, 17:08:

Beitrag anzeigenkørken sagte am 29.09.2006, 14:42:

Das was ich beschrieben habe ist die Logik der Wissenschaft, so konstituiert sie sich. Dass empirisch davon abgewichen wird ist schon klar, aber das bestreitet ja nicht die Gültigkeit dieser Logik, sie wird ja vielmehr dadurch bestätigt. Es muß sich doch derjenige, der die Forschung für narzisstische oder politische Zwecke instrumentalisiert, fragen lassen, inwiefern er tatsächlich Forscher ist.

Ich frage mich ernsthaft, wie denn Forschung ohne Politik existieren soll. Die Forschung ist der Politik, im weitesten Sinne die Gestaltung des öffentlichen Lebens, doch immanent.
Wo habe ich geschrieben, dass Forschung ohne Politik existieren kann? Die Forschung wird von der Politik alimentiert, kann aber autonom im Sinne der Freiheit von Forschung und Lehre arbeiten. Geschrieben habe ich, dass die Logik von Forschung als Forschung eine andere ist als die der Politik. Die Forschung gestaltet auch nicht das Leben, sondern das tut die Praxis, die wiederrum durch die Politik repräsentiert wird. Eine Forschung die die Gesellschaft verändern möchte ist keine Forschung mehr, weil sie die Unvoreingenommenheit gegenüber ihrem Gegenstand aufgibt.
Woran Du vielleicht denken magst ist die Auftragsforschung. Die gibt's, aber sie ist ja bloß eine Ableitung der Grundlagenforschung.

"Eine Forschung die die Gesellschaft verändern möchte ist keine Forschung mehr, weil sie die Unvoreingenommenheit gegenüber ihrem Gegenstand aufgibt."

Da bin ich anderer Meinung. Viellicht liegt ja eine unterschiedliche Definition von Forschung zu Grunde, ich verstehe sie im weitesten Sinnne als "Suche nach Erkenntnissen nach wissenschaftlichen Kriterien". Aber deiner Aussage nach, wäre der Marxismus keine Forschung, also keine Suche nach Erkentnissen. Und das kannst du doch nicht ernsthaft behaupten wollen, oder?

#62 kørken

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Geschrieben 29. September 2006, 18:05

Beitrag anzeigenManifesto sagte am 29.09.2006, 18:52:

"Eine Forschung die die Gesellschaft verändern möchte ist keine Forschung mehr, weil sie die Unvoreingenommenheit gegenüber ihrem Gegenstand aufgibt."

Da bin ich anderer Meinung. Viellicht liegt ja eine unterschiedliche Definition von Forschung zu Grunde, ich verstehe sie im weitesten Sinnne als "Suche nach Erkenntnissen nach wissenschaftlichen Kriterien". Aber deiner Aussage nach, wäre der Marxismus keine Forschung, also keine Suche nach Erkentnissen. Und das kannst du doch nicht ernsthaft behaupten wollen, oder?
Das kommt darauf an. Es gibt marxistische Traditionen die mit Forschung nun überhaupt nichts zu tun haben. Marx selbst hat sich ja immer als Kritiker verstanden, der den Verhältnissen ihre eigene Melodie vorspielt. Deshalb ist ja vieles von Marx sehr polemisch und auch nach eigenem Bekunden keine Wissenschaft. Aber wenn man mal die Wertheorie nimmt, so ist diese doch von einer erstaunlichen Erklärungskraft, auch wenn Marx die Wertvergesellschaftung totalisiert und damit jede andere Form von Tausch ausgeblendet hat. Eine Theorie mit Schwächen. Die marxistische Tradition jedoch, die in falscher Apologetik, ihren Gegenstand schon immer im vorhinein ideologisiert, der es um die Aufdeckung von angeblich falschen Bewußtseins geht und in der Folge Volkspädagogik betreibt, die hat mit Forschung selten viel zu tun. Das ist dann übrigens auch keine Suche nach Erkenntnissen, denn diese hat man ja schon immer gefunden.

Und warum soll ich das "nicht ernsthaft behauptenwollen"? Eine Selbstevidenz hat der Marxismus doch nicht schon deshalb, weil er viele Anhänger hat.

#63 StephenDedalus

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Geschrieben 29. September 2006, 18:47

Beitrag anzeigenkørken sagte am 29.09.2006, 18:07:

Beitrag anzeigenStephenDedalus sagte am 29.09.2006, 17:42:

problem is halt: eine solche "logik des forschens" gibt es nicht, oder zumindest nicht in einer solchen einheitlichen, fortlaufenden form. forschung war immer schon voller brüche, sprünge, vorsprünge von längst als widerlegt abgelegtem und so weiter. -
"Einheitliche, fortlaufende Form"? Wo hab ich denn das behauptet? Und wo widerspricht bitteschön der zweite Satz der "Logik des Forschens"? Und könntest Du das "Forschung war schon immer" mal ein wenig unterfüttern?

lies feyerabend, oder nimm das beispiel von den beiden physikalischen modellen hier im fred. - die logik des forschens von der du sprichst, ist nichts minder als ein korsett.

#64 kørken

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Geschrieben 29. September 2006, 18:57

Beitrag anzeigenStephenDedalus sagte am 29.09.2006, 19:47:

lies feyerabend, oder nimm das beispiel von den beiden physikalischen modellen hier im fred. - die logik des forschens von der du sprichst, ist nichts minder als ein korsett.
Tolles Argument. Zumal weder das eine (die sogenannten physikalischen Modelle) noch das andere (das Sprunghafte) der Logik des Forschens widerspricht. Letzteres leitet sich ja sogar direkt daraus ab.
Und zu Feyerabend :"Mein Hauptmotiv zum Schreiben des Buches war ein humanitäres, nicht ein intellektuelles. Ich wollte Menschen unterstützen, nicht "das Wissen mehren". (Einführung zu "Wider den Methodenzwang")

#65 StephenDedalus

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Geschrieben 29. September 2006, 19:05

Beitrag anzeigenkørken sagte am 29.09.2006, 19:57:

Beitrag anzeigenStephenDedalus sagte am 29.09.2006, 19:47:

lies feyerabend, oder nimm das beispiel von den beiden physikalischen modellen hier im fred. - die logik des forschens von der du sprichst, ist nichts minder als ein korsett.
Tolles Argument. Zumal weder das eine (die sogenannten physikalischen Modelle) noch das andere (das Sprunghafte) der Logik des Forschens widerspricht. Letzteres leitet sich ja sogar direkt daraus ab.
Und zu Feyerabend :"Mein Hauptmotiv zum Schreiben des Buches war ein humanitäres, nicht ein intellektuelles. Ich wollte Menschen unterstützen, nicht "das Wissen mehren". (Einführung zu "Wider den Methodenzwang")

:))
das macht ihn natürlich als wissenschaftler ungeeignet, das humanitäre anliegen. scho klar.

du greifst dir hier lediglich die beispiele heraus, die dir in den kram passen (wie wäre es denn mit theologie vs kant, oder hegel vs wittgenstein ? kürzt sich da auch immer eine von beiden theorien heraus, weil sie ad acta gelegt ist ? wie der marxismus. :wacko: - wird also nicht mehr auf breiter front phänomenologisch geforscht, weil die phänomenologie widerlegt wurde ?) und vertrittst generell ein denken, bei dem ich platzangst bekomme (schon in dieser nische: entweder ich wissenschafte jenseits aller praxis, aber ja streng gemäß den tatsachen und ohne jeglichen falsifizierbaren rest, oder aber ich bin ein opfer meines technokratischen denkens - wo verortest du in dem ganzen salat denn dich selbst, dein tun und dein wissen ?)

Bearbeitet von StephenDedalus, 29. September 2006, 19:17.


#66 The Critic

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Geschrieben 29. September 2006, 19:16

Beitrag anzeigenkørken sagte am 29.09.2006, 14:42:

Dass empirisch davon abgewichen wird ist schon klar, aber das bestreitet ja nicht die Gültigkeit dieser Logik, sie wird ja vielmehr dadurch bestätigt.

:muhaha: :nocomment:

korken, eine detailliertere Antwort folgt noch. Habe nur gerade nicht so viel Zeit dafür, weil mein Professor nicht das Manuskript rausschicken will, solange ich nicht einige Änderungen daran vorgenommen habe. Er murmelte was von seinem Freund XY, der das so nie gesehen hätte und wir wollten ihm doch nicht an den Karren fahren usw usf ;)

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#67 kørken

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Geschrieben 29. September 2006, 19:21

Beitrag anzeigenStephenDedalus sagte am 29.09.2006, 20:05:

:))
das macht ihn natürlich als wissenschaftler ungeeignet, das humanitäre anliegen. scho klar.
Wenn das sein Forschungsinteresse ist - ja.


Zitat

du greifst dir hier lediglich die beispiele heraus, die dir in den kram passen (wie wäre es denn mit theologie vs kant, oder hegel vs wittgenstein ? kürzt sich da auch immer eine von beiden theorien heraus, weil sie ad acta gelegt ist ? wie der marxismus. :wacko: - wird also nicht mehr auf breiter front phänomenologisch geforscht, weil die phänomenologie widerlegt wurde ?) und vertrittst generell ein denken, bei dem ich platzangst bekomme.
Die Vorstellung, dass sich da Theorien "rauskürzen" ist eine völlig konkretistische Verkürzung. Es gibt keine Institution die entscheidet, ob eine Theorie gescheitert ist, insofern werden Theorien auch emprisch nicht vernichtet. Gleichwohl gilt in der Diskussion und der Forschung das bessere Argument bzw. die Konfrontation mit der Realität nach der Ansätze als gescheitert gelten können.

#68 StephenDedalus

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Geschrieben 29. September 2006, 21:00

wer sagt denn, dass das sein "wissenschaftliches" anliegen ist ? wenn, dann ist das ein kontra-wissenschaftliches, oder meta-wissenschaftliches anliegen. die frage bist du ja z.b. auch umgangen: wozu wissenschaft ? da muss ja auch, ohne zweifel von außen, eine selbstvergewisserung her.

Beitrag anzeigenkørken sagte am 29.09.2006, 20:21:

Die Vorstellung, dass sich da Theorien "rauskürzen" ist eine völlig konkretistische Verkürzung. Es gibt keine Institution die entscheidet, ob eine Theorie gescheitert ist, insofern werden Theorien auch emprisch nicht vernichtet. Gleichwohl gilt in der Diskussion und der Forschung das bessere Argument bzw. die Konfrontation mit der Realität nach der Ansätze als gescheitert gelten können.

deshalb taucht soetwas wie der existentialismus auch während dem zweiten weltkrieg und sowas wie poststrukturalismus in einem multimedialen, postmodernen zeitalter auf, weil das bessere argument zählt ? :haeh:

#69 StephenDedalus

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Geschrieben 29. September 2006, 21:06

Beitrag anzeigenkørken sagte am 29.09.2006, 20:21:

Gleichwohl gilt in der Diskussion und der Forschung das bessere Argument bzw. die Konfrontation mit der Realität nach der Ansätze als gescheitert gelten können.

...und diese konfrontation mit realität kann eben auch übersättigung, generationenwechsel, politischer umbruch usw. usf. sein. keine spur von besserem argument.

#70 kørken

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Geschrieben 29. September 2006, 21:19

Beitrag anzeigenStephenDedalus sagte am 29.09.2006, 22:00:

deshalb taucht soetwas wie der existentialismus auch während dem zweiten weltkrieg und sowas wie poststrukturalismus in einem multimedialen, postmodernen zeitalter auf, weil das bessere argument zählt ? :haeh:
Verstehe ich nicht.
Was hat denn das Auftauchen dieser Theorien mit dem besseren Argument zu tun?
Darüberhinaus ist die Rede vom "multimedialen, postmodernen Zeitalter" ja bereits ein Sediment des Poststrukturalismus. Ob's zutrifft, darüber muß man diskutieren.

#71 kørken

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Geschrieben 29. September 2006, 21:23

Beitrag anzeigenStephenDedalus sagte am 29.09.2006, 22:06:

...und diese konfrontation mit realität kann eben auch übersättigung, generationenwechsel, politischer umbruch usw. usf. sein.
Nichts anderes sage ich oben, nur dort hast Du die Plausibilität dieser Konfrontation ja noch geleugnet.

Zitat

keine spur von besserem argument.
Na aber genau deswegen doch. Womit argumentiert man denn? Doch wohl mit Evidenzen aus der erfahrbaren Realität, also beispielsweise das Geltendmachen eines politischen Umbruches, whatever.

#72 kørken

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Geschrieben 29. September 2006, 21:29

Beitrag anzeigenStephenDedalus sagte am 29.09.2006, 22:00:

wer sagt denn, dass das sein "wissenschaftliches" anliegen ist ? wenn, dann ist das ein kontra-wissenschaftliches, oder meta-wissenschaftliches anliegen. die frage bist du ja z.b. auch umgangen: wozu wissenschaft ? da muss ja auch, ohne zweifel von außen, eine selbstvergewisserung her.
Wissenschaft ist immer in eine sie alimentierende Gemeinschaft eingelagert, für die sie stellvertretend Krisen simuliert, also ohne Praxisnot Alltagsüberzeugungen auf die Probe stellt. Als autonome Wissenschaft wird sie aber dabei nicht die Praxis zwangsbeglücken, sondern die Praxis hat die Möglichkeit sich des wissenschaftlichen Wissens zu bedienen. Eine Wissenschaft aber, die selbst schon politische Entscheidungen präjudiziert, handelt totalitär.

#73 StephenDedalus

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Geschrieben 30. September 2006, 10:24

Beitrag anzeigenkørken sagte am 29.09.2006, 22:23:

Beitrag anzeigenStephenDedalus sagte am 29.09.2006, 22:06:

...und diese konfrontation mit realität kann eben auch übersättigung, generationenwechsel, politischer umbruch usw. usf. sein.
Nichts anderes sage ich oben, nur dort hast Du die Plausibilität dieser Konfrontation ja noch geleugnet.

Zitat

keine spur von besserem argument.
Na aber genau deswegen doch. Womit argumentiert man denn? Doch wohl mit Evidenzen aus der erfahrbaren Realität, also beispielsweise das Geltendmachen eines politischen Umbruches, whatever.

nee, weil die anwendbarkeit von existentialismus auf ein postmodernes zeitalter nie erprobt wurde. um das bessere argument zu finden, müsste es ja zu einer, irgendwie gearteten, offenen diskussion kommen.
so gehen mit den überholten, oder verdrängten anteilen einer theorie (z.b. wenn eine theorie auf der psya beruht und diese gerade mal wieder in verruf ist) auch die verloren, welche durchaus noch berechtigung haben (könnten).

#74 StephenDedalus

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Geschrieben 30. September 2006, 11:27

Beitrag anzeigenkørken sagte am 29.09.2006, 22:29:

Beitrag anzeigenStephenDedalus sagte am 29.09.2006, 22:00:

wer sagt denn, dass das sein "wissenschaftliches" anliegen ist ? wenn, dann ist das ein kontra-wissenschaftliches, oder meta-wissenschaftliches anliegen. die frage bist du ja z.b. auch umgangen: wozu wissenschaft ? da muss ja auch, ohne zweifel von außen, eine selbstvergewisserung her.
Wissenschaft ist immer in eine sie alimentierende Gemeinschaft eingelagert, für die sie stellvertretend Krisen simuliert, also ohne Praxisnot Alltagsüberzeugungen auf die Probe stellt. Als autonome Wissenschaft wird sie aber dabei nicht die Praxis zwangsbeglücken, sondern die Praxis hat die Möglichkeit sich des wissenschaftlichen Wissens zu bedienen. Eine Wissenschaft aber, die selbst schon politische Entscheidungen präjudiziert, handelt totalitär.

humanitär ist allerdings der horizont jeglichen menschlichen tun und denkens. das ist keine politische wahl, die man treffen kann oder nicht. das ist schlicht menschlich.

#75 Der Außenseiter

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Geschrieben 30. September 2006, 12:03

Beitrag anzeigenkørken sagte am 29.09.2006, 14:42:

Beitrag anzeigenThe Critic sagte am 29.09.2006, 14:27:

korken, das ist aber eine sehr idealistische, modellhafte Sicht auf den Wissenschaftsbetrieb. Stimmt doch weder historisch noch aktuell mit den zu beobachtenden Prozessen überein.
Das was ich beschrieben habe ist die Logik der Wissenschaft, so konstituiert sie sich. Dass empirisch davon abgewichen wird ist schon klar, aber das bestreitet ja nicht die Gültigkeit dieser Logik, sie wird ja vielmehr dadurch bestätigt. Es muß sich doch derjenige, der die Forschung für narzisstische oder politische Zwecke instrumentalisiert, fragen lassen, inwiefern er tatsächlich Forscher ist.


Die Logik der Wissenschaft wird durch den Forscher bestimmt, da er sie anwendet und selbst erst verstehen muss. Die Gültigkeit dieser Logik kann sich nicht aus sich selbst heraus ergeben, da der Mensch durch die Bewusstmachung versucht sie zu erfassen. Dies kann er nicht, da der menschliche Geist für ein derartiges Totalitätsprinzip nicht geschaffen ist. Die Minischritte der Falsifikation, die ihre Logik durch eine vom Menschen geschaffene Methodologie aus sich selbst heraus entwickeln und durch ihre Methodik auch, zumindest dem menschlichen Verständnis nach, logisch sind, ergeben ein tautologisches System, welches im theoretischen Glaskasten sitzt. Ihre praxisbezogene Aussagekraft bleibt bis zum Schluss zweifelhaft. Das Kontextproblem, welches sich bei der objektiven Hermeneutik ergibt, kann wie Wernet sagt durch die Sparsamkeit ausgeglichen werden, um eine Fülle an Interpretationen zu vermeiden, doch stellt sich auch hier wieder die Frage, inwieweit nicht bereits die Prädetermination einer Wahrheitsfindung im Wege steht bzw. doch nur wieder, selbst bei höchstem Anspruch, zu vom Forscher konstruierten Ergebnissen führt. Der von Dir angesprochene Narzissmus ist dem Menschen m. E. inhärent und kann, selbst bei Schaffung eines noch so plausibel erscheinenden erkenntnistheoretischen Instrumentariums, nicht vermieden werden.

"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."


#76 kørken

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Geschrieben 30. September 2006, 12:48

Beitrag anzeigenDer Außenseiter sagte am 30.09.2006, 13:03:

Die Logik der Wissenschaft wird durch den Forscher bestimmt, da er sie anwendet und selbst erst verstehen muss. Die Gültigkeit dieser Logik kann sich nicht aus sich selbst heraus ergeben, da der Mensch durch die Bewusstmachung versucht sie zu erfassen.
Die Logik dessen entsteht doch aus dem Passungsverhältnis zwischen Fallibilismus und Erkenntnisfortschritt, also einem beliebig oft wiederholbaren, intersubjektiv überprüfbaren Verfahren. Der Forscher ist verpflichtet Kollegen seiner Profession die Argumentation plausibel zu machen und die Methode offenzulegen. Anders ist Verständigung wissenschaftlicher Ergebnisse schlichtweg nicht möglich.

Zitat

Dies kann er nicht, da der menschliche Geist für ein derartiges Totalitätsprinzip nicht geschaffen ist. Die Minischritte der Falsifikation, die ihre Logik durch eine vom Menschen geschaffene Methodologie aus sich selbst heraus entwickeln und durch ihre Methodik auch, zumindest dem menschlichen Verständnis nach, logisch sind, ergeben ein tautologisches System, welches im theoretischen Glaskasten sitzt.
Nein, Du blendest hier völlig den Gegenstand der Forschung aus, der auch jenseits jeder Prädikation objektiv besteht. Ihm gilt es doch sich anzuschmiegen und begrifflich zu erfassen. Wissenschaft ist die begriffliche Rekonstruktion und eben nicht die von dir unterstellte Verdopplung der Realität. Letzteres wäre ein "sich schöne Gedanken" - Machen, ein pures Wuseln in selbstbezüglichen Begriffssystemen, also genau das was ich ja selber auch kristisiere.

Zitat

Ihre praxisbezogene Aussagekraft bleibt bis zum Schluss zweifelhaft. Das Kontextproblem, welches sich bei der objektiven Hermeneutik ergibt, kann wie Wernet sagt durch die Sparsamkeit ausgeglichen werden, um eine Fülle an Interpretationen zu vermeiden, doch stellt sich auch hier wieder die Frage, inwieweit nicht bereits die Prädetermination einer Wahrheitsfindung im Wege steht bzw. doch nur wieder, selbst bei höchstem Anspruch, zu vom Forscher konstruierten Ergebnissen führt. Der von Dir angesprochene Narzissmus ist dem Menschen m. E. inhärent und kann, selbst bei Schaffung eines noch so plausibel erscheinenden erkenntnistheoretischen Instrumentariums, nicht vermieden werden.
Die sogenannte Sparsamkeitsregel sagt doch nichts anderes, als dass erstmal nur das als Lesart akzeptiert wird, was sich unmittelbar, ohne Zusatzannahmen, aus dem Gegenstand erschliessen lässt. Gerade dieses Verfahren stellt doch sicher, dass nicht schon im vorhinein ein Fall als pathologisch abgestempelt wird bzw. überprüfbare Lesarten ausgeschlossen werden.
Und wegen Narzissmus : ja sicher, aber Forschung heisst Hingabe an eine Sache und nicht Inszenierung der eigenen Person. Um die Einübung dieser berufsspezifischen Haltung geht es doch im Studium.

#77 Der Außenseiter

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Geschrieben 01. Oktober 2006, 10:38

Beitrag anzeigenkørken sagte am 30.09.2006, 13:48:

Die Logik dessen entsteht doch aus dem Passungsverhältnis zwischen Fallibilismus und Erkenntnisfortschritt, also einem beliebig oft wiederholbaren, intersubjektiv überprüfbaren Verfahren. Der Forscher ist verpflichtet Kollegen seiner Profession die Argumentation plausibel zu machen und die Methode offenzulegen. Anders ist Verständigung wissenschaftlicher Ergebnisse schlichtweg nicht möglich.


Die Unmöglichkeit des Fallibilismus gesicherte Aussagen zu machen, außer eben innerhalb des von ihm definierten Systems, ist eine Methode, die ihn als Denkspielwiese faszinierend macht - ich selbst schätze ihn ja auch - aber eben nicht notwendigerweise verwertbare Erkenntnisse liefert. Dies empfinde ich auch als Widerspruch Karl Poppers, der einerseits verwertbare Aussagen für den Alltag wünscht, aber selbst proklamiert, dass nichts sicher ist.

Beitrag anzeigenkørken sagte am 30.09.2006, 13:48:

Nein, Du blendest hier völlig den Gegenstand der Forschung aus, der auch jenseits jeder Prädikation objektiv besteht. Ihm gilt es doch sich anzuschmiegen und begrifflich zu erfassen. Wissenschaft ist die begriffliche Rekonstruktion und eben nicht die von dir unterstellte Verdopplung der Realität. Letzteres wäre ein "sich schöne Gedanken" - Machen, ein pures Wuseln in selbstbezüglichen Begriffssystemen, also genau das was ich ja selber auch kristisiere.

Eben diese Rekonstruktion zweifel ich an, da sie durch die Kontextfreiheit nur ihrer eigenen Logik verpflichtet ist und auch hier wieder die Gefahr droht, dass Forscher sich in ihrem geistigen Elfenbeinturm eine Methoik entwickelt haben, die ihnen hilft sich untereinander zu verstehen.

Beitrag anzeigenkørken sagte am 30.09.2006, 13:48:

Die sogenannte Sparsamkeitsregel sagt doch nichts anderes, als dass erstmal nur das als Lesart akzeptiert wird, was sich unmittelbar, ohne Zusatzannahmen, aus dem Gegenstand erschliessen lässt. Gerade dieses Verfahren stellt doch sicher, dass nicht schon im vorhinein ein Fall als pathologisch abgestempelt wird bzw. überprüfbare Lesarten ausgeschlossen werden.

Rettet aber nicht unbedingt vor Überinterpretationen

Beitrag anzeigenkørken sagte am 30.09.2006, 13:48:

Und wegen Narzissmus : ja sicher, aber Forschung heisst Hingabe an eine Sache und nicht Inszenierung der eigenen Person. Um die Einübung dieser berufsspezifischen Haltung geht es doch im Studium.

Aufgrund des genuinen Egozentrismus des Menschen lässt sich diese Form der Selbstdarstellung nie wirklich vermeiden. Schließlich ist sie ein Motor in seiner kulturellen Entwicklung.

Beitrag anzeigenkørken sagte am 29.09.2006, 17:01:

Beitrag anzeigenStephenDedalus sagte am 29.09.2006, 16:56:

und wie, wenn nun diese "realität" selbst knackpunkt einer streitigkeit ist ? - also solipsismus gegen objektive hermeneutik z.b. ? :P
Der Solipsismus ist eine pure Lebenshaltung, als wissenschaftliche Theorie widerlegt er sich ja schon in dem Moment, in dem man über ihn spricht.

Gar so leicht ist es nicht. Ich selbst bin kein Vertreter des Solipsismus, aber er kann als wissenschaftliche Theorie dann funktionieren, wenn das Individuum, welches ihn für sich entwirft, sein eigenes logisches Regelsystem entwickelt. Da alle anderen Existenzen (Mensch, Tier, Pflanze) nur Repräsentationen der bewusst oder unbewusst gedachten Prozesse sind, ist die Sprache dienlich, um die impliziten, vom Bewusstsein nicht direkt zu erreichenden Manifestationen, symbolisch zu rekurrieren.

"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."


#78 kørken

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Geschrieben 01. Oktober 2006, 11:45

Beitrag anzeigenDer Außenseiter sagte am 01.10.2006, 11:38:

Die Unmöglichkeit des Fallibilismus gesicherte Aussagen zu machen, außer eben innerhalb des von ihm definierten Systems, ist eine Methode, die ihn als Denkspielwiese faszinierend macht - ich selbst schätze ihn ja auch - aber eben nicht notwendigerweise verwertbare Erkenntnisse liefert. Dies empfinde ich auch als Widerspruch Karl Poppers, der einerseits verwertbare Aussagen für den Alltag wünscht, aber selbst proklamiert, dass nichts sicher ist.
Du berücksichtigst nicht die Unterscheidung zwischen der Welt der Prädzierungen und der Welt der "brute facts", an welcher sich die Prädizierungen, die man aus ihrer Rekonstruktion gewonnen hat auch jederzeit im Sinne von Wiederholbarkeit und intersubjektiver Überprüfbarkeit bewähren müssen. Und dass nichts sicher ist bedeutet nur, dass jedes Argument grundsätzlich nachprüfbar und falsifizierbar sein muß, weil es sich sonst selbst immunisiert.

Zitat

Eben diese Rekonstruktion zweifel ich an, da sie durch die Kontextfreiheit nur ihrer eigenen Logik verpflichtet ist und auch hier wieder die Gefahr droht, dass Forscher sich in ihrem geistigen Elfenbeinturm eine Methoik entwickelt haben, die ihnen hilft sich untereinander zu verstehen.
Aber es ist doch gerade hier eine Methodik vorhanden, die die Theorie direkt aus dem Gegenstand heraus entwickelt und darüberhinaus diese mit dem Kontext konfrontiert. Das heißt dass der Gegenstand ungefiltert in all seiner Individuiertheit zum Tragen kommt, während andere Methoden jede Erkenntnis im vorhinein ausschliessen indem sie ihn unter bereits vorgefertigte Kategorien subsummieren.

Zitat

Rettet aber nicht unbedingt vor Überinterpretationen
Warum? Wenn eine These sich im Verlauf der Fallrekonstruktion nicht weiter tragen lässt - und sie hat sich an jeder Sequenzstelle zu bewähren - dann wird sie fallengelassen

Zitat

Aufgrund des genuinen Egozentrismus des Menschen lässt sich diese Form der Selbstdarstellung nie wirklich vermeiden. Schließlich ist sie ein Motor in seiner kulturellen Entwicklung.
Ersteres kann ich aus Erfahrung mit Professoren zumindest in Bezug auf ihre Profession nicht bestätigen. Eher noch waren die Profs, die besonders viel wert auf ihre Außendarstellung gelegt hatten (aufwendige Websites uä.), die die am wenigsten material geforscht haben.

Zitat

Gar so leicht ist es nicht. Ich selbst bin kein Vertreter des Solipsismus, aber er kann als wissenschaftliche Theorie dann funktionieren, wenn das Individuum, welches ihn für sich entwirft, sein eigenes logisches Regelsystem entwickelt. Da alle anderen Existenzen (Mensch, Tier, Pflanze) nur Repräsentationen der bewusst oder unbewusst gedachten Prozesse sind, ist die Sprache dienlich, um die impliziten, vom Bewusstsein nicht direkt zu erreichenden Manifestationen, symbolisch zu rekurrieren.
Das wird doch schon bei jeder Unterhaltung aporetisch, ganz zu schweigen davon, dass es so etwas wie einen Bildungsprozeß, oder Paarbildung oder Staaten gar nicht geben könnte. Es lässt sich schlichtweg keine Sozialität denken, die sich aus Menschen zusammensetzt, die in dieser Art agieren.

#79 The Critic

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Geschrieben 01. Oktober 2006, 15:04

korken, meine Kritik an Deinem Wissenschaftsverständnis, das ich als erstrebenswertes Ideal teile, hat Der Außenseiter vorweggenommen. Selbst bei einem Wissenschaftler, der Dein Verständnis als handlungsbestimmend für sich erachtet, ist der Wunsch nach Erkenntnisgewinn einer von vielen und sicher nicht der dominierende. Andere wie soziale Achtung, das Freßchen für den nächsten Monat und eine warme Wohnhöhle sind definitiv wichtiger.

Man kann nun natürlich sagen, daß der *wahre* Wissenschaftler sich von derlei nicht ablenken lassen darf. Natürlich kann man Galileo für sein Handeln verurteilen. Wer aber aus sicherer historischer Entfernung mit Steinen wirft, darf sich nicht wundern, wenn bald sein Glasturm in Scherben liegt. Denn es ist auch heutzutage der Wissenschaftsbetrieb nicht nur der Wahrheitsfindung verpflichtet. In Zeiten der knapper bemessenen Forschungsmittel findet ein Verdrängungswettbewerb statt, den (zumindest in meinem Beobachtungsfeld) die *wahren* Wissenschaftler verloren haben und die Karrieristen, die sich in das selbsttragende Netzwerk einpassen, bestimmen. Woran geforscht wird und welche Ergebnisse veröffentlicht werden, das hat viel mit Politik, Gruppendynamik und Wirtschaftsinteressen, aber wenig mit Realitätsabbildung zu tun. Daß dem so ist, muß man sich nicht erst durch die Kenntnis der politischen Entscheidungsstrukturen für die Mittelvergabe bestätigen lassen, sondern es wird im Antragsparadoxon kenntlich. Ein Antrag, so die Vorgabe, soll (wissenschaftlichen, besser noch wirtschaftlichen) Erfolg garantieren, aber gleichzeitig Innovation durch die Bearbeitung unbekannter Gebiete beweisen. Insofern müßte jeder Antrag abgelehnt werden; die Antragsgenehmigung ist folglich ein Willkürakt, der durch gruppendynamische Prozesse bestimmt wird. Wie gesagt, die Kenntnis der politischen Strukturen untermauert diese Sichtweise.

Und wo bleibt das Positive? Nun, nichts ist von Dauer, antworte ich meinem Motivationscoach in solchen Momenten. Wir betrachten heute Galileos Erkenntnisse als bewiesen und an seine Gegenspieler erinnert man sich auch nicht mehr unbedingt.
Aber Galileo hat das nichts genutzt.

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#80 Immo

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Geschrieben 01. Oktober 2006, 15:23

Beitrag anzeigenStephenDedalus sagte am 30.09.2006, 12:27:

Beitrag anzeigenkørken sagte am 29.09.2006, 22:29:

Beitrag anzeigenStephenDedalus sagte am 29.09.2006, 22:00:

wer sagt denn, dass das sein "wissenschaftliches" anliegen ist ? wenn, dann ist das ein kontra-wissenschaftliches, oder meta-wissenschaftliches anliegen. die frage bist du ja z.b. auch umgangen: wozu wissenschaft ? da muss ja auch, ohne zweifel von außen, eine selbstvergewisserung her.
Wissenschaft ist immer in eine sie alimentierende Gemeinschaft eingelagert, für die sie stellvertretend Krisen simuliert, also ohne Praxisnot Alltagsüberzeugungen auf die Probe stellt. Als autonome Wissenschaft wird sie aber dabei nicht die Praxis zwangsbeglücken, sondern die Praxis hat die Möglichkeit sich des wissenschaftlichen Wissens zu bedienen. Eine Wissenschaft aber, die selbst schon politische Entscheidungen präjudiziert, handelt totalitär.

humanitär ist allerdings der horizont jeglichen menschlichen tun und denkens. das ist keine politische wahl, die man treffen kann oder nicht. das ist schlicht menschlich.

ich habe mich jetzt mal bei wikipedia nach diesem feyerabend umgeschaut, weil der mir bislang nix sagte. zugegeben, das mag sehr kurz sein, was da steht und vielleicht erfasse ich den feyerabend ja auch nicht. aber für "humanitär" halte ich das jedenfalls nicht,was er da zum ziel hat.

"humanitär" ist wissenschaft nämlich doch genau dann, wenn sie den menschen, an den sie sich ja richtet, als vernunftswesen für voll erklärt. das heißt, als ein wesen, das in der lage ist bei transparenter situation eigene entscheidungen zu treffen oder eine frage zu formulieren oder ins gespräch zu treten. mehr kann und soll wissenschaft zunächst auch nicht leisten, wenn sie eben den menschem im humanitären sinne für voll nimmt.

zu diesem zweck ist methode und transparenz unumgänglich. der mensch muss wissen, von welchem ort und in welchem zusammenhang das wissen, zu dem er sich verhalten soll, zusammengetragen und geschaffen wurde. dazu gehört überprüfbarkeit der getroffenen aussagen und nachweis der argumentation. das menschliche an diesem modell ist ja nun gerade genau, dass den aussagen nicht "geglaubt" werden muss; dass sie keine ewigliche historische gültigkeit für sich beanspruchen können, sondern immer modifizierbar, erweiterbar oder überwindbar gehalten sein müssen, auch unter neuen historischen vorzeichen. das sind andockstellen, die wissenschaft schaffen muss, um mit menschen überhaupt ins gespräch treten zu können und um dem ermittelten und fixierten wissen eine gewisse qualität zu verleihen. natürlich entstehen dadurch brüche und verzweigungen: deshalb ist stete methodenkritik und die fürsorgliche pflege des instrumentariums ja eine der hauptaufgaben von wissenschaft.

diese qualität von wissenschaft liefert ihre diskutiertbarkeit mit. sie stellt sich dem menschen, der sie annehmen, abwägen, für seine lebensrealität verwerfen oder adaptieren kann. ein zwang besteht freilich nicht. das ist humanitär im besten sinne. worin besteht das humanitäre, wenn wissen - in welchem bereich auch immer - in einem individualizistischen (wohlgemerkt: nicht unbedingt individuelle) verwirklichungsgestus durch eine persönliche disposition willentlich überformt wird, nur um lediglich mittelfristig menschliche behaglichkeit, und diese auch nur im unmittelbaren umfeld, zu erzielen? den menschen wird der nachvollzug nur unter gesteigerter abstraktionsleistung gestattet und die qualität des wissens ist beschädigt, weil sich schwerlich andocken lässt. solche zeugnisse mögen für sich als eigenkreative leistung bestehen und stehen darin erstmal nicht zur diskussion, sie leisten der menschheit aber nur bedingten zugewinn, wenn überhaupt.

und darin zeigt sich nach meinem ersten eindruck eben auch eine gewisse tendenz zur asozialität bei feyerabend. wenn alles irgendwie geht, kommen menschen eben auch nicht mehr ins gespräch. das ist eine beschlagung der möglichkeiten von menschlichen beziehungen und geschichtsgestaltenden momenten. ein mystiker, der gott gegenüber zu treten in der lage ist, wird vielleicht mondfahrt belächeln; ihm wird aber auch sein mitmensch wurscht sein, der ist ja selbst schuld, wenn er hunger hat, wo er doch gott gegenüber treten könnte.

im übrigen ist die rigorosität, die du wissenschaftlichkeit attestierst, so auch nicht gegeben. "forschung" ist um so vieles mehr als das, was in feuilletonistischen leitartikeln und in literarischen salons unter trendschubladen wie existenzialismus oder poststrukturalismus gefasst wird. der blick in die forschung und den wissenschaftlichen diskurs zeigt ja gerade, dass wissenschaft höchst heterogen ist, sich in ihr viele standpunkte und methoden treffen, die ins gespräch kommen oder sich eben zerstreiten. davon lebt der diskurs und seine grundlage ist transparenz, artikuliertheit, argumentierbarkeit und ergebnisoffenheit. ich halte solche errungenschaften für unendlich viel humanitärer als befindlichkeits-einbalsamierung.

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#81 kørken

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Geschrieben 01. Oktober 2006, 15:28

Nur mal dazu, weil beim Rest sind wir uns wohl einig. Die empirische Erscheinungsform lässt sicherlich eine Verschulung bzw. Modularisierung bzw. Technokratisierung des Studiums erkennen, wiewohlgleich das ja nichts an der Forschung als Logik ändert, sondern bloß an der Form ihrer Institutionalisierung, der Universität.

Beitrag anzeigenThe Critic sagte am 01.10.2006, 16:04:

Selbst bei einem Wissenschaftler, der Dein Verständnis als handlungsbestimmend für sich erachtet, ist der Wunsch nach Erkenntnisgewinn einer von vielen und sicher nicht der dominierende. Andere wie soziale Achtung, das Freßchen für den nächsten Monat und eine warme Wohnhöhle sind definitiv wichtiger.
Wenn ich vom Wissenschaftler spreche, dann spreche ich vom Wissenschaftler in der Logik seiner Profession, nicht vom Handeln seiner ganzen Person. Das was Du dort als Handlungsbestimmungen aufzählst kann Erkenntnisfortschritt nicht erklären. Die von denen man behaupten könnte, sie instrumentalisierten die Wissenschaft in dem Sinne, sind Karrieristen. Die gibt es, keine Frage. Aber das sind auch genau jene Leute die nichts tun als Modethemen zu beackern, sich an die modischen Diskurse anzudocken und sich der medialen Öffentlichkeit anzudienen. Forscher die einer wirkliche Hingabe an die Sache folgen, die innerhalb ihres Studiums in den Habitus eines Forschers hineinsozialisiert wurden, sind genau jene von denen immer abschätzig gesagt wird, dass sie im Elfenbeinturm sitzen. Sie sitzen aber eben auch dort, weil sie die Praxisferne für ihre Forschung brauchen, nicht an einer forschungsfernen Selbstinszenierung interessiert sind und sich ihr Erkenntnisinteresse nicht durch den medialen Diskurs diktieren lassen.

#82 The Critic

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Geschrieben 01. Oktober 2006, 16:15

Ach so, jetzt verstehe ich erst, warum wir aneinander vorbeireden. Nahm immer an, es geht um das Handeln des Forschers, das letztendlich die Institution konstituieren soll. Aber es ging Dir um das Handeln unabhängig von oder notfalls gegen die institutionalisierten Systeme.
Dann sehe ich keine Differenzen mehr. :(

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#83 Hick

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Geschrieben 02. Oktober 2006, 14:31

Beitrag anzeigenStephenDedalus sagte am 29.09.2006, 16:56:

und wie, wenn nun diese "realität" selbst knackpunkt einer streitigkeit ist ? - also solipsismus gegen objektive hermeneutik z.b. ? :P
Das ist es in etwa, um was sich die Theorie Lyotards dreht. Es geht dabei weniger um kleine Segmente wie Politik oder Wissenschaft, als "große Erzählungen", wie religiöse Systeme, erkenntnistheoretische Positionen und ideologische Sphären.

#84 kørken

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Geschrieben 02. Oktober 2006, 16:24

Beitrag anzeigenmaX sagte am 02.10.2006, 15:31:

Beitrag anzeigenStephenDedalus sagte am 29.09.2006, 16:56:

und wie, wenn nun diese "realität" selbst knackpunkt einer streitigkeit ist ? - also solipsismus gegen objektive hermeneutik z.b. ? :P
Das ist es in etwa, um was sich die Theorie Lyotards dreht. Es geht dabei weniger um kleine Segmente wie Politik oder Wissenschaft, als "große Erzählungen", wie religiöse Systeme, erkenntnistheoretische Positionen und ideologische Sphären.
Das macht bezüglich der Legitimation aber keinen Unterschied, denn diese kann durch nichts anderes als durch Evidenzen bezeugt werden. Bei der Religion etwa durch "heilige Schriften" oder die Verbürgung durch die Gefolgschaftsbildung als Gemeinde. Ebenso Ideologien. Sie benötigen einen Mythos mit dem sich die Bevorteilung einer partikularen Gruppe rechtfertigen lässt. Hinsichtlich der erkenntnistheoretischen Positionen gilt dementsprechend die Vorbringung von Evidenzen, die eine Gesetzmäßigkeit plausibel und überprüfbar machen. Es ist ja gerade diese Überprüfbarkeit die die Wissenschaft überhaupt legitimiert. Lyotard hingegen geht auf die Überprüfung gar nicht ein, sondern setzt immer schon eine normative Präformierung des Diskurses (Gerechtigkeit) voraus, womit die eigentliche Legitimiation der Wissenschaft natürlich verfehlt wird.

#85 StephenDedalus

    liebt solche Hautschmiere

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Geschrieben 30. Oktober 2006, 21:16

@immo

ich hab's nur angeflogen, aber eine geeignetere "gesprächs"grundlage als ein popliger wikipedia-artikel ist es allemal:

http://www.schmidt-s...n.de/muench.htm





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