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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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LES RAISINS DE LA MORT (Jean Rollin/F 1978)



Zitat entfällt.

Les Raisins De La Mort (Foltermühle der gefangenen Frauen) ~ F 1978
Directed By: Jean Rollin

Élisabeth (Marie George Pascal) reist mit dem Zug in den Languedoc, um dort ihren Verlobten Michel (Michel Herval), einen Winzer, zu besuchen. Als sie und ihre Mitreisende im Zug von einem Wahnsinnigen mit eitrigen Beulen am Kopf attackiert werden, kann Élisabeth in letzter Sekunde per Notausstieg fliehen. Ihre Odyssee durch die herbstlichen Weinberge führt sie noch zu diversen weiteren Provinzbewohnern, die allesamt dieselbe Krankheit zu teilen scheinen: Pestartige Ausschläge und zunehmenden Irrsinn kombiniert mit aggressiven Handlungen. Haben die Symptome etwas mit der jüngsten Weinernte zu tun...?

Sein Roter ist dem richtigen Franzosen mindestens so heilig wie ein Stück Baguette, das wissen wir nicht erst seit "La Soupe Aux Choux". Umso aufrüttelnder Rollins Warnung vor dem Einsatz unbekannter Pestizide, die nicht nur die Lese verderben, sondern auch noch den Bauern bekloppt machen. Und nicht nur diesen: Jeder, der vom neuen Wein probiert, fängt bald an, in den schönsten Tönen zu eitern und zu bluten, dass es ein wahres Fest ist. Doch befällt der Wahn nicht allein die Traubenfreunde: Aggressive Umstände erforden Adaption. Die schöne Dorfblondine Jeanette (Brigitte Lahaie) bleibt äußerlich makellos, dreht aber trotzdem durch. Der Bauer Paul hat erstmals seit der Résistance wieder einen langersehnten Grund, seine Flinte zu benutzen, nämlich gegen die Verseuchten, was er dann auch mehr oder weniger schamlos ausnutzt und Élisabeth schließlich ihren Lebenssinn wegballert, was er wiederum selbst mit dem Tode zu bezahlen hat.
Aber Rollin wäre nicht Rollin, wenn er diesem etwas, nun ja, arbeiteraffinen Topos nicht eine metapoetische Ebene zu entlocken wüsste. Tatsächlich sind seine Bilder des spätherbstlichen Languedoc von morbider Schönheit und der Diskurs um industriell verdorbene Weinernten (nebenbei erfährt man, dass der Berg zwischen einem Atomkraftwerk und einer Militärkaserne liegt), also einer Existenzgrundlage französischer Lebensart, ist in einem Splatterfilm auch nicht übel aufgehoben.

8/10

Europloitation Splatter Wein Herbst Virus Madness



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Funxton

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