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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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I GUERRERI DELL'ANNO 2072 (Lucio Fulci/I 1984)



Zitat entfällt.

I Guerreri Dell'Anno 2072 (Die Schlacht der Centurions) ~ I 1984
Directed By: Lucio Fulci

Im Jahre 2072 lassen sich die Massen vom Fernsehen nurmehr durch gewalttätige Kampfspiele jedweder Kuleur betäuben; je gewalttätiger, desto besser. Weltweit führend sind die beiden TV-Sender "Seven Seas TV" und "W-Basic", die um die höchste Einschaltquote wetteifern. Cortez (Claudio Cassinelli), Programmdirektor bei W-Basic, lässt sich dabei von einem als Weltraumsatellit manifestierten Supercomputer beraten, der ihm suggeriert, den Gladiatoren-Star Drake (Jared Martin) für eine Riesenschlacht im römischen Colosseum zu gewinnen. Da Drake freiwillig nicht mitmacht, braucht man ein paar extraschmierige Tricks, um ihn zur Teilnahme an den Wettkämpfen zu "überreden". Doch Drake tut sich schon im Vorhinein mit seinen eigens für ihn auserwählten Gegnern (u.a. Fred Williamson, Al Cliver) zusammen und kann später mithilfe der hübschen Sarah (Eleonor Gold) eine erfolgreiche Revolte gegen W-Basic initiieren.

"I Guerreri Dell'Anno 2072" ist eines der vorrangigen, weil besonders veranschaulichenden Beispiele für das Scheitern des italienischen Plagiatskinos. Obwohl die Produktion nochmal alles auffährt, was in einen solchen Film hineingehört, sei es bezogen auf die sich wie ein who-is-who der Italoploitation lesende Besetzungsliste, auf den dröhnenden Score von Riz Ortolani, oder auch auf die unverhältnismäßig exzellente Berliner Synchronarbeit. Während des Anschauens von "I Guerreri" kriegt man den Mund dann aber nicht mehr zu. Der Film gleicht in seiner irrlichternden, sich mit ein paar grellen, affektiven Eckpunkten hier und da aufdrängenden, ansonsten aber komplett introvertierten Spielweise eher einem Halluzinogentrip. Nichts passt, alles bewegt sich im selbstbewussten Modus gepflegter Lächerlichkeit, nimmt sich dabei aber so ernst, dass es schon wieder nach Performancekunst duftet. Fürchterliche Stroboskop-Aufnahmen, die man keinem Epileptiker guten Gewissens vorführen könnte gehören ebenso zu dieser Mixtur wie fürchterliche Piepstöne hier und da, die bis zur Unerträglichkeit zerdehnt werden. Die Erzählung folgt ihren höchstselbst aufgestellten Regeln, hat mit klassischen Filmnarrationsoperandi jedoch kaum etwas gemein. Immer wieder wird inmitten glühlämpchenverzierter "Blade Runner"-Kulisse ein neuer Mikrochip oder irgendein Geheimrelais aus dem Hut gezaubert, das dem Helden plötzlich telepathische Kräfte verleiht oder mindestens dazu angetan ist, die Welt zu retten.
Wie erwähnt, man hat kaum Zeit darüber nachzudenken und schluckt das alles geduldig, bis da irgendwann "Ende" steht und man als Postgenuss erstmal die eben zum Fraß vorgeworfenen Puzzleteilchen zu sortieren hat. Man kann es bei allem Bedauern dem internationalen Publikum kaum übel nehmen, dass es dieser Art des Filmemachens irgendwann den Vogel gezeigt hat...

5/10

Trash Lucio Fulci Zukunft Dystopie Fernsehen Europloitation



"Man kann es bei allem Bedauern dem internationalen Publikum kaum übel nehmen, dass es dieser Art des Filmemachens irgendwann den Vogel gezeigt hat..."

So ein Satz ist natürlich wie ein Schlag in die Magengrube. Eben dieses freie Fabulieren und der erkennbare Spaß unabhängig von vorgegebenen Formen "Drauf-los-zu-machen" ist ein Stück Freiheit, die heutigem Massenkino völlig abgeht. Sich fallen lassen, keine Maßstäbe mehr im Kopf haben, den Irsinn zum Program werden lassen. Das ist doch das Wunderbare am cinema die plagio. Würde ich Dich nicht besser kennen, könnte ich jetzt annehmen, Du redest dem "plebs" das Wort.
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Glücklicherweise kennst du mich besser. Natürlich ist diese Art von Anarchokino ein Genuss für unsereins. Aber wir repräsentieren ja leider auch kaum das Publikumsgros, respektive die Kinoplebs. Und in Bezug auf deren Rezeptionsgewohnheiten dürfte speziell dieser Film bereits anno 84 für ungläubiges Kopschütteln gesorgt haben.
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Ja, da stimme ich Dir natürlich zu. Du und ich haben den Untergang dieses Kinos z.T. noch bewusst miterlebt. Nur habe ich aus Deinen Sätzen mehr persönliche Stellungnahme gelesen. Dass Du Deine Aussagen als sachlich konstatierende Bestandsaufnahme des Vermarktungsverlaufs italienischer Filme auf internationaler Ebene verstanden wissen wolltest, war mir beim Lesen nicht klar.
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Ja, mein sprachlicher Ironiehauch taugt offenbar gut zum Missverstehen :(
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Bis auf diesen mich irritierenden Schlussatz musste ich ganz schön lachen.

"Immer wieder wird inmitten glühlämpchenverzierter "Blade Runner"-Kulisse ein neuer Mikrochip oder irgendein Geheimrelais aus dem Hut gezaubert, das dem Helden plötzlich telepathische Kräfte verleiht oder mindestens dazu angetan ist, die Welt zu retten."

Nach diesem Satz musste ich erst mal pausieren. :D
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:)
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Funxton

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