Geschrieben 02. Februar 2008, 15:23
Um mein Bewertungssystem verständlich zu machen, muss ich zunächst einmal weit ausholen. Die Einführung meiner 100er Skala liegt nunmehr schon zwei Jahre zurück, und ist im Grunde auf eine Eingebung zurückzuführen. Ich hatte vor 5 Jahren noch das übliche Zehnpunkte System, das ich im November 2004 aber zugunsten eines mir besser strukturiert scheinenden 4 Sterne Systems aufgab. man sollte vielleicht beachten, wie ich es gestern in einem Gespräch mit Travis auch herausgestellt habe, dass die Bewertungen und ihre Systeme, bei mir in erster Linie mir selbst dienen. Sie sind nicht primär als Vermittlungsgegenstand für Andere gedacht, um über ein allgemein anerkanntes Bewertungsschema zu vergleichenden Aussagen zu gelangen, sondern dienen zunächst einmal mir selbst, damit ich meine Filmerfahrung und meine Einschätzung des Films in Bezug auf seine Qualität im Vergleich zur mir bekannten Filmgeschichte, und meine Reaktion überhaupt in einen Kontext einordnen kann. Das 4 Sterne Sytem von 0 bis 4 Sternen schien mir, auch mit seinen Abstufungen (zunächst machte ich auch halbe, dann viertel-Sterne), einfacher und direkter zu Handhaben als die Zehn Punkte Skala, und meine Bewertubg eines Filmes adäquater zum Ausdruck zu bringen. Irgendwann Anfang 2005 machte ich dann mit der wunderbaren Seite listology.com bekanntschaft, in deren Verlauf mir die Spannbreite und Möglichkeit von verschiedenen Bewertungssystemen die ich im Internet bereits kennegelernt hatte, noch einmal deutlich vor Augen geführt wurde. Wenn ich die Listen anderer user durchging, war ich regelmäßig mit über einem Dutzend Filmbewertungssystemen konfrontiert, die mir mehr oder weniger schlüssig erschienen, von denen mir jedoch das 100er System das unerklärlichste blieb. Wie sollte man auf so einer breiten Skala ein filmisches Erlebnis überhaupt noch einordnen?
Während meine Zufriedenheit mit meinem 4 Sterne System bereits gegen Ende 2005 abnahm, da ich mich fragte wie ich z.B. 20 im Jahre 2002 entstandene Filme die ich mit jeweils 3 Sternen bewertet hatte überhaupt noch auseinanderhalten sollte, und ob ich nicht ein differenzierteres Bewertungsspektrum bräuchte, in dem sich auch meine verschiedenen Präferenzen von Filmen die auf der Bewertungsskala scheinbar sehr eng oder gleichauf lagen, klarer erkennen ließen, muss ich mich wohl unterbewusst in der Phase der Auslese befunden haben. Denn als ich Anfang 2006 gerade mit der Sichtung einiger früher Kurzfilme von Winsor McCay beschäftigt war, wandte ich bei einem dert Filme spontan die 100er Bewertungsskala an, da sie mir in diesem Augenblick plausibler als meine eigene erschien. Und siehe da, auf einmal hatte ich mir nicht nur einen Zugang zum Verständnis dieser Form der Bewertung erarbeitet, sondern auch meine eigene Art der Anwendung innerhalb der Praxis vollzogen. Ein oder zwei tage später, die ich mir gab, um zu sehen wie ich mich mit der neuen Skala fühlen würde, hatte ich auch schon die alte über Bord geworfen. Besser kann ich es im Moment leider nicht beschreiben, aber so in etwa ist es vonstatten gegangen.
Die Zehn Punkte Wertung kam erst kürzlich, mitte Dezember 2007 hinzu. Ich hatte Anfang Dezember das Bewerten von Filmen ganz aufgegeben, da ich mit meiner 100er Skala nicht mehr vollauf zufrieden war, und ich mir vom Filmerlebnis einen größeren Genuss und Nutzen versprach, wenn ich darauf verzichtete Filme zu bewerten. Letzteres traf leider nicht zu, denn wie ich feststellen musste, war mein Bedürfnis das Gesehene einzuordnen stärker, und auch meine Aufmerksamkeit dem Film gegenüber schien mir bei Nichtbewertung merklich nachzulassen. Nach allerhand irrungen und Überlegungen, entschloss ich mich mein 100er System wieder aufzunehmen, und ihm als ausgleichendes Pendant das von mir über einen weiteren Freund wieder neu geschätzte 10er System hinzuzufügen.
Das Zehnersystem funktioniert in etwa wie bei Imdb, in dem ein Film von 1 bis 10 zugeordnet wird. Es ist für jemand Außenstehenden leichter Verständlich als das hunderter, und von mir vielleicht auch etwas spontaner vergeben. 5/10 bezeichnet hierbei in etwa einen Film den man sich ansehen kann, aber nicht muss, alles darüber ist definitiv eine positive, alles darunter eine negative Bewertung. 8/10 ist bereits sehr hoch, und wird leider nur selten vergeben, 9/10 oder 10/10 bezeichnet schon eindeutige Lieblingsfilme von mir, die ich ebenfalls für das Beste der Filmgeschichte halte, sowie was man allgemein als Meisterwerk bezeichnen würde. Die Skala ist nach unten und oben hin geöffnet, und ich habe Filme auch schon mit 11/10 bewertet (zuletzt Heat (1995) und Zabriskie Point (1970)), da mir ihre Qualität meine Maßstäbe fast zu sprengen schien, und sie sich auch deutlich von der Qualität von Meisterwerken absetzten konnten.
Meine 100er Skala könnte man auch als eine Art Prozentebezeichnung auffassen, wobei von mir festgelegt wird, wiviel Prozent eines möglichen Idealen Films, der von mir gerade betrachtete Film erfüllt hat. Es ist natürlich alles etwas abstrakt, aber grundsätzlich gilt, dass ich einen Film mit 50 Punkten für gelungen erachte, da er zumindest die Hälfte des "Solls" erfüllt hat. Bewertungen über 70 kommen selten vor, wie man auch im alltäglichen Leben selten enge Freundschaften mit Menschen schließt, sondern sich zumeist nur angenehm unterhält. Auch die Skala ist nach oben und unten hin offen (0 war bisher die Tiefste, 105 die Höchste Bewertung), und wenn es nicht anders geht, oder wenn ich mich einem Film nicht aufmerksam genug gewidmet habe, wird die Bewertung auch schon mal komplett weggelassen. Im Grunde funktioniert sie ähnlich wie die 10er Wertung wenn man jeweils eine weitere Null, oder eine andere Zahl hintenan hängt, deckt sich mit dieser jedoch nicht.
Die Zwei Wertungssysteme stellen bei mir zwei jeweils unabhängige Skalen dar, die aber im Zusammenhang gesehen einen noch vollständigeren Einblick in meine Bewertung des Films geben. Grob könnte man sagen, dass eine Bewertung auf der 100er Skala jeweils einen (Dezimal)Punkt höher auf der 10er Skala zu finden wäre, 55 z.B. 6/10, 64 z.B. 7/10, usw. Es gibt aber auch Ausnahmen von dieser "Regel", wenn ich einem Film vonn 66 Punkten eine 8/10, einem Film von 73 eine 9/10, und einem Film von 76 Punkten eine 8/10 erteile. Das sind alles nur einzelne Beispiele aus der Praxis, die nicht exemplarisch gesehen werden sollten. Meine zwei Bewertungssysteme erfüllen jedoch einen Zweck, und sind für mich auch verständlich konstruiert.
Ich hatte Anfangs meine Bedenken, ob ich meine Bewertungen überhaupt an die Besprechungen im Filmtagebuch anhängen sollte, entschloß mich aber aufgrund der Langfristigkeit eines solchen Unterfangens dafür. Ich sehe das nämlich als Chance, anderen mein(e) System(e) im Zusammenspiel mit den Filmen verständlich zu machen. Ob ihr sie für Sinnvoll oder Unsinnig erachten werdet, wird hoffentlich die Zeit zeigen.