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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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THE ODESSA FILE (Ronald Neame/UK, BRD 1974)



"And I thought you just were here because of the Jews..."

The Odessa File (Die Akte Odessa) ~ UK/BRD 1974
Directed By: Roland Neame

Hamburg, 1963: Am Abend der Ermordung John F. Kennedys stirbt in der Hafenstadt auch der ehemalige KZ-Häftling Salomon Tauber durch Selbstmord. Dem Journalisten Peter Miller (Jon Voight) geht das Tagebuch des Toten zu, in dem er die einst erlebten Greuel im KZ von Riga beschreibt. Verantwortlich dafür war in erster Linie der Lagerleiter Eduard Roschmann (Maximilian Schell). Ebenjenen will Tauber - unter neuer Identität - drei Wochen zuvor in Hamburg gesehen haben. Miller geht der Sache nach und erlebt zunächst einen vergeblichen Marsch durch die Institutionen. Nicht nur, dass ihm niemand helfen will, der Einfluss der rehabilitierten SS-Schergen reicht bis in höchste Beamtenetagen. So lässt Miller sich vom Mossad anwerben und wendet sich undercover an die aus ehemaligen SS-Mitgliedern bestehende Organisation ODESSA - mit Erfolg.

Ebenso trivial wie Forsyths fabulierfreudige Vorlage fertigte Regisseur Neame zwischen seinen beiden Katastrophenreißen "The Poseidon Adventure" und "Meteor" dieses Mal der Vergangenheitsbewältigung. "Ein Volk kann nicht böse sein, nur einzelne Menschen" erklingt es aus dem schriftlichen Nachlass des exemplarisch gezeichneten Salomon Tauber. Dass es so etwas wie eine Kollektivschuld nicht gäbe, heißt es da weiter und auch der weitere Filmverlauf macht keinen Hehl daraus, dass die junge Generation Wirtschaftswunder, hier repräsentiert durch einen betont naiv agierenden Jon Voight, nicht allein an Aufklärung und Entlarvung der Mörder, sondern auch an der schonungslosen Offenlegung der Fakten interessiert war. "The Odessa File" macht aus dieser moralischen Komplexitätsreduktion einen überaus unterhaltsamen, spannenden Politthriller, den man mit einigem faktischen Wohlwollen durchweg genießen kann. Eine deutschsprachige Schauspiel-Elite (neben Maximilian Schell ist dessen Schwester Maria zu sehen, ebenso wie Günter Strack, Klaus Löwitsch und Günter Meisner als Handlanger des Bösen) sorgt für den notwendigen Nationaltouch und dass Neame sich auf die Inszenierung von Spannungshöhepunkten versteht, muss eigentlich nicht extra herausgestellt werden.
Sehenswert, vor allem als Zeitdokument.

8/10

Ronald Neame Frederick Forsyth Hamburg Wien München Holocaust Nationalsozialismus Rache Verschwörung period piece



Filmtagebuch von...

Funxton

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