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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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DOPPELGÄNGER (Robert Parrish/UK 1969)



"See you in three weeks."

Doppelgänger (Unfall im Weltraum) ~ UK 1969
Directed By: Robert Parrish

In naher Zukunft entdeckt man einen zehnten Planeten im Sonnensystem, der sich exakt auf derselben Umlaufbahn der Erde um die Sonne und mit derselben Geschwindigkeit bewegt, nur, dass er eine 180°-Drehung von uns entfernt liegt und somit stets genau auf der anderen Sonnenseite kreist. Die beiden Raumfahrer Glenn Ross (Roy Thinnes) und John Kane (Ian Hendry) werden zur Erkundung des unbekannten Planeten dorthin entsandt, möglichst rasch, um die von einem Spion (Herbert Lom) dem Ostblock zugespielten Informationen über die sensationelle Entdeckung im All im Wettlauf um die Raumeroberung nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Unsanft auf der fremden Welt angekommen, Kane liegt nach dem Crash im Koma, realisiert der sich zunächst wieder daheim wähnende Ross die unglaubliche Wahrheit nur langsam: Der unbekannte Planet ist ein exaktes Spiegelbild unserer Erde, mit vertauschten Polen, entgegengesetzt laufenden Uhren und Schriften und auch sonst jeder nur denkbaren Seitenverkehrung, ansonsten aber identisch. Man kommt zum Schluss, dass der Glenn Ross dieser Welt zeitgleich auf der anderen Erde gelandet sein muss und versucht, den Gestrandeten wieder zurückzuschicken...

Die faszinierende Idee einer Parallelwelt, in der sämtliche uns selbstverständlich erscheinenden Richtungs- und Rechts-Links-Abläufe vertauscht sind, spielt dieser zu Unrecht häufig übersehene Genreklassiker durch. Einem Wunderland im Kaninchenbau gleich taucht Glenn Ross, zunächst ohne Registrierung der ihn auf der Zwillingserde umgebenden, auf den Kopf gestellten Naturgesetze, ein in die identische und doch fremde Realität; sie hilft ihm, sich endgültig seiner kaputten Ehe bewusst zu werden und vielleicht auch weltpolitische Dinge klarer zu sehen. Einer übernatürlichen Mahnung gleich, die eroberungsgierigen Finger nach der Fremde nicht allzu weit auszustrecken, erscheint Ross' finaler Absturz, der (freilich auf beiden Erden) sämtliche Daten und Mitwisser mit Ausnahme des Projektinitiators Webb (Patrick Wymark) zerstört und in den Tod reißt und den einzig Überlebenden als vermeintlich geisteskrank zurücklässt.
Reizvoll erschien mir zwischenzeitlich die Idee, das Gedankenspiel um die Spiegelwelt noch weiter zu treiben, insofern etwa, dass nicht nur die geschriebene, sondern auch die gesprochene Sprache rückwärts liefe, und auch sonst diverse selbstverständlich scheinende Prozesse umgekehrt würden. Bis zur letzten Konsequenz dürfte diese Prämisse im Sinne eines funktionellen plots jedoch kaum durchführbar sein, insofern kann man schon für die bloße, von "Doppelgänger" weitestgehend geschickt vorgetragene Geschichte dankbar sein.

8/10

Robert Parrish Zukunft Kalter Krieg Portugal



Das Interessante ist, dass das Gehirn bei ausreichender Gewöhnung tatsächlich anfängt, links nach rechts und umgekehrt zu drehen, also eine Art Auto-Korrektur vorzunehmen. Das würde sogar für rückwärts gesprochene Sprache gelten, die das Gehirn irgendwann anfängt nahezu beim Hören zu entschlüsseln bzw. verständlich zu machen. Aber klar, solange war Ross nicht auf der Parallel-Erde und er beherrscht das rückwärts bzw. vorwärts lesen ja bei seinem Test noch ganz ausgezeichnet. Toll konfrontativ geschnitten, wenn der EUROSEC-Chef in den Raum tritt, der Spiegel Ross zugewendet wird und er losblafft: "Lesen Sie!"
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Ja, wie die technisch-formale Seite (bis auf die flachgelegten KFZ vielleicht) überhaupt durchaus sorgfältig konstruiert erscheint. ich bin übrigens vorrangig durch deine Schriften zu diesem Film auf selbigen aufmerksam geworden :)
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Funxton

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