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Des Deutschen "Scheu" vor dem Film aus dem Dritten Reich - Filmforen.de

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Des Deutschen "Scheu" vor dem Film aus dem Dritten Reich


14 Antworten in diesem Thema

#1 Zodiac

    Da Blogga

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Geschrieben 19. März 2012, 21:39

Ich nahm wie bereits mehrfach erwähnt letztes Jahr an einer Aktion teil, die sich dem deutschsprachigen Film widmete. Was mir dabei auffiel war eine eigenartige Zurückhaltung, wenn es um Filme aus der Zeit des Dritten Reiches ging. Ich meine damit nicht die übelsten Propagandafilme, die in Deutschland auf dem "Index" stehen, sondern die Verweigerung einer grundsätzlichen Auseinandersetzung mit Werken, die zwischen 1933 und 1945 gedreht worden waren. Es entstand der Eindruck, zwölf Jahre deutscher Film würden beinahe ängstlich ausgeblendet.

Dieses Verhalten ist bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar: Auch jüngere Deutsche werden noch mit der Vergangenheit bombardiert und benötigen einen gewissen Abstand. Ich wiederum empfand es in den 70er Jahren als skandalös, dass das ZDF (damals im Ruf stehend, der "reaktionäre" Sender zu sein) eine ganze Reihe restaurierter Filme aus den 30ern und 40ern ausstrahlte - zum grossen Teil an Sonntagnachmittagen. Dazu gehörten Unterhaltungsfilme wie "Gasparone" (1937) oder "Die Frau meiner Träume" (1944), Heimatschnulzen wie Steinhoffs brutaler "Die Geierwally" (1940), Literaturadaptionen ("Das Fräulein von Barnhelm", 1940, "Der Postmeister", 1940), Historienstreifen mit zum Teil hintergründiger Botschaft ("Friedemann Bach", 1940, "Der grosse König" 1942), die Leander-Schnulzen - aber auch ganz harmlos der Propagandafilm "Quax, der Bruchpilot" (1941).

Die meisten dieser Filme sind heute problemlos als DVDs erhältlich. Und auch meine Einstellung hat sich geändert: Ich denke, dass uns diese Filme unfreiwillig mehr mitzuteilen haben als die mit Infos zurückhaltenden Booklets, die sie begleiten. Deshalb entschloss ich mich, wenigstens zwei Filme aus der Zeit des Dritten Reichs eingehender zu besprechen: den ersten abendfüllenden Farbfilm "Frauen sind doch bessere Diplomaten" (1941) und Selpins als Propagandafilm geplanter "Titanic" (1943). Was man heute über diese Filme weiss, erfüllte mich mit grossem Interesse. - Ein paar wenige Blogger rückten nach und nach auch mit einem Film aus der Zeit an. Interessanterweise beschäftigte sich niemand mit einem Streifen, der Goebbels' Wünschen so gar nicht entgegenkam.

Es scheint mir, auch wenn ich das Filmtext-Register durchwühle, Besprechungen von Filmen aus der Nazizeit seien stark untervertreten. Und ich frage mich: Hat das mit Desinteresse zu tun? Steckt Überdruss dahinter? Furcht? Denkt man fälschlicherweise, eine Beschäftigung mit dem Film jener Zeit würde sich nicht lohnen (wenn auch aus anderen Gründen als sich Goebbels erhoffte)? - Deshalb meine Frage: Könnt ihr mir sagen, was hinter der "Scheu" vor dem Film aus dem Dritten Reich steckt? Kennt ihr Filme aus der Epoche, und beschäftigt ihr euch ein wenig mit ihren Hintergründen? Konsumiert ihr Literatur, die euch weiterführt? Oder ignoriert ihr die Zeit (zum Beispiel im Gegensatz zu den 50er Jahren, in denen alte Nazi-Regisseure ihren Beruf gelassen weiter ausübten) völlig?

#2 hoolio21

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Geschrieben 19. März 2012, 22:02

Desinteresse, antwortete er wie aus der Pistole geschossen. Dicht gefolgt von Furcht. Furcht, in eine der eine Million Tretminen zu latschen, die bei uns für solche Fälle rumliegen. Und vielleicht sogar die Furcht davor, Qualität zu finden. Oh Gott. Du Mörder meiner Quality time. Das wird mich beim Beschriften der Bilder um Tage zurück werfen.

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#3 Zodiac

    Da Blogga

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Geschrieben 19. März 2012, 22:43

Beitrag anzeigenhoolio21 sagte am 19. März 2012, 22:02:

Und vielleicht sogar die Furcht davor, Qualität zu finden.

Es wäre auch völlig verlogen, diesen Filmen Qualität abzusprechen, weil sie in dieser Zeit gedreht wurden. Viele von ihnen zeichnen sich durch ein "theatralisches" Gehabe der - oft grandiosen - Schauspieler aus und wirken deshalb nicht auf der Höhe der damaligen Hollywood-Streifen. Gleichzeitig ist etwa "Der Mann, der Sherlock Holmes war" (1937) eine der besten Holmes-Parodien überhaupt mit einem Drehbuch, an dem nichts auszusetzen ist. Die erwähnte "Geierwally" war zwar eine Qual für die Darsteller, ist aber noch heute ein Sehereignis. Und man muss zugeben: Der berüchtigste Harlan-Film überhaupt erreicht von seiner Machart her Hollywood-Qualiät, weil man weder Kosten noch Mühe scheute. - Interessanterweise wirken hingegen geplante Grossprojekte wie Josef von Bákys "Münchhausen" (1943) unglücklich angestaubt und können mit vergleichbar farbenprächtigen Werken der Zeit wie dem von Korda produzierten "The Thief of Bagdad" (1940) überhaupt nicht konkurrieren.

#4 Der Außenseiter

    jetzt auch in Farbe

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Geschrieben 20. März 2012, 00:45

Mir war gar nicht klar, dass sich mit diesen Filmen nicht beschäftigt wird. Ich habe das eigentlich nie so empfunden. Selbst QUAX IN AFRIKA, die deutlich mit rassistischen Elementen versehene Fortsetzung, lief doch mal im Fernsehen. Wir hatten uns ja mal in Deinem Blog darüber unterhalten. Die Nazis bauen Afrika in Sachsen nach. Palmen aus dem botanischen Garten und Schwarze aus ganz Sachsen. So viele, dass man mit ihnen tatsächlich einen Eingeborenenstamm simulieren konnte. Das Problem war nur, dass die meisten Schwarzen so stark gesächselt haben. :otto:

DER MANN, DER SHERLOCK HOLMES WAR fand ich immer ganz fantastisch. Auch den "angestaubten" MÜNCHHAUSEN und DIE GEIERWALLY.

Bzgl. der eindeutig ideologischen Filme: Tja, dass da eine Auseinandersetzung schwer fällt, kein Wunder. Leni Riefenstahls Filme sind brillant. Wer da was anderes sagt hat von Fotografie schlicht keine Ahnung. Eine gute Freundin von mir - studiert gerade Regie in Berlin - meinte zu JUD SÜSS, danach habe sie auch, durch die Manipulationen des Films, die sie natürlich durchschaute, trotzdem Hassgefühle entwickelt, weil die Manipulationen trotzdem funktionierten. Natürlich konnte sie sich distanzieren und wusste, dass sie deswegen nichts gegen Juden hat, aber sie war regelrecht geschockt wie gut Harlans Manipulationsmaschinerie auch bei ihr und generell funktioniert.

Nebenbei. Wenn ich das noch recht erinnere, dann steht kein einziger propagandistischer Film des III.Reichs auf dem Index. Die werden nur schlicht nicht veröffentlicht. Das Ganze fällt unter die Kategorie "Vorbehaltsfilm".

"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."


#5 wowie

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Geschrieben 20. März 2012, 07:59

Also ich mach da keinen bewussten Unterschied von Jahreszeiten. Einige von den genannten Filme kenn ich und find ich auch gut.
Ist wohl oft eine Frage des Genres und oberflächlichen Interesses.
So ist ganz allgemien das Interesse geringer denk ich wenn es um alte Filme geht.
Die perspektive wird auch immer anachronistischer, der Zeitgeist stört die objektive Sichtweise vieler was wiederum zu MIssverständnissen führt und noch weniger Interesse.

Was die Profis und Analysten angeht hab ich keine Ahnung.
Aber viele Sichten doch alles was sie unter die Finger bekommen.

Allerdings kann ich hoolio21s argumente verstehen. Kann sein.
Obowhl sowas ja auch immer für (oft gewollte) Furore sorgt, oh Achtung ein "Nazi film". Vorsicht!

fyi
http://de.wikipedia....on_Bolv%C3%A1ry

Bearbeitet von wowie, 20. März 2012, 08:06.

http://www.avaaz.org/ --- "the world in action" --- https://www.campact.de/ --- "Demokratie in Aktion"

#6 Smergo

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Geschrieben 20. März 2012, 08:54

Im Rahmen des Themas möchte ich auf die sehr tolle Artikelserie des Filmhistorikers Hans Schmid auf Telepolis hinweisen. Er testet Vorbehaltsfilme im "Selbstversuch" und analysiert dabei die propagandistische Wirkung der Werke. LINK.
Ich habe mir zu den Artikeln ein paar der Filme angesehen und finde sie zwar grauenhaft (nicht nur aus ideologischer Sicht), aber das Sehen schon lohnend.
Schmid geht dabei auch auf die Problematik ein, wie man sich den Filmen des 3. Reichs generell nähern kann. Ist die Trennung in "harmlose Unterhaltungsfilme" und böse "Vorbehaltsfilme" tatsächlich so einfach zu machen?

Aber zur Frage Zodiacs: Interessant fände ich die Filme dieser Zeit schon. Besonders auch solche, die ein wenig gegen Goebbels Vorstellungen von gutem Kino anarbeiteten. Aber sich dem Thema anzunehmen, das braucht, wie bei allen Bereich die etwas außerhalb des allgemeinen Fokus liegen, auch einen gewissen Willen selbst zu graben und Filme bewusst anzusehen. Diese Energie habe ich bisher nur begrenzt aufgebracht.
Vielleicht ist aber auch eine gewisse Furcht dabei, sich plötzlich in der Rolle des Harlan-Verteidigers zu finden. ;)

#7 Short Cut

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Geschrieben 20. März 2012, 14:17

Kann mich da "Aussi" in vielerlei Hinsicht anschließen. Mich persöhnlich hat das Thema UFA und auch Leni Riefenstahl vor einigen Jahren definitiv beschäftigt.

Zitat

Interessanterweise wirken hingegen geplante Grossprojekte wie Josef von Bákys "Münchhausen" (1943) unglücklich angestaubt und können mit vergleichbar farbenprächtigen Werken der Zeit wie dem von Korda produzierten "The Thief of Bagdad" (1940) überhaupt nicht konkurrieren
Ich mag den "Hans Albers" Film eigentlich ganz gerne. Ausstattungstechnisch kann der Film nicht ganz mit "Thief of Bagdad" konkurrieren. Aber die Farbdramaturgie dieses Agfacolor Films ist ganz vorzüglich ebenso interessant sind die von Erich Kästner geschriebenen Dialoge in diesem Film.

Interessant ist es bestimmt auch die drei "Detlev Sierck" (später dann Douglas Sirk) Filme mit Zarah Leander nochmal zu sehen. Der hat die Leander ja als DEN weiblichen Star in Deutschland etabliert.

Oder auch die beiden "Albers" Filme "Wasser für Carnitoga" und "F.P.1 antwortet nicht von Karl Hartl.

Da gibt es meiner Meinung nach einiges zu entdecken :)
Jeder Film schreibt Geschichte. Um Filmgeschichte zu verstehen muss man Film immer im geschichtlichen und natürlich im Genrespezifischen Kontext sehen. So ist das und nicht anders.

#8 Phantomias

    Ex-Labertasse

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Geschrieben 20. März 2012, 15:22

Also ich bin ganz selbstverständlich damit aufgewachsen. Montag war immer Willi Schwabes Rumpelkammer und ich habe die Filme immer gerne gesehen. Z.B. war ich - ist schon ewig her, 30 Jahre - überrascht Ingrid Bergman in einem deutschen Film von 1939 zu sehen.

Ich liebe ja Unterhaltungsfilme und es gab da einiges zu bestaunen. Erich Engel und Jenny Jugo sind eine unschlagbare Kombination und diese Komödien sind für mich State of the Art und können mit Hollywoodproduktionen der Zeit problemlos mithalten. Ein hoffnungsloser Fall ist in meinen Augen ein Paradebeispiel dafür und vielleicht sogar eine Vorlage für Natürlich Blond. Jenny Jugo wird irgendwie unter den Tisch gekehrt. Sie war so einmalig.
(hier ein Link zu einer Liebeserklärung, nicht nur ich bin ein Jugosklave und man kann da auch einiges über die Filmlandschaft im 3. Reich erfahren: http://filmmuseumpot...ngAltendorf.pdf)

Was fallen mir da für Filme ein, die mir gefielen, jenseits von den bereits von euch genannten (Feuerzangenbowle habt ihr nicht erwähnt):
2x die köstliche Adele Sandrock: Ampitryon und Die englische Heirat (Renate Müller war auch nicht schlecht), Sieben Jahre Pech. Ich konnte glaube ich nie Hans Moser verstehen, habe ihn aber geliebt, genauso wie Theo Lingen. Das andere Ich, Der Engel mit dem Saitenspiel (im Sinne von Wilde gemacht), Wen die Götter lieben und und und. Es gab da schon einige Filme, die unterhalten, herausstechen konnten, Klasse hatten. Manche waren sogar sehr frivol (z.B. Der Mustergatte oder Allotria).
Paracelsus fand ich sogar interessant, gut gemacht, aber als dann auf das großdeutsche Reich angestoßen wurde, war mir nur noch schlecht, oder wie immer die Worte waren.

Quax in Afrika ist aber rassistisch-unangenehm: Ich meine mich an einen Spruch zu erinnern, Quax über einen Schwarzen: "Den kenne ich, habe ich schon mal im Zoo gesehen."
Jetzt laufen diese Unterhaltungsfilme immer im Nachtprogramm, Vormittags oder Nachmittags in Bayern oder der ARD. Und die Zahl der Menschen wächst, die eines sagen: Ih, ist ja ein Schwarzweiß-Film...

Nein, ich ignoriere diese Zeit nicht!
PS: Zu Quax: Na wenigstens haben die da richtige Schwarze genommen (obwohl ich jetzt nicht weiß ob das der politisch-korrekte Terminus ist). Ich kann mich erinnern, dass in den 50ern weiße Schauspieler genommen wurden und schwarz angemalt wurden, Butlerrollen eben (das weiß ich jetzt nicht ganz genau, aber es könnte u.a. in Königliche Hoheit gewesen sein)
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#9 Zodiac

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Geschrieben 20. März 2012, 16:09

@Phantomias
Amphytrion ist ohnehin eine Klasse für sich. Leider eine Ewigkeit her, seit ich den Film zum letzten Mal gesehen habe.

Ihr erstaunt mich geradezu. Eigentlich hätte ich wirklich nur (z.T. vorgeschobenes) Desinteresse erwartet. Es ist aber wohl tatsächlich so, dass auch das leidige Schwarzweiss der meisten Filme "stört". Und viele warten nicht mit "Zack Snyder-Qualität" auf. ;) - Ich wuchs mit dem Deutschen Film aus der Nazizeit auch nolens, volens auf (Filme aus Hollywood kosteten Geld, das das Fernsehen nicht im Übermass investieren wollte). Das Schweizer Fernsehen zeigte auch mal Liebeneiners heute verrufenen "Ich klage an" (1941).

Dass ich mich mit dem Film jener Jahre intensiver zu beschäftigen begann, ist nicht zuletzt auf Curt Riess zurückzuführen, der als ehemaliger Kämpfer gegen den Nationalsozialismus in den 50ern zahlreiche Artikel über die Ufa im "stern" veröffentlichte und diese später in seinem dreibändigen "Das gab's nur einmal" zusammenfasste. Riess ist weit davon entfernt, wissenschaftlich vorzugehen und in jedem Punkt glaubwürdig zu sein. Er verstand es jedoch, dem Leser Hintergründe (ich erfuhr dort zum Beispiel erstmals vom Freitod des Schauspielers Jochaim Gottschalk) und Details (die Detektive, die das vom Adel ausgeliehene Tafelservice für "Münchhausen" vor Diebstahl durch die Schauspieler beschützen sollte) auf spannende Weise näherzubringen. - Riess schrieb auch einiges über die Filme des jungen Käutner, die sich nicht um die Interessen des Propagandaministers kümmerten.

Was Riess damals machte, lief unter Vergangenheitsbewältigung. Ich frage mich - einen Gedanken von hoolio aufnehmend - aber, mit welchen Hintergedanken heute ein Blog aufgenommen würde, der sich ausschliesslich dem Film aus der Zeit des Nationalsozialismus annähme. Ich tus natürlich nicht, schreckte ich doch schon ein wenig auf, als jemand Harlans "Opfergang" (1944), in dem sich seine "Reichswasserleiche" schmachtend austoben durfte, seinen zehn Lieblingsfilmen beifügte. - Abgesehen davon: Wir Schweizer haben genug vor unserer eigenen Haustür zu wischen - eine Erkenntnis, die auch erst in den 80er Jahren langsam Eingang ins Filmschaffen hielt. - Aber ich werde vereinzelt wohl wieder einen Film besprechen, der in den zwölf Jahren gedreht wurde. Mit weniger Schiss als letztes Jahr, als ich mich mit "Frauen sind doch bessere Diplomaten" an die Zeit wagte.

#10 bekay

    will in die High Society

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Geschrieben 20. März 2012, 20:21

Beitrag anzeigenZodiac sagte am 20. März 2012, 16:09:

Eigentlich hätte ich wirklich nur (z.T. vorgeschobenes) Desinteresse erwartet.

Einspruch! Ich schiebe einfach Unkenntnis vor. Aber gleiches gilt bei mir für das westdeutsche Kino der 50er oder 60er oder oder oder... Dass in Diktaturen und autoritären politischen Systemen neben jenen Propaganda-Hauern auch unterhaltsame, interessante, unideologische oder gar subversive Filme entstehen können, versteht sich ja von selbst. Die DEFA-Filme sind ja schließlich mittlerweile auch größtenteils als Kulturgut anerkannt, ja wurden sogar im Museum of Modern Art geehrt. Und dass doch, obwohl sich die DDR - man höre nur mal auf unseren neuen Bundespräsi Gauck - qualitativ nicht vom Nationalsozialismus unterscheiden soll. *räusper*

Gut, jetzt mal von der ironischen Volte zum Thema: DIE FEUERZANGENBOWLE ist ein schöner Beispielfilm, der zeigt, dass die Deutschen doch manchmal ihre "Scheu" vor dem Nazikintopp verlieren können. Vielleicht geschieht dies aus Unwissen, aber exemplarisch ließe sich die überwiegend positive Bewertung des Films gegen jene von dir konstatierte "Scheu" richten (also als Argument gegen die "Scheuen"): Wenn das funktioniert, warum denn dann nicht anderes aus jener Zeit...?

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#11 Zodiac

    Da Blogga

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Geschrieben 20. März 2012, 23:39

Beitrag anzeigenbekay sagte am 20. März 2012, 20:21:

Einspruch! Ich schiebe einfach Unkenntnis vor. Aber gleiches gilt bei mir für das westdeutsche Kino der 50er oder 60er oder oder oder... Dass in Diktaturen und autoritären politischen Systemen neben jenen Propaganda-Hauern auch unterhaltsame, interessante, unideologische oder gar subversive Filme entstehen können, versteht sich ja von selbst. ...

DIE FEUERZANGENBOWLE ist ein schöner Beispielfilm, der zeigt, dass die Deutschen doch manchmal ihre "Scheu" vor dem Nazikintopp verlieren können. Vielleicht geschieht dies aus Unwissen, aber exemplarisch ließe sich die überwiegend positive Bewertung des Films gegen jene von dir konstatierte "Scheu" richten (also als Argument gegen die "Scheuen"): Wenn das funktioniert, warum denn dann nicht anderes aus jener Zeit...?

Dein Hinweis auf die unterhaltsamen Filme liesse sich sogar erheblich erweitern: Goebbels wollte das Publikum in erster Linie in die Kinos locken, damit es sich ablenken konnte. Er akzeptierte knirschend sogar die Kompositionen von Peter Kreuder, die ihm persönlich gar nicht zusagten. Und die wenigen Farbfilme waren alle bis auf einen ("Kolberg", 1945) der Unterhaltung gewidmet. Dass die Leander die Kinobesucher zu Beginn der Angriffe durch die Alliierten mit einem "Davon geht die Welt nicht unter" beglückte und später ein "Ich weiss, es wird einmal ein Wunder geschehn" geben musste, wurde nicht mit der aktuellen Lage in Verbindung gebracht.

Filme, die sich ein wenig arg propagandistisch gaben (etwa die Sportlerhymne "... reitet für Deutschland", 1941), kamen nicht an. "Titanic" kam gar nicht in die Kino, weil sich das ausgebombte Publikum in den Passagieren des untergehenden Schiffs erkannt hätte. Hingegen schätzte man neben reiner Unterhaltung auch mal Hinweise auf den Wert der Heimat, wie ihn etwa der unerträgliche Louis Trenker in "Der verlorene Sohn" (1934) bot.

Es gibt, wie du richtig erwähnst, zahlreiche Filme, die vom heutigen Filmliebhaber genossen werden, ohne dass er stets den leidigen Bezug zur Nazizeit machen müsste. Es handelt sich oft um wirklich zeitlose Werke. Und ich bringe mal eine These rein, von der ich selber nicht ganz überzeugt bin, die aber auf etwas anspielen könnte, was bei den Herausgebern von DVDs oder den Filmredakteuren im TV eine Rolle spielen könnte: Man sieht so gut wie nie einen Film mit Lída Baarová, auch Heinrich George scheint während der Nazizeit nur den "Postmeister" gedreht zu haben. Was ich damit sagen will: Das Verhalten oder Schicksal von am Film Beteiligten scheint ebenfalls eine Rolle zu spielen (die Baarová war zum Beispiel die Geliebte des Propagandaministers, für die er sich scheiden lassen wollte, und der alte George bezahlte sein Mitwirken in Propagandafilmen mit dem Leben). Hingegen kamen Schauspieler, die auch in problematischen Filmen mitgewirkt hatten (Ilse Werner in "Wunschkonzert", 1940), aber keine "Beziehungen gepflegt" hatten, nach dem Krieg gesäubert daher (was ich ihnen nicht verüble!). Marikka Röck konnte noch in den 70ern dümmliches Geschwätz über die Nazizeit von sich geben, und Johannes Heesters - nun ja, de mortuis... Auf jeden Fall wurde er nach seinem Ableben gebührend mit Filmen gewürdigt.

Es handelt sich bei meiner "Scheu" heute wohl tatsächlich um fehlende Kenntnis des durchaus beachtlichen Filmschaffens jener Zeit, um Desinteresse, vielleicht auch um fehlende Lust, Hintergründen nachzugehen. "Scheu" wäre vielleicht eher bei Eltern und Grosseltern zu finden. Wobei es in Wien ja mal ein Kino gab (oder immer noch gibt), dass den Grosseltern half, ihre Scheu abzulegen und sich den alten Filmen hinzugeben: das Bellaria.

#12 Johannes

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Geschrieben 26. März 2012, 08:26

ich empfehle die filme saison in cairo (1933) und der verzauberte tag (1944).

#13 Phantomias

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Geschrieben 30. März 2012, 13:18

Napoleon ist an allem schuld (1938) ist natürlich noch zu nennen, wie konnte ich den hier zuletzt vergessen, habe ihn immer gemocht.

Zitat Wikipedia:

Die nationalsozialistische Führung sah Goetz' Satire weniger positiv. Joseph Goebbels störte sich an den Pointen auf Kosten der Deutschen sowie der gesellschaftskritischen Darstellung von Militarismus. Als Goetz mit seiner Ehefrau 1939 zunächst in die Schweiz, schließlich nach Kalifornien emigrierte, wurde der Film auf Geheiß Goebbels' verboten.
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#14 Zodiac

    Da Blogga

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Geschrieben 03. April 2012, 23:11

Beitrag anzeigenPhantomias sagte am 30. März 2012, 13:18:

Napoleon ist an allem schuld (1938) ist natürlich noch zu nennen, wie konnte ich den hier zuletzt vergessen, habe ihn immer gemocht.

Zitat Wikipedia:

Die nationalsozialistische Führung sah Goetz' Satire weniger positiv. Joseph Goebbels störte sich an den Pointen auf Kosten der Deutschen sowie der gesellschaftskritischen Darstellung von Militarismus. Als Goetz mit seiner Ehefrau 1939 zunächst in die Schweiz, schließlich nach Kalifornien emigrierte, wurde der Film auf Geheiß Goebbels' verboten.

Danke für den Hinweis! Ich habe mich immer gefragt, wie Goebbels wohl auf "Napoleon ist an allem schuld" reagierte, war Goetz (mehr oder weniger ein Landsmann von mir) doch grundsätzlich der Anarchist vom Dienst. Auch sein "Haus in Montevideo" (1951) untergräbt das moralische Getue der Adenauerzeit noch auf raffinierte Weise (man vergleiche den Film nur mit Käutners Remake aus dem Jahr 1963), - Vermutlich gab es keine annähernd so frechen Satiren wie "Napoleon" in der Zeit des Nationalsozialismus.

Wenigstens für eine kleine Portion Humor sorgten auch die Wien-Film und andere Produktionsfirmen, die Hans Moser und Theo Lingen trotz deren Frauen jüdischer Herkunft gern solo oder als ungleiches Gespann einsetzten ("Konfetti", 1936, "Anton, der Letzte", 1939, "Sieben Jahre Pech", 1940, "Wiener Blut", 1942, "Schrammeln", 1944 etc.).

#15 Phantomias

    Ex-Labertasse

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Geschrieben 04. April 2012, 12:22

Zitat

Vermutlich gab es keine annähernd so frechen Satiren wie "Napoleon" in der Zeit des Nationalsozialismus.

:cheers: Absolute Zustimmung. Und mit jedem weiteren Jahr wurde es immer schwieriger mutig zu sein und damit durchzukommen. Spätestens ab September 39 wäre der Film bestimmt nicht mehr „abgesegnet-durchgewunken“ worden...

Curt Goetz war schon klasse.
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