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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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ROAD TO PERDITION (Sam Mendes/USA 2002)



"I'm glad it's you."

Road To Perdition ~ USA 2002
Directed By: Sam Mendes

Im Winter 1931 gerät Michael Sullivan (Tom Hanks), Auftragskiller für die irische Mafia, in Konflikt mit seinem Boss und Ziehvater John Rooney (Paul Newman). Dessen leiblicher Sohn Connor (Daniel Craig), ein gieriger Soziopath, Neider und Alkoholiker, entfesselt eine Intrige gegen Sullivan und ermordet dessen Frau (Jennifer Jason Leigh) und jüngsten Sohn (Liam Aiken). Sullivan flüchtet mit seinem Ältesten, Michael Jr. (Tyler Hoechlin), und setzt, Rache schwörend, das gesamte Syndikat bis hinein in die Machthallen Capones in Chicago unter Druck, indem er Teile von deren Einnahmen und Finanzbücher stiehlt. Sullivan will Connor Rooneys Tod um jeden Preis und geht dafür über Leichen.

Sam Mendes' zweiter Film, die Verfilmung einer DC-Graphic-Novel, ähnelt im Hinblick auf seine Qualitäten und Nachlässigkeiten dem Vorgängerwerk "American Beauty". Wiederum sind Zurückhaltung und Reserviertheit des Briten deutlich zu spüren, der sich förmlich zu mühen scheint, allzu emotionale Elemente aus seiner Arbeit auszuklammern und das Hauptaugenmerk stattdessen auf die formale Kraft des Werkes zu legen. In diesem Punkt sind sich der Film und Max Allan Collins' Comic nicht einmal unähnlich. Den Bruch stellt erwartungsgemäß Tom Hanks dar. Der Michael Sullivan der Vorlage ist eine gefürchtete mörderische Naturgewalt, deren Entfesselung in etwa der Ankunft eines apokalyptischen Reiters gleichkommt. Dieses Element versucht der Film, hinüberzuretten, gestattet sich dann aber doch eine gewisse Weichzeichnung von Hanks' Charakter und Spiel. Die schonungslose Härte und Konsequenz der Graphic Novel wandelt sich - ganz offensichtlich zu Hanks' "professionellen Gunsten" - in eine differenzierte, hier und da sogar durch augenzwinkernde Intermezzi aufgelockerte Vater-Sohn-Geschichte und lässt einen Schuss "Paper-Moon"-Romantik in das Geschehen einfließen. Dem gegenüber stehen Weltklasse-Momente wie die nächtliche, regennasse Exekutierung des alten Rooney (ein abschließendes Geschenk für Paul Newman und sein letztes Geschenk an die Welt) und seiner Gorillas: Mendes lässt irgendwo aus dem dunklen, unfokussierten Hintergrund heraus Sullivans Thompson aufblitzen wie ein höllisches Fanal, derweil Rooney ohne ein Augenzwinkern seinen stillen Frieden mit Gott machen kann. Hätte "Road To Perdition" die ebenso denkwürdige wie gewalttätige Poesie dieser einen Szene auf seine Gesamtausführung projiziert, er wäre wahrscheinlich ein Meisterwerk geworden. So reicht es immerhin noch für ein unterhaltsames Gangsterpiece und auch eine - leider - vertane Chance.

7/10

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Erlaube mir, ergänzend hinzuzufügen, daß Comic-Autor Max Allen Collins bei "Road to Perdition" seinerseits schwer vom japanischen "Lone Wolf and Cub" beeinflusst war. Schimmert auch im Film schön durch (trotz Tom Hanks). Der Mörder und sein Kind.
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Stimmt natürlich so. Danke für die Anmerkung :)
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Der Film hat eine schwerwiegende Veränderung gegenüber der Vorlage, die ich Mendes' Film nicht verzeihen will: Das Kind kommt unschuldig aus der Geschichte heraus. Da man den Film auch als Metapher für den gewalttätigen Aufstieg von Amerika lesen kann (wie Gangs of New York), hat das einen unangenehmen Reinwaschungseffekt - die abgeschlossene Vergangenheit und die unschuldige Gegenwart. Das hat der Comicautor so nicht gewollt. Und ich will das auch nicht sehen.
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Auch das ist richtig: Im Comic zieht sich das Gangstertum der Sullivans tatsächlich sogar noch über zwei Generationen, einschließlich der von Mike Jr., während er ja im Film unbefleckt bleibt und aus dem Off berichtet, er habe daraufhin nie wieder eine Waffe zur Hand genommen. Das ist natürlich eine grobe & publikumsanbiedernde Aufweichung des Ganzen.
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Funxton

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