StephenDedalus sagte am 16.03.2007, 12:35:
zynisch ist, einem film zugutezuhalten, dass er überhaupt ideen hat. damit setzt du die "kulturindustrie" herab, nicht ich.
Ich gebe zu, du hast mich ertappt.
StephenDedalus sagte am 16.03.2007, 12:35:
mit erzählkino meine ich hier eine verkürzung der geschichte auf ihre handlungsökonomischen elemente, nämlich ihren gebrauchswert, um den film mit 90 minuten abzuschließen. das hat nichts mit manipulation oder sonstigem frankfuhrter kampfvokabular zu tun; ich bedaure einfach, dass er zeit auf klischees verwendet, wie z.b. die liebe mercedes zum anführer der anarchisten - das ist 08/15-drehbuchgeschreibsel, dass man so auch von einem ard-fernsehfilm erwarten würde -, anstatt für die von mir erwähnten ideen. es gibt auch in diesem handlungsstrang schöne momente, den tod des doktors und den des hauptmanns, welchen du auch hervorgehoben hast. aber letztlich hat man doch nur das gefühl, einen durchschnittlichen film über den spanischen bürgerkrieg gesehen zu haben, der um einige langweilige, aber auch einige wundervolle fantasy-elemente bereichert wurde.
Zitat
mit verschenkter "bürgerkriegsthematik" meine ich z.b. auch das bisschen, was ich dank "mein katalonien" über den spanischen bürgerkrieg weiß - und es z.b. ganz offensichtlich, dass del toro von gewissen artefakten, die er mit dem faschismus verbindet, fasziniert ist (sage ich, nachdem ich hellboy, devil's backbone und fauno kenne), wohingegen er sich nicht in die eigenheiten der anarchistischen armee eingearbeitet hat. den stellt er eben als rebellischen, sympathischen sauhaufen dar, der irgendwelche hehren ideale vertritt, wie er in jedem film auftauchen könnte. wäre er mit der selben verliebtheit an diese sache herangegangen, wie an das rasiermesser des hauptmanns, wäre der film viel ausgewogener.
Zu den Drehbuch-Standardelementen: Ja und Nein. Das Leben ist manchmal selbst ziemlich Standard, oder? Außerdem und wahrscheinlich treffender: PANS LABYRINTH ist ein Märchen und arbeitet als solches eben mit klassischen Erzählelementen.
Ich glaube, dass es Del Toro weniger um den spezifischen Hintergrund des spanischen Bürgerkriegs geht, er diesen vielmehr als repräsentativ für alle Kriege setzt. Deswegen interessiert er sich eben nicht für historische Details, sondern arbeitet mit Stereotypen.
Der Film hat dich eben nicht so mitgerissen. Da ist schlecht gegen zu argumentieren. Aber hier greift wieder mein Pizzenbeispiel: Ich finde, du wirfst dem Film gewissermaßen vor, Dinge "versäumt" zu haben, die er von vornherein gar nicht leisten wollte.