Bearbeitet von Oskar, 15. Januar 2004, 17:50.
IRREVERSIBLE
#31
Geschrieben 15. Januar 2004, 17:49
#32
Geschrieben 15. Januar 2004, 17:51
Oskar sagte am 15.01.2004, 17:49:
#33
Geschrieben 15. Januar 2004, 17:53
Ippolit sagte am 15.01.2004, 17:51:
Oskar sagte am 15.01.2004, 17:49:
#34
Geschrieben 15. Januar 2004, 17:58
Oskar sagte am 15.01.2004, 17:53:
Ippolit sagte am 15.01.2004, 17:51:
Oskar sagte am 15.01.2004, 17:49:
lies' mal die rezension von sebastian selig in der SI, die stellt zumindest eine äußerst gelungene vorstufe zu einem solchen text dar
wie? was? scarface und nietzsche mögen, aber keine holzhammer-philosophie?
#35
Geschrieben 15. Januar 2004, 17:58
Oskar sagte am 15.01.2004, 17:38:
Kasi sagte am 15.01.2004, 14:52:
Oskar sagte am 15.01.2004, 14:23:
Kasi sagte am 15.01.2004, 14:20:
#36
Geschrieben 15. Januar 2004, 19:06
Kasi sagte am 15.01.2004, 17:58:
Oskar sagte am 15.01.2004, 17:38:
Kasi sagte am 15.01.2004, 14:52:
Oskar sagte am 15.01.2004, 14:23:
Kasi sagte am 15.01.2004, 14:20:
#37
Geschrieben 15. Januar 2004, 19:21
Bearbeitet von Kasi, 15. Januar 2004, 19:22.
#38
Geschrieben 15. Januar 2004, 19:34
Ippolit sagte am 15.01.2004, 17:58:
lies' mal die rezension von sebastian selig in der SI, die stellt zumindest eine äußerst gelungene vorstufe zu einem solchen text dar
wie? was? scarface und nietzsche mögen, aber keine holzhammer-philosophie?
2. Gibt es die Rezension aus der SI irgendwo online zu lesen?
3. Welche philosophische Botschaft beinhaltet Scarface?
#39
Geschrieben 15. Januar 2004, 19:38
Oskar sagte am 15.01.2004, 19:34:
#40
Geschrieben 15. Januar 2004, 19:48
Dorkheimer sagte am 15.01.2004, 19:38:
Oskar sagte am 15.01.2004, 19:34:
#41
Geschrieben 15. Januar 2004, 19:49
Zitat
Eine sehr gute Rezension diesbezüglich hier. Ich halte den Film zwar nicht für einen der wichtigsten der letzten 20 Jahre oder so, bei einem solchen Statement käme ich mir eher seltsam vor, aber messe ihm doch einiges an Relevanz bei und denke, dass in dem Film mehr drin ist, als das Credo der angeekelt wegsehenden Kritiker vermuten lässt.
Zitat
Glaube nicht. Aber man kann das Heft auch kaufen!
Zitat
Wess net.
#42
Geschrieben 15. Januar 2004, 20:14
Oskar sagte am 15.01.2004, 19:34:
Ippolit sagte am 15.01.2004, 17:58:
lies' mal die rezension von sebastian selig in der SI, die stellt zumindest eine äußerst gelungene vorstufe zu einem solchen text dar
wie? was? scarface und nietzsche mögen, aber keine holzhammer-philosophie?
2. Gibt es die Rezension aus der SI irgendwo online zu lesen?
3. Welche philosophische Botschaft beinhaltet Scarface?
außerdem ist irreversible noes antwort auf eyes wide shut, was ihn auch für dich als kubrick-jünger interessant(er) machen sollte.
3. dorkheimer war recht nah dran; ich meinte nur, dass die fuck- you-all-attitude eines gaspar noe der tony montanas nicht ganz fremd ist. ich persönlich mag es, wenn ein künstler alles was er hat in 'ne schrotflinte stopft und in die fressen des publikums ballert- denn dass ergebniß mag zwar oft misslungen, niemals aber unehrlich sein.
irreversible allerdings ist in jeglicher hinsicht gelungen.
Bearbeitet von Ippolit, 15. Januar 2004, 20:21.
#43
Geschrieben 15. Januar 2004, 20:22
#44
Geschrieben 15. Januar 2004, 20:36
opagraui sagte am 15.01.2004, 20:22:
edit: ich muss echt 'mal 'was gegen den zustand der chronischen übermüdung tun- das geschreibsel ist ja unerträglich
Bearbeitet von Ippolit, 15. Januar 2004, 20:41.
#45
Geschrieben 15. Januar 2004, 20:43
Ippolit sagte am 15.01.2004, 20:14:
außerdem ist irreversible noes antwort auf eyes wide shut, was ihn auch für dich als kubrick-jünger interessant(er) machen sollte.
3. dorkheimer war recht nah dran; ich meinte nur, dass die fuck- you-all-attitude eines gaspar noe der tony montanas nicht ganz fremd ist. ich persönlich mag es, wenn ein künstler alles was er hat in 'ne schrotflinte stopft und in die fressen des publikums ballert- denn dass ergebniß mag zwar oft misslungen, niemals aber unehrlich sein.
irreversible allerdings ist in jeglicher hinsicht gelungen.
1.Du meinst sicherlich die (zweite, glaube ich) Sequenz, die in der Disco spielt und sich tatsächlich durch atemberaubend virtuose Kameraarbeit auszeichnet. Aber je weiter wir in der Laufzeit vorankommen und uns Schritt für Schitt zum Beginn der Handlung durcharbeiten, desto unspektakulärer wird der Film auf visueller Ebene und ich glaube nicht, dass dies aus einem Unvermögen des Regisseurs heraus geschieht, sondern irgend ein künstlerisches Statement sein soll, welches ich nicht verstehe und selbst wenn ich es verstünde, würde ich wohl meine abschätzige Meinung über diese Art von Effekthascherei nicht ändern.
Aber es freut mich, dass Du Panic Room in ein positives Licht zu rücken versuchst. Könntest Du bitte etwas genauer ausführen, welche technischen Aspekte des Filmes Du so revolutionär findest?
Das mit dem Kubrick-Bezug muss Du für mich bitte etwas genauer ausarbeiten - natürlich sehe ich die Bezüge in der Wahl des Schauspieler-Paares und eines reichlich unsubtil platzierten 2001-Plakates, doch konnte mir dies nicht viel sagen.
3. Wie gesagt: Ich halte Irreversible in seiner zu-was-auch-immer-kritischen Haltung für viel elaborierter als Scarface.
#46
Geschrieben 15. Januar 2004, 20:48
opagraui sagte am 15.01.2004, 20:22:
Bearbeitet von Oskar, 15. Januar 2004, 20:48.
#47
Geschrieben 15. Januar 2004, 21:08
Zitat
Meiner Meinung nach logische Konsequenz, 90% aller Filme verlaufen so, dass sie anfangs unspekatuklär sind und sich im Laufe der Handlung weiter entwickeln, bei Irreversible passiert genau das selbe nur rückwärts, was die Gewohnheit des Betrachters natürlich komplett auf den Kopf stellt.
Zitat
Was der Film mit "Eyes Wide Shut" zu tun haben soll ist mir auch ein Rätsel.
Ich dachte eigentlich immer das Plakat mit dem Sternenkind währe dort plaziert, weil "Alex" (Bellucci) schwanger ist, doch der Zuschauer ihr einen Schritt vorraus ist ---> das Kind steht noch in den Sternen. (Ums mal ganz banal auszudrücken)
Bearbeitet von Prof K, 15. Januar 2004, 21:10.
"Up to now -- since shortly after the Bolshevik Revolution -- most movie makers have been assuming that they know how to make movies. Just like a bad writer doesn't ask himself if he's really capable of writing a novel -- he thinks he knows. If movie makers were building airplanes, there would be an accident every time one took off. But in the movies, these accidents are called Oscars." - Jean-Luc Godard
#48
Geschrieben 15. Januar 2004, 21:12
#49
Geschrieben 15. Januar 2004, 21:19
Immo sagte am 15.01.2004, 21:12:
Außerdem dachte ich, es interessiert uns nicht, was der Regisseur sagt
"Up to now -- since shortly after the Bolshevik Revolution -- most movie makers have been assuming that they know how to make movies. Just like a bad writer doesn't ask himself if he's really capable of writing a novel -- he thinks he knows. If movie makers were building airplanes, there would be an accident every time one took off. But in the movies, these accidents are called Oscars." - Jean-Luc Godard
#50
Geschrieben 15. Januar 2004, 21:24
Oskar sagte am 15.01.2004, 20:43:
Ippolit sagte am 15.01.2004, 20:14:
außerdem ist irreversible noes antwort auf eyes wide shut, was ihn auch für dich als kubrick-jünger interessant(er) machen sollte.
3. dorkheimer war recht nah dran; ich meinte nur, dass die fuck- you-all-attitude eines gaspar noe der tony montanas nicht ganz fremd ist. ich persönlich mag es, wenn ein künstler alles was er hat in 'ne schrotflinte stopft und in die fressen des publikums ballert- denn dass ergebniß mag zwar oft misslungen, niemals aber unehrlich sein.
irreversible allerdings ist in jeglicher hinsicht gelungen.
1.Du meinst sicherlich die (zweite, glaube ich) Sequenz, die in der Disco spielt und sich tatsächlich durch atemberaubend virtuose Kameraarbeit auszeichnet. Aber je weiter wir in der Laufzeit vorankommen und uns Schritt für Schitt zum Beginn der Handlung durcharbeiten, desto unspektakulärer wird der Film auf visueller Ebene und ich glaube nicht, dass dies aus einem Unvermögen des Regisseurs heraus geschieht, sondern irgend ein künstlerisches Statement sein soll, welches ich nicht verstehe und selbst wenn ich es verstünde, würde ich wohl meine abschätzige Meinung über diese Art von Effekthascherei nicht ändern.
Aber es freut mich, dass Du Panic Room in ein positives Licht zu rücken versuchst. Könntest Du bitte etwas genauer ausführen, welche technischen Aspekte des Filmes Du so revolutionär findest?
Das mit dem Kubrick-Bezug muss Du für mich bitte etwas genauer ausarbeiten - natürlich sehe ich die Bezüge in der Wahl des Schauspieler-Paares und eines reichlich unsubtil platzierten 2001-Plakates, doch konnte mir dies nicht viel sagen.
3. Wie gesagt: Ich halte Irreversible in seiner zu-was-auch-immer-kritischen Haltung für viel elaborierter als Scarface.
" Jeder auserlesene Mensch trachtet instinktiv nach seiner Burg und Heimlichkeit, wo er von der Menge, den Vielen, den Allermeisten erlöst ist, wo er die Regel "Mensch" vergessen darf, als deren Ausnahme: - den Einen Fall ausgenommen, dass er von einem noch stärkeren Instinkte geradewegs auf diese Regel gestossen wird, als Erkennender im grossen und ausnahmsweisen Sinne. Wer nicht im Verkehr mit Menschen gelegentlich in allen Farben der Noth, grün und grau vor Ekel, Überdruss, Mitgefühl, Verdüsterung, Vereinsamung schillert, der ist gewiss kein Mensch höheren Geschmacks; gesetzt aber, er nimmt alle diese Last und Unlust nicht freiwillig auf sich, er weicht ihr immerdar aus und bleibt, wie gesagt, still und stolz auf seiner Burg versteckt, nun, so ist Eins gewiss: er ist zur Erkenntniss nicht gemacht, nicht vorherbestimmt. Denn als solcher würde er eines Tages sich sagen müssen "hole der Teufel meinen guten Geschmack! aber die Regel ist interessanter als die Ausnahme, - als ich, die Ausnahme!" - und würde sich hinab begeben, vor Allem "hinein". Das Studium des durchschnittlichen Menschen, lang, ernsthaft, und zu diesem Zwecke viel Verkleidung, Selbstüberwindung, Vertraulichkeit, schlechter Umgang - jeder Umgang ist schlechter Umgang ausser dem mit Seines-Gleichen -: das macht ein nothwendiges Stück der Lebensgeschichte jedes Philosophen aus, vielleicht das unangenehmste, übelriechendste, an Enttäuschungen reichste Stück."
(ich meine: noe hat nietzsche eher verstanden)
kubrick hat dieses "studium des durchschnittlichen menschen" nie betrieben und so wirkt sein eyes wide shut so schrecklich artifiziell, gerät zum rein ästhetischen gebilde, dass den zuschauer nur insofern betrifft, als dass er schöne bilder bewundern darf- mit der wirklichkeit des ehelebens hat das nix zu tun (die alltags-sequenzen wirken auf mich ebenso albern und gestellt, wie in einer beliebigen emergency room folge); das "künstlerische statement" das noe abgibt ist zunächst einmal nichts als wille zur authentizität -deshalb wäre irreversible der perfekte film, um an seinem beispiel tarkowskijs "die versiegelte zeit" als appell für eine neue auffassung des mediums film auszulegen-. gemäß der bemerkung paul schraders (das klaue ich nun aus dem text von selig) man müsse auf das publikum schießen, um ihm eine vorstellung von krieg vermitteln zu können, holt noe sein publikum in der wirklichkeit ab, um diese dann anhand technischer mittel -ohne dabei den naturalismus des dargestellten zu durchkreuzen,- zu atomisieren- schnitt, ton und kamera werden zu waffen, die gegen den zuschauer gerichtet sind. es ist also ein neuer dualismus zwischen darstellung und dargestelltem, der im gegensatz zu dem modell godards den eindruck des wirklichen nicht zerstört...
eyes wide shut ist im gegensatz dazu nur erzählkino.
Bearbeitet von Ippolit, 15. Januar 2004, 21:25.
#51
Geschrieben 15. Januar 2004, 21:24
Und dass uns das nicht interessiert, was der Regisseur zu sagen hat, ist so nicht richtig. Es interessiert uns nur nicht in dem Sinne, dass der Aussage absolute Deutungshoheit über das Werk beigemessen wird. An sich ist eine Aussage des Regisseurs zunächst so wenig oder so sehr interessant wie die Aussage jedes anderen Menschen über sein Werk auch.
#52
Geschrieben 15. Januar 2004, 21:28
Immo sagte am 15.01.2004, 21:24:
Und dass uns das nicht interessiert, was der Regisseur zu sagen hat, ist so nicht richtig. Es interessiert uns nur nicht in dem Sinne, dass der Aussage absolute Deutungshoheit über das Werk beigemessen wird. An sich ist eine Aussage des Regisseurs zunächst so wenig oder so sehr interessant wie die Aussage jedes anderen Menschen über sein Werk auch.
"Up to now -- since shortly after the Bolshevik Revolution -- most movie makers have been assuming that they know how to make movies. Just like a bad writer doesn't ask himself if he's really capable of writing a novel -- he thinks he knows. If movie makers were building airplanes, there would be an accident every time one took off. But in the movies, these accidents are called Oscars." - Jean-Luc Godard
#53
Geschrieben 15. Januar 2004, 21:34
Prof K sagte am 15.01.2004, 21:19:
Immo sagte am 15.01.2004, 21:12:
Außerdem dachte ich, es interessiert uns nicht, was der Regisseur sagt
#54
Geschrieben 15. Januar 2004, 21:39
Ippolit sagte am 15.01.2004, 21:34:
Prof K sagte am 15.01.2004, 21:19:
Immo sagte am 15.01.2004, 21:12:
Außerdem dachte ich, es interessiert uns nicht, was der Regisseur sagt
Aber evtl. kannst du dir ja nochmal was schönes einfallen lassen
"Up to now -- since shortly after the Bolshevik Revolution -- most movie makers have been assuming that they know how to make movies. Just like a bad writer doesn't ask himself if he's really capable of writing a novel -- he thinks he knows. If movie makers were building airplanes, there would be an accident every time one took off. But in the movies, these accidents are called Oscars." - Jean-Luc Godard
#55
Geschrieben 15. Januar 2004, 21:42
Prof K sagte am 15.01.2004, 21:39:
Aber evtl. kannst du dir ja nochmal was schönes einfallen lassen
was schönes werde ich mir morgen einfallen lassen
#56
Geschrieben 15. Januar 2004, 21:45
Zitat
ob dass wohl etwas mit dem tt zu tun hat?
Wer weiß, wer weiß villeicht sind alle Leitungen inzwischen mit Marzipan verstopft
Bearbeitet von Prof K, 15. Januar 2004, 21:45.
"Up to now -- since shortly after the Bolshevik Revolution -- most movie makers have been assuming that they know how to make movies. Just like a bad writer doesn't ask himself if he's really capable of writing a novel -- he thinks he knows. If movie makers were building airplanes, there would be an accident every time one took off. But in the movies, these accidents are called Oscars." - Jean-Luc Godard
#57
Geschrieben 15. Januar 2004, 22:49
Zunächst einmal denke ich, dass EWS keinesfalls ein Film über das Eheleben ist und schon gar nicht primär von Sex handelt (letzteres hast Du ja auch gar nicht behauptet, einige Kritiker allerdings sehr wohl, die konsequenterweise von der unsexy Orgie enttäuscht waren; das sagt doch einiges über die Seherwartungen notgeiler Greise aus *hüstel* ). Ich sehe in ihm viel eher ein Porträt oberer Gesellschaftsschichten, ihrer zynischen Dekadenz und verlogenen Etiketten, geradezu nebensächlich werden diese Dinge auf die Sachverhalte einer Ehe, auf die Ehe zwischen Tom Cruise und Nicole Kidman übertragen.
So wie Tom Cruise in seinem ersten Satz nach dem Verbleib seines Portmonees fragt, in dem sich Geld befindet, das er sich als Arzt verdient hat und welches ihn als Vertreter einer oberen Schicht auszeichnet, wird er den ganzen Film lang Geld in überflüssigem Maße ausgeben. So wie Nicole Kidman in ihrem ersten Satz fragt, wie sie aussähe, wird sich ihre Rolle in dem Film größtenteils darauf beschränken, sich um ihr Aussehen zu kümmern und von anderen Männern Komplimente für ihr Äußeres zu bekommen; einer macht ihr sogar ernstgemeinte Avancen. Das, was die Rolle der beiden innerhalb der höheren Gesellschaft ausmacht, ist also innerhalb von wenigen Sekunden determiniert. Kubrick macht übrigens mit der ersten Einstellung auf die sich entblößende Kidman, die gleich wieder von einer Titelkarte wegbeblendet wird, klar dass es hier nicht wirklich um Sex und Liebe geht. Er scheint uns geradezu mitteilen zu wollen, dass wir ihn an seinem nackten Arsch lecken können.
Dass Du Teile des Filmes als "albern und gestellt" kritisierst, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Du kannst sie als albern und gestellt kennzeichnen, aber die Kritik an dieser übrigens typisch Kubrickschen Artifizialität geht am Ziel vorbei, weil sich Kubrick bloßstellender Mechanismen bedient, um auf die lächerliche Armseligkeit der Moral und Ethik dieser Leute aufmerksam zu machen. Ganz genial ist die Szene mit Kidman, wo sie von diesem peinlichen deutschen Schauspieler angemacht wird, dessen Name mir leider entfallen ist. Im ersten Moment ist man geschockt von dem unsäglichen Manierismus, mit dem beide ihre Dialogsätze sprechen - doch erst im nachhinein versteht man, wie subtil hier Kidman ihre Begierde verschleiert - und zwar mit gänzlich unsubtilen Mitteln!
Letztendlich sind doch alle Kubrick-Helden bemitleidenswert in ihrer albernen Selbstüberschätzung, und meistens lässt sie Kubrick am Ende in der Hölle schmoren, nur in EWS eben nicht, der aus diesem Grund geradezu optimistisch das Kubriksche Oevre beschließt. Ich hoffe, dass Dich dieser kurzer Umriss von EWSs wahren Qualitäten überzeugen konnte.
Nun zu Irreversible: Dass Du in diesem Film eine Ehe realistisch dargestellt siehst, verwundert mich noch mehr als Dein abschätziges Statement bzgl. EWS, der meiner Meinung nach die Wünsche und Ängste des Ehepaars hervorragend zur Sprache bringt, indem er die beiden Protagonisten gerade sehr glaubwürdig charakterisiert. Irreversibles Ehepaar hingegen scheint mir so blutleer dargestellt wie der Film es über weite Strecken selbst ist. Ein paar Plattitüden da, ein paar nichtssagende Sätze hier und fertig ist eine banale Ausgangsposition, so dass ich mich in nachhinein fragen musste, warum er derart in Rage gerät und die ganze Welt am liebsten ausradieren würde, um die Vergewaltigung (und den Mord?) seiner Frau zu rächen, wo er doch davor (im Film also danach) als arrogantes Arschloch dargestellt wird - aber auch nicht als richtiges Arschloch, dem man seinen leichtfertigen Umgang mit dem Vertrauen, welches ihm von seiner Frau entgegengebracht wird, abnehmen will.
Kurz zusammen gefasst: Ich sehe in EWS ein gesellschaftskritisches Porträt, das auf einer höheren Interpretationsebene die Ignoranz der wenig sichtbaren aber wichtigeren Dinge, mit dem die meisten Zuschauer an ein Kunstwerk herangehen, thematisiert. Nebenbei beschäftigt sich der Film traumwandlerisch ( ) souverän mit den sexuellen Sehnsüchten eines Paares, auch als Metapher für das Fremdgehen des Zuschauers mit den "falschen Ideen" deutbar.
Bei Irreversible hingegen bin ich mir nicht sehr sicher, was ausgedrückt wird. Für mich spielt der Film mit allzuvielen Plattitüden und verlässt sich zu sehr auf visuelle Brillanz, als dass ich seinen Anspruch auf Kritik jedweger Art ernstnehmen könnte.
Bearbeitet von Oskar, 16. Januar 2004, 00:45.
#58
Geschrieben 15. Januar 2004, 23:00
Zitat
Ohne alles gelesen zu haben, denke ich, dass dieser Punkt gerade hinsichtlich Ippolits Einschätzung sehr wichtig ist: Dialogszenen sind in Kubricks Filmen eigentlich immer schal, leer und oberflächlich, gerade und besonders dann, wenn doch eigentlich mal richtig Tacheles geredet werden müsste. Man vgl. zB mal 2001, wo die Dialoge beinahe komplett aus hohlem Gewäsch bestehen, das weder die Handlung großartig vorantreibt noch die Sprechenden in eniem sonderlich guten Licht dastehen lässt. Ein ziemlich krasses Statement, welches da sublim abgelassen wird, wie cih finde, und eine Vorgehensweise, die wohl mit am meisten für sienen Ruf als "menschenverachtenden Regisseur" beigetragen hat.
Dies vor Augen können die Ehe- und Gesprächsszenen zwischen den beiden Eheleuten natürlich nur unwirklich und kalt sein. Kubrick sieht den Menschen auch ni der Zweisamkeit doch nur in der Einsamkeit und Leere an einem Punkt, wo Kommunikation eigentlich kaum möglich ist. Außerdem soll der Film ja auch in erster Linie von "Träumen" handeln, warum also vermeintlich "realistische Szenen" nicht schal gekünstelt wirken lassen, wenn wir uns eh nur durch die käsigen Bilderwelten verkrampfter Oberschichtler bewegen?
#59
Geschrieben 15. Januar 2004, 23:10
eyes wide shut als hintergründige hommage and den ollen siggi,
irreversible als emotionale neutronenbombe (noch nie so ein intensives
filmerlebnis gehabt... )
cheers
rocknrollriot
alle zur ältesten Festfreude des Menschen gehörend, alle insgleichen im anfänglichsten
»Künstler« überwiegend.
#60
Geschrieben 15. Januar 2004, 23:13
Immo sagte am 15.01.2004, 23:00:
Ansonsten: Besonders schön finde ich Marty Scorseses Kommentar in Jan Harlans Dokumentation "Stanley Kubrick - A life in pictures" bezüglich Kubricks New York, dass ob seiner offensichtlichen Künstlichkeit kritisiert wurde: "People said the streets weren't like New York. I said, "In a way, it doesn't matter. Look at the name of the street. No such streets exist in New York. In a funny way, it's as if you were experiencing New York in a dream. It seems like New York, but it's not. It seems like your wife, you know, but what is she telling me? And do I wanna know? Maybe I shouldn't ask."
Edit: Wer ist der olle Siggi?
Bearbeitet von Oskar, 15. Januar 2004, 23:14.
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