Smergo sagte am 02. Mai 2013, 20:27:
Also ich würde DIE DELEGATION eher unter deinen ersten Punkt einordnen (bzw. unter den zweiten, da ist mir aber die Unterscheidung nicht ganz klar*). Zugegeben, ist schon ne Weile her dass ich ihn gesehen habe - manches Detail mag ich falsch in Erinnerung haben - aber der Film ist wie eine Dokumentation aufgebaut, in der die letzten Filmdokumente eines verstorbenen Journalisten ausgestrahlt werden (in einem Fernsehstudio, inklusive Moderator und Pipapo - durchaus realistisch). Er geht somit einen Schritt weiter als CANNIBAL HOLOCAUST, der ja eine "Spielhandlung" rund um das "gefundene" Material hat.
Die Unterscheidung von Punkt 1 und Punkt 2 hängt mit (inter-)kulturellem Wissen zusammen. Einen Film wie BIG SNUFF würde ich bei seinem Erscheinen durch die aggressive Werbung unter Punkt 1 einordnen, inzwischen jedoch durch die heutzutage besser als solche erkennbaren Spezialeffekte unter Punkt 2. Auch wenn ein Film sich als Doku ausgeben würde, aber mit inzwischen desavouiertem Material arbeiten würde - passend zu DIE DELEGATION eine Aufnahme der berühmten und inzwischen geklärten Kornkreise (wir gehen natürlich davon aus nicht Opfer einer Verschwörung zu sein, die uns nur einreden will, dass die Kornkreise keinen außerirdischen Hintergrund haben) - , um uns von der Existenz außeriridischer Lebensformen zu überzeugen, würde dieser unter Punkt 2 zusammengefasst werden.
Smergo sagte am 02. Mai 2013, 20:27:
Wikipedia beschreibts recht gut:
Natürlich ist diese Sendung "aktuelles forum" selbst auch eine Fake, da sie - wie auch das gefundene Material - von Erler inszeniert wurde.
Hier wäre dann interessant, ob Erler auf jegliche Schrifteinblendungen verzichtet, die das Ganze als Spielfilm kenntlich machen (Verzicht auf Schauspielernamen, eventuell Drehbuchautor bzw. Story) und den Zuschauer tatsächlich mit einer vorgeblichen Dokumentation konfrontiert, oder ob er dem Film durch die Credits die Rahmung als Spielfilm verpasst.
Smergo sagte am 02. Mai 2013, 20:27:
DIE DELEGATION handelt von Ausserirdischen. Ist es somit offensichtlich als Fälschung erkennbar? Ich denke an WAR OF THE WORLDS... Von daher scheint mir da eine Unterteilung eigentlich kaum möglich. Auch ob eine Dokupräsentation als fiktiv erkennbar ist bzw. erkannt wird, scheint mir schwierig einschätzbar - gut, wenn Bruce Willis den Moderator spielt wäre es möglich, aber generell muss dabei sehr viel über die mediale Vorbildung von Zuschauern etc. spekuliert werden.
Würde mich mal interessieren, wie du in das System CLOVERFIELD oder BLAIR WITCH PROJECT einordnen würdest.
Fett hervorgehobenes ist ein wichtiger Punkt. Siehe meine erste Einlassung bzgl. der Wandlung solcher Definitionen in diesem Post. Eine Diskussion darüber sprengt hier allerdings unserer Möglichkeiten.
Als Dokuperäsentation wollte ich da Filme wie BWP oder CLOVERFIELD verstanden wissen, die eben nicht als Dokumentation erscheinen, sondern nur als eine Präsentation von Dokumentation und diesen Rahmen mit vorgeblich gefundenem Material ausfüllen. In meiner erst mal nur salopp getätigten Aufzählung Punkt 3.
Inwiefern ein Mensch ohne jegliches Vorwissen in der Lage wäre, eine Dokumentation oder nur eine Dokupräsentation als fiktional zu erkennen (wichtig die Trennung zwischen fiktional und fiktiv), ist mehr eine Frage psychologischer Wahrnehmung von Medien. Auch wenn es immer wieder Personen gibt, die vorgebliche Dokus (THIS IS SPINAL TAP, BWP etc.) für echt halten, geschieht dies bei der Mehrheit nicht. Wird vermutlich mit
EMFACS der Schauspieler zusammenhängen.
Smergo sagte am 02. Mai 2013, 20:27:
Zu CANNIBAL HOLOCAUST fällt mir ein: Besteht nicht "The Last Road to Hell" aus echtem Archivmaterial? Da scheint der Film die umgekehrte Richtung einzuschlagen: Echtes Material wird innerfilmisch in einen anderen Kontext gesetzt (somit auf eine Stufe mit dem Kannibalenzeug) und müsste somit vom Zuschauer eigentlich als fake angenommen werden (bzw. tut sich hier eine seltsame Grauzone auf).... Kompliziert!
Genau das wäre die nächste Kombi in meiner Aufzählung gewesen. Ich denke, damit hätten wir sie dann sogar alle. Dieser Fall ist ja sogar der eigentlich ursprüngliche Gedanke des "found footage". Ein Film, egal ob fiktional oder dokumentarisch, der gefundenes Material integriert.