Kurzkommentare Dezember 2013
#1
Geschrieben 01. Dezember 2013, 23:59
(2) Falls sich eine Diskussion aus einem solchen Urteil entwickeln sollte, behalten sich die Moderatoren das Recht vor, diese in einen eigenen Thread abzuspalten.
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#2
Geschrieben 02. Dezember 2013, 00:38
Innert kürzester Zeit sterben etliche Vorstandsmitglieder eines Waisenhauses, das auf einer einsamen Insel gelegen ist. Ein Mädchen mit Feuerphobie scheint mehr darüber zu wissen, als sich für kleine Mädchen gehört. Die Prämisse hört sich gut an, die Besetzung ist fein, aber man hat das Gefühl, daß hier etwas fürs Fernsehen zurechtgeschludert wurde. Lee, Cushing, Dors - unfokussiert in den Film geworfen, die Bildkonstruktion ist ausgelatscht, die Filmmusik gewöhnlich. Schade, der Film hätte The Wicker Man werden können.
Attack of the Crab Monsters
Hier kocht zwar der Chef Corman persönlich, aber nicht unbedingt sein leckerstes Gericht. Wobei die Chuzpe einen Film mit telepathischen Riesenkrabben, die das Gehirn ihrer Opfer inkorporieren, ist schon bewundernswert. Aber wenn ich so was Überdrehtes sehen will, schau ich mir lieber noch mal die bizarren Monster aus Fiend without a Face an.
The Shout
Ein klein wenig Caligari steckt in dieser schön erzählten Geschichte über die Macht der Töne. Die elektronische Musik gibt etlichen Szenen die rechte Stimmung und war wohl für die Zeit außergewöhnlich. John Hurt wirkt allerdings ein wenig neben der Spur. Schade, mit ein bißchen Überarbeitung hätte der Film ein ganz großer Knüller werden können.
Vampire Doll
Wenn man wissen will, wie Hammer Filme in Japan ausgesehen hätten - hier kann man ein derartiges Exemplar bestaunen. Nur, daß hier der Geist (oder Vampir/Zombie?) wirklich gruselig aussieht. Ein wenig zu abstrus zum Ende hin mit all den Verwicklungen, aber dennoch ein schönes Exemplar der gruseligen Trauer, die Japan 20 Jahre später so erfolgreich exportiert hat.
#5
Geschrieben 03. Dezember 2013, 13:37
#6
Geschrieben 03. Dezember 2013, 21:43
Ein sehr dichter und auch subtiler Film, und zudem fantastisch gespielt; darstellerisch stellt er ganz klar einen Höhepunkt in Kubricks Gesamtwerk dar. Ein lohnendes Wiedersehen.
#9
Geschrieben 04. Dezember 2013, 19:03
2002
(Aleksandr Sokurov)
7/10
Russian Ark ist wohl einer der aufwendigsten Filme, die je gemacht wurden. Eine 90minütige Kamerafahrt durch die Eremitage in Sankt Petersburg, ohne einen einzigen Schnitt. Tausende Statisten und Schauspieler mussten auf die Minute bereit sein wenn 300 Jahre russische Geschichte miteinander verwoben wird. Die Kamera schwenkt durch die Räume und wir erleben Episoden von Peter d. Großen bis zum letzten Ball vor der Revolution. Die Eremitage als Arche und Bewahrer, sowie Zeichen für die Verbindung der westlichen mit der östlichen Kultur. Durch den Film führt ein Marquis aus dem 19. Jahrhundert, der sich mit dem Filmemacher Sokurov, der ihn mit der Kamera begleitet, in ständigem Dialog befindet und die Vergangenheit Russlands hinterfragt. Mehr Essay als Spielfilm ist diese einzige Fahrt in der Tat sehr faszinierend anzuschauen, wirkt aber auch sehr ermüdend. Auf rein filmischer Ebene ist dieses Experiment in der Tat ein wichtiger Markpunkt.
Nostalghia
1983
(Andrej Tarkowskij)
10/10 *
Der Regen, der Nebel, die Schwefeldämpfe über den Thermen, das Licht am Abend, die Kerze, die Kathedralenruine, die Vögel in der Marienstatue, Domenico, der sich auf dem Marc Aurel Denkmal anzündet und damit die Gesunden und ihre Zivilisation anklagt, die langen Kamerafahrten, die aus der Realität in Erinnerungen und Träume driften und wieder zurück. Lange ist es her, dass ich diesen Film sah und auch wenn gesagt wird, dass in seinen beiden Exil Filmen, sich seine Themen nicht ganz so deutlich wiederfinden, wie in seinen russischen, liebe ich diesen genauso wie Offret.
Inside Llewyn Davis
2013
(Joel & Ethan Coen)
7-8/10
It´s a typical Coen. Naja, was denn sonst ? Ist der wohl leiseste und auch traurigste Coen Film. Eine tragische Komödie über einen erfolglosen Folkmusiker Anfang der 60er in New York, dem kein Erfolg beschert ist und der sich auch nicht anpassen will, sich missverstanden fühlt. Kurz, ein typischer Coen Held, dem kein Glück vergönnt ist. Im Vergleich mit „A serious Man“ oder dem großartigen „The Man who wasn´t there“, die zwei anderen sehr stillen Filme, fällt Llewyn Davis dann doch ein wenig ab, wie ich finde. Man kann allerdings nicht viel gegen den Film sagen, denn das Cast über Oscar Isaac, Timberlake, Mulligan, Abraham & Goodman (mit einer selten dämlichen Frisur) ist toll, die Aufnahmen sind toll aber der Plot ist ein wenig teilnahmslos. Vielleicht liegts auch einfach an der armen Hauptfigur, die typisch Coen, einfach NUR Pech hat. Aber so ist das eben, die einen haben Erfolg und Glück, die anderen nicht. Doch, doch guter Film.
#11
Geschrieben 05. Dezember 2013, 11:37
Short Cut sagte am 04. Dezember 2013, 19:03:
... Mehr Essay als Spielfilm ist diese einzige Fahrt in der Tat sehr faszinierend anzuschauen, wirkt aber auch sehr ermüdend.
Oh ja. Da habe ich auch im Kino gelitten. Noch mehr allerdings am Tag danach, weil mein russischer Kollege empört war, daß ich die Grandiosität und Komplexität des Filmes nicht zu würdigen wußte.
#12
Geschrieben 05. Dezember 2013, 22:32
#13
Geschrieben 06. Dezember 2013, 13:56
Gewiß, das Drama vom paranoiden Computer hat noch eine gewisse Spannung, auch wenn es nicht mehr verblüffend erscheint, der Anfang mit den Affen ist noch immer ein schönes Stück Kino, aber diese nicht-aerodynamischen Raumschiffe finden sich längst in der Spielzeugkiste unserer inzwischen herangewachsenen Kinder, aus Plastik (die Raumschiffe, meine ich, nicht die Kinder), die Schlußvisionen sind Kitsch (pseodophilosophische Allegorien, in die jeder hineinlegen kann, was ihm gerade paßt), und der Rest ist Diskographie, Musik und Cover.
Was lehrt einen eine so grandiose Fehleinschätzung?
Nun, zunächst einmal, daß selbst ein so großer Geist wie Umberto Eco, denn der hat die oben angeführten Sätze geschrieben, auch mal total daneben liegen kann. Und dann ist so eine Einschätzung natürlich ein interessantes Stück Rezeptionsgeschichte: Eco hat dies 1983 geschrieben, da war "2001" anderthalb Jahrzehnte alt, also kein ganz neuer Film mehr, aber die zeitliche Distanz war eben noch nicht groß, und bei allem ganz neuen oder auch noch ziemlich neuen fällt die Einschätzung immer schwer, ob ein Kunstwerk, das zu seiner Zeit ein Ereignis ist und zum gefeierten Kultobjekt avanciert, wirklich eines jener zeitlosen Werke ist, mit denen sich noch viele weitere Generationen beschäftigen, oder doch nur ein zeitgebundenes Phänomen. Eco war 1983 offenbar der Meinung, "2001" gehöre in die letztere Kategorie - leider weiß ich nicht, wie er das heute sieht.
Wie auch immer: noch meiner Auffassung hat Eco sich gründlich geirrt, und der Film ist tatsächlich ein zeitloses, verschiedene Moden überdauerndes Meisterwerk, ein filmischer Monolith. Aus dem Abstand von 45 Jahren betrachtet, merkt man um so deutlicher, was für eine stil- und genreprägende Pioniertat dieser Film in Sachen Optik und Spezialeffekte war: "2001" sieht immer noch gut aus, besser als viele der CGI-Untaten, wie sie heute üblich sind, enthält aber auch eine enorme Fülle interessanter visueller Motive, und auch die Vielfalt an Deutungsmöglichkeiten, zu denen der Film einlädt, trägt zu seiner ungebrochenen Faszinationskraft bei. Sowohl bildlich als auch thematisch vereint der Film so gut wie alles, was für Kubrick typisch ist: das Motiv des Korridors, das mit dem Flug durch den Lichttunnel seine vielleicht deutlichste Ausprägung erfährt, die typische Szenenverdopplung, das Motiv des Blicks (insbesondere HALS Blick), das eng mit dem Akt des Tötens verbunden ist, die tiefe Skepsis gegenüber dem (vermeintlichen) technischen Fortschritt - und das alles auf höchstem filmästhetischen Niveau. Als besonders beklemmend empfand ich beim gestrigen Sehen den Tod der Wissenschaftler im Kälteschlaf: dort hat Kubrick schon sehr hellsichtig erahnt, wie in unserer Zeit tatsächlich gestorben wird, denn ein anomymer, steriler, kalter Krankenhaustod (oft noch wochen- oder gar jahrelangen komatösen Zuständen) ist in unserer Zeit längst nicht mehr die tragische Ausnahme, sondern wird immer mehr zur Regel.
Eine großartige Bildersinfonie: vermutlich Kubricks vielschichtigster, bedeutendster und auch bester Film.
#15
Geschrieben 07. Dezember 2013, 03:10
#16
Geschrieben 07. Dezember 2013, 10:44
Sehe es auch so, daß sich Eco geirrt hat. Man muß den Film dafür, wie zum Beispiel auch Alien, im Kino gesehen haben, um die Macht seiner Bilder vollkommen zu erfassen. In einem gehe ich aber in seine Richtung. Das Ende wirkt beliebig. Fast scheint es, als ob Kubrick uns den Tarkowski gibt, um Bedeutung zu simulieren und die Kritiker mundtot zu machen.
#17
Geschrieben 08. Dezember 2013, 00:37
#20
Geschrieben 08. Dezember 2013, 17:37
Jedenfalls kann ich zustimmen, daß man sowohl "2001" als auch "Alien" (der natürlich erkennbar vom Kubrick-Film beeinflußt ist, wenn ich nur an das Design der Kälteschlaf-Kammern denke) mal im Kino gesehen haben sollte, beides war mir zum Glück im Laufe meines Lebens vergönnt.
Und da Du gerade Tarkowski erwähnst: bekanntlich mochte der ja "2001" nicht und wollte mit "Solaris" so etwas wie einen Gegenfilm drehen. Was man auch so sehen kann: Wie gut, daß er ihn nicht mochte, denn ansonsten hätten wir womöglich auf "Solaris" verzichten müssen...
#21
Geschrieben 08. Dezember 2013, 19:40
#22
Geschrieben 08. Dezember 2013, 19:53
Settembrini sagte am 08. Dezember 2013, 17:37:
Ja, ändere das...
Dein Lolita-Text hat mir Appetit auf diesen Film gemacht, den ich zwar vor unendlich langer Zeit(im letzten Jahrhundert des vorigen
Jahrtausends) mal im Fernsehen gesehen habe, aber an den ich mich kaum mehr erinnern kann.
Obwohl ich Barry Lyndon für Kubricks besten Film halte ist 2001, den ich 3x im Kino gesehen habe, natürlich ein ganz großer Film.
Auch am Ende, das The Critic missfällt, habe ich nichts auszusetzen. Kubricks Filme waren ab 2001 "absolutistisch", wie in Stein
gemeiselt. Das hat großartige Filme hervorgebracht, ich kenne keinen einzigen, den ich für misslungen halte, gleichzeitig hat
dieses "absolutistische" auch etwas kaltes und abschreckendes.
#23
Geschrieben 08. Dezember 2013, 20:08
Antoine Doinel sagte am 08. Dezember 2013, 19:53:
Jahrtausends) mal im Fernsehen gesehen habe, aber an den ich mich kaum mehr erinnern kann.
Es wäre auch in der Tat erstaunlich, wenn Du den Film in einem anderen als dem letzten Jahrhundert des vorigen Jahrtausends gesehen hättest... (Ein dummer Witz, ich weiß: aber ich konnte der schönen Vorlage einfach nicht widerstehen.)
Jedenfalls merkt man Kubricks Filmen nach "2001" immer den Willen an, etwas ganz besonders, "großes" zu schaffen. Im Fall von "Barry Lyndon" ist das auch hervorragend gelungen, bei den anderen Filmen habe ich ja so meine ganz persönliche Sichtweise, die ich hier aber nicht abermals ausbreiten muß...
#25
Geschrieben 09. Dezember 2013, 01:14
#26
Geschrieben 09. Dezember 2013, 04:45
(und: Schwul.)
#28
Geschrieben 09. Dezember 2013, 12:41
nett
7,5
Semi-Pro
viel besser, vielleicht Ferrells bester film bis jetzt (müsst man mal vgl mit StF). Konstantes grinsen und lacher... stilistisch sehr schön und sehr solide.
Das duo Harrelson Ferell hat auch sehr gut funktioniert und diese klasse gemischt mit diesem ferrel personen kult hat mich sogar an Martin & Lewis erinnert...
Für basketball fans ein muss!
8
Justin - völlig verrittert
was für ein "positives" drehbuch .... Banderas der alte gutmensch.
7,6
Choral des Todes
netter kleiner krimi
7,4
#29
Geschrieben 09. Dezember 2013, 16:08
hoolio21 sagte am 09. Dezember 2013, 04:45:
(und: Schwul.)
Schwul?
Es kommt zwar ein schwules Pärchen kurz vor(die beiden badenden Offiziere). Aber sonst?
Mit the Critics Einwurf, dass der Film Humor hat, kann ich mehr anfangen. Und Humor lässt sich in fast
allen Filmen Kubricks finden.
#30
Geschrieben 09. Dezember 2013, 21:50
Eine Allan-Retrospektive bis 1989 gibt mir die Möglichkeit mir unbekannte Filme auf der großen Leinwand
(der größten der Stadt) kennenzulernen.
Manhattan ist ein visuell überwältigend schöner Film. Er demonstriert damit so nebenbei auch, welch besonderer
Glanz von SW-Filmen ausgehen kann, und wie töricht es ist, sie als Relikt der grauen Kinovorzeit abzutun.
Diese audio(Gershwin!) -visuelle Schönheit die klassisch romantische Bilder schafft, steht im Gegensatz
zur Geschichte rund um Isaac Davis, wie Woody Allen hier heißt, dessen Verhalten und Unreife einen
geradezu peinlich berührt. Und dieser Gegensatz zwischen Form und Inhalt ist definitiv gewollt und
ein Hauptgrund für den großen Reiz dieses Filmes.
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