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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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ELMER GANTRY (Richard Brooks/USA 1960)



"Love is the morning and the evening star!"

Elmer Gantry ~ USA 1960
Directed By: Richard Brooks

Während der Depressionsjahre tingelt der opportunistische, dem Whiskey und vor allem den Frauen mehr als zugetane Glücksritter Elmer Gantry (Burt Lancaster) als Vertreter für Elektrogeräte durch die Südstaaten und den Mittelwesten. Als er die wandernde Erweckungspredigerin Sharon Falconer (Jean Simmons), die ihre Predigten einer Zirkusveranstaltung ähnlich in einem Kuppelzelt abzuhalten pflegt, kennenlernt, schließt er sich ihrem Tross an - zunächst freilich, um Sharon ins Bett zu bekommen. Doch bald findet Elmer tatsächlich Gefallen an seiner neuen Rolle als religiöse vox populi, zumal er durch sein exaltiertes Auftreten nach nicht allzu langer Zeit einen höheren Bekanntheitsgrad erlangt als die sich tatsächlich in ihn verliebende Sharon. Alles scheint für Elmer zum ersten Mal seit langem richtig gut zu laufen, bis er es mit seinem verlogenen Kreuzzug gegen die Laster der Welt übertreibt und ihm eine alte, sündige Lebensepisode ein hübsch bestrumpftes Bein stellt...

Fantastische, ihrer Zeit weit voraus blickende Geschichte über falsche Propheten und religiöse Eiferei des großen auteur Brooks, die Burt Lancaster zudem in einer seiner schönsten, unvergesslichsten Rollen zeigt. Wenngleich er den Part des die provinzielle Naivität seines Publikums gewinnbringend ausnutzenden Seelenverkäufers bereits in "The Rainmaker" zum Besten gegeben hatte, und ihn hier im Prinzip "lediglich" nochmals variiert, spürt man seiner Darbietung förmlich an, welche innere Nähe die Figur Elmer Gantrys zum Showman Lancaster gehabt haben muss. Dem Mann mit der gebleckten Kauleiste, die aus mindestens 50 Zähnen zu bestehen scheint, ist man wahrhaft alles abzunehmen versucht; vom Versprechen der Absolution bis hin zum defekten Staubsauger. Elmer Gantry wirkt ferner nicht zuletzt derart authentisch, weil er bei aller existenziellen Unsicherheit ein unerschütterliches Selbstvertrauen an den Tag legt und förmlich darauf konditioniert ist, stets auf die Füße zu fallen. Daher wird man von ihm auch keine Träne sehen, als sein großer Traum der Sesshaftwerdung einer Seifenblase gleich zerplatzt, sondern ein weiteres, egomanes Grinsen, das ihn stolzen Schrittes zu neuen Taten führt. Der Lebemann als bibelfestes Stehaufmännchen - wer anders als Lancaster hätte ihn mit derart formvollendeter Perfektion personifizieren können?

9/10

Richard Brooks Great Depression Wanderprediger Kirche Südstaaten Religion Satire



Filmtagebuch von...

Funxton

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