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Jener Sommer, das ruhigste Meer

Noruberutos zusammengewürfelte Bemerkungen zum Film und die damit zusammenhängenden Gegenstände




Foto

Violent Cop



その男、凶暴につき // Sono otoko, kyōbō ni tsuki // KITANO Takeshi // J 1989
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Erster Regiestreich des genialen japanischen Comedians. Der kaputte, unkonventionelle Polizist Azuma (Kitano himself) versucht einem Drogendealer auf die Spur zu kommen. Natürlich gibt es Connections zur Polizei (Fukasaku Reminiszenz). Nebenbei "kümmert" er sich um seine mental beeinträchtigte Schwester. Als ein Kollege, der in den Fall recht tief verwickelt ist, ums Leben kommt, eskalieren die Ereignisse. Berufliches und Privates vermischen sich auf tragische Art und Weise, und am Ende räumt der kaputte Cop entgültig (und in einer wirkich recht fragwürdigen Manier) auf, es ist auch sein Ende. Aber die Welt dreht sich weiter - Nachfolger auf beiden "Seiten" des Gesetzes rücken auf, und es werden weiterin gute Geschäfte gemacht.

Dass Azuma kein braver Cop ist wird schon in der genialen Eröffnungssequenz deutlich: Der Polizist beobachtet unerkannt, wie eine Gruppe Jugendlicher einen Obdachlosen drangsalieren, unabsichtlich töten und dann, als wäre nichts gewesen, nachhause radeln. Anstatt das auf dem offiziellen Weg zu regeln, folgt Azuma einem der Jugendlichen nach Hause, stellt ihn zu Rede und verabreicht ihm eine gehörige Tracht Prügel. Tatsächlich stellen sich die Jugendlichen am nächsten Tag der Polizei, wie von Azuma gewünscht. In einer anderen Szene sind freche Schulkinder zu sehen, die auf einer Brücke leere Dosen auf ein Frachtschiff werfen und den Fahrer beschimpfen. Insgesamt sind diese für die eigentliche Handlung des Films unwesentlichen Szenen ein jedenfalls pessimistisches, aber auch zynisches Statement: offensichtlich kommt "nichts besseres nach", und die Zukunft der Gesellschaft erscheint alles andere als rosig.

Einerseits finden sich im Debut Kitanos schon die für all seine Filme typischen Elemente eruptiver Gewalt und minimalistischer Kameraarbeit. Andererseits muss man den für spätere Arbeiten lakonischen bzw. absurden Humor hier mit der Lupe suchen (Spuren davon sind in der Verfolgungsjagd-Squenz zu finden). Als Lesart drängt sich einem eine Art Fukasaku-Hommage geradezu auf. Gestalterisch bemerkenswert ist die Filmmusik, welche einerseits direkt eines der bekanntesten Stücke des Komponisten Eric Satie covert, andererseits dessen Thema aufgreift und weiter verarbeitet. Ein weiteres Kuriosum: die für die frühen Filme (in etwa bis Sonatine) grassierende Schleichwerbung diverser Zigarettenmarken und Getränkehersteller, die offensichtlich einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Finanzierung der Produktion beigetragen haben...

Alles in allem ein starkes Debut, das aber rückblickend fast schon antiquiert wirkt (die Polizeibüros!) - die späten 80er sind den (japanischen) 60ern und 70ern näher, als etwa ein "postmodernes" Outrage.

Kitano Yakuza Satie