Der Zoom im filmhistorischen Kontext
#1
Geschrieben 11. Dezember 2012, 11:16
#2
Geschrieben 11. Dezember 2012, 13:09
Smergo sagte am 11. Dezember 2012, 11:16:
Weiterhin gab es natürlich immer berühmte Fahrten, die den narrativen Effekt des Zooms erzielen sollten und auch immer als höherwertig angesehen wurden. Für den Stummfilm fällt mir gerade King Vidors DIE GROSSE PARADE (1925) und für den Tonfilm John Fords STAGECOACH (1939) ein. Einen wirklichen Durchbruch erlebte der Zoom, so wie wir ihn heute verstehen, aber erst in den frühen 50ern, hier vor allem durchs Fernsehen. Da verliert sich dann leider meine Spur und mein Wissen.
Am beliebtesten wurde er wohl im britischen, italienischen, chinesischen (Taiwan und Hongkong) und türkischen Kino. Vermutlich um komplizierte Dolly-Fahrten zu ersetzen.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#3
Geschrieben 11. Dezember 2012, 15:41
Mir fällt gerade noch ein, dass David Bordwell mal die Theorie aufgestellt hat, dass sich schon in John Fords Western STRAIGHT SHOOTING (1917) eine Vorwegnahme des Zooms finden lässt. Da Zoom-Objektive da aber noch nicht verwendet wurden, arbeitet Ford mit Gegenschnitten und einer Lochblende. Bordwell zieht hier eine direkte Parallele zu Sergio Leones Zoomtechniken. Leone gab als einen seiner Haupteinflüsse und als seinen einzigen Westerneinfluss stets Ford an, wäre also zumindest denkbar.
Zu meinem großen Bedauern habe ich diesen Film nicht gesehen, was auch gar nicht so leicht sein soll. Bordwell erwähnt, dass Ford hier auch einige Probleme des dreidimensionalen Raumes gelöst haben soll, an denen Griffith 2 Jahre vorher noch zu knapsen hatte. Die Verdichtung, die der Zoom für das Raumgefühl bietet, soll hier also schon erkennbar sein.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#4
Geschrieben 11. Dezember 2012, 17:26
Findet man in DER UNSICHTBARE FEIND oder SCHÖNSTE, LIEBE MICH auch tatsächliche Zoomfahrten? Darauf wollte ich eigentlich mit meiner Frage hinaus. Also das tatsächliche ran- oder wegzoomen.
Deine Anmerkungen zu STRAIGHT SHOOTING finde ich sehr interessant. Ford ist bei mir immer willkommen. Wie eine kurze Suche ergeben hat, scheint von dem Film sogar eine Kopie durchs Internet zu fliegen.
#5
Geschrieben 11. Dezember 2012, 17:59
Smergo sagte am 11. Dezember 2012, 17:26:
Aber bei SCHÖNSTE, LIEBE MICH gibt es gleich bei Minute 4 eine Zoomfahrt (hoffe, wir meinen dasselbe). In diesen ersten 5 Minuten lässt sich auch gleich Mamoulians Genie erkennen, Kadrage, Montage und Ton zu verbinden. Ca. bei Minute 6 gibt es einen für die Zeit unglaublichen Schwenkzoom. Dagegen wirkte der so gern zitierte Hitch zu dieser Zeit noch eher, na ja, sagen wir unbedarft.
DER UNSICHTBARE FEIND lässt sich übrigens auch auf youtube sehen. Da könnte man es ja noch mal checken.
Smergo sagte am 11. Dezember 2012, 17:26:
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#6
Geschrieben 11. Dezember 2012, 22:09
Der Außenseiter sagte am 11. Dezember 2012, 17:59:
Aber bei SCHÖNSTE, LIEBE MICH gibt es gleich bei Minute 4 eine Zoomfahrt (hoffe, wir meinen dasselbe). In diesen ersten 5 Minuten lässt sich auch gleich Mamoulians Genie erkennen, Kadrage, Montage und Ton zu verbinden. Ca. bei Minute 6 gibt es einen für die Zeit unglaublichen Schwenkzoom. Dagegen wirkte der so gern zitierte Hitch zu dieser Zeit noch eher, na ja, sagen wir unbedarft.
DER UNSICHTBARE FEIND lässt sich übrigens auch auf youtube sehen. Da könnte man es ja noch mal checken.
Oh, auf Youtube hätt ich auch kommen können
Danke für die Titel, hab von denen bisher noch nichts gehört. Im SCHÖNSTE, LIEBE MICH gibt es bei 6:39 genau so ein Beispiel, wie ich es gesucht habe.
DER UNSICHTBARE FEIND werd ich mir bei Zeit ansehen. Auf jeden Fall schonmal vielen Dank für die Hilfe!
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