CraigZz sagte am 16.05.2008, 11:28:
Gibt es Ergebnisse über den Ausgang des "Experiments" von Haneke?
Eines ist sicher: So breit gesteut, wie Begriffe aus dem "Experiment"-Feld in Kritiken seierzeit auftauchten, so sehr sahen sich die Kritiker genötigt, in ihren Texten anzugeben, wie der Film 'ankommt'. Das einzig kann man konstatieren. Denn wie nun wieder das interpretiert - oder zurechtgebogen - wird, das passt dann irgendwie immer zu den verschiedenen Haltungen der Texte. Tatsächlich sind Unterschiede festzstellen abhängig davon, welcher Seite man das Blatt zuschlägt, in dem die Kritiken erschienen sind. Dabei ist freilich der Zuspruch wohlfeil, weniger die Ablehung. Schließlich ist letztere eine spontane (und so auch einem "Kunstwerk" gemäßere) Reaktion, als wenn einem der Film als Wasser auf die eigenen Mühlen grade recht kommt. Ausgespart blieb ohnehin die explizite Kritik
erreflexion. Es wird ja auch keinen geben können, der immer in der Radikalität, wie Haneke sie mit "Funny Games" an den Tag legt, die inkriminierten Filme verurteilt hätte (ja welche eigentlich? Eben: das Dispositiv Kino in summa. Somit ist in Haneke-Perspektive eh jeder Kritiker mindestens verdächtig). Auch in dieser Außenbetrachtung zeigen sich (die) Probleme von Hanekes Film. Leider weiß ich nicht, wie vom Ausland drauf geschaut wurde; da ist viel möglich. Unterschiede Österreich/Deutschland jedenfalls können schon festgestellt werden, aber gering und letztlich wohl verständlich.
In Cannes, wo Hanekes Film Premiere feierte und nach über 30 Jahren der erste österreichische Film im Wettbewerb war, und wo auf den Kinokarten vor dem Film gewarnt wurde (oder vor was auch immer; jedenfalls wurde gewarnt), sorgte "Funny Games" weit weniger für Aufregung als etwa Cronenbergs "Crash" - wenn überhaupt. In den Kinos, um es so zu sagen, ging er unter. Im Fernsehen lief er zuerst auf tm3 und ich meine, es hat nochmal kurz milde Aufregung gegeben, vergleichbar - wie überhaupt - Kassovitz' "Assassin(s)". Auf DVD scheint dem Film jedoch ein gewisser Erfolg beschieden, er war dann auch mal Teil der 4 für 3-Aktion bei Müller, wo man ihn dann auch zusammen mit lauter gemeinen Filmkollegen zur Kasse tragen konnte. Es war und ist recht sehr ruhig um den Film. Wirkung über den Tag hinaus wollte ihm schon damals keiner zusprechen. Die hat er nur in Form der Ablehung erfahren, die "Funny Games" im Diskurs lebendig hält. Und jetzt im Remake.