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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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THE KING'S SPEECH (Tom Hooper/UK 2010)



"Timing isn't my strong suit."

The King's Speech ~ UK 2010
Directed By: Tom Hooper

England in den Dreißigern: Nach dem Tode König George V (Michael Gambon) wird zunächst dessen älterer Sohn Edward (Guy Pearce) zum Monarchen der Nation; die Affäre und für später datierte Hochzeit mit einer noch verheirateten Frau (Eve Best) macht ihn jedoch unmöglich für seinen verantwortungsvollen Stand. Also übernimmt Edwards jüngerer Bruder Albert (Colin Firth) als König George VI den Thron. Dessen großes Handicap besteht jedoch in seiner Stotterei. Erst der Sprachtherapeut Lionel Logue (Geoffrey Rush) vermag es, "Berti", wie Albert von seinen Freunden gerufen wird, aus seiner royalen Misere herauszuhelfen Georges über Funk ausgestrahlte Reden während der Kriegsjahre werden schließlich zu legendären rhetorischen Kabinettstücken.

Die allgemeine Faszination, die "The King's Speech" auf die meisten seiner Zuschauer auszuüben scheint, entzieht sich mir leider. Sicherlich kein schlechter Film, eben gehobenes "Qualitätskino", aber nicht umsonst gilt jene Bezeichnung in mancherlei Kreisen bereits als Schimpfwort. Wenn es tatsächlich so etwas wie den "typischen Instant-Oscarfilm" gibt, dann dürfte Hoopers Werk jedenfalls genau ein solcher sein. Die Initiationsgeschichte eines liebenswerten Dickkopfes, der zum König der Herzen avanciert, knackte schon je die Nüsse des gepflegten Kinobesucher-Establishments (am liebsten pärchenweise, bitt'scheen) und dass jener König in diesem Falle gleich auch mal auf dem Papier ein König ist, kann natürlich als besonders neckischer Schachzug seiner authentischen Geschichte gewertet werden. Ansonsten erweist sich der Zweite Weltkrieg einmal mehr als dramaturgisch gewinnbringender historischer Hintergrund, besonders, da er als Projektionsfläche für das Charisma seines Protagonisten herhalten muss.
Die Oscar-Geschichte hat, unabhängig davon, was man von ihr oder dem Verleihprocedere halten mag, wahrhaft schöne, große, einmalige, prachtvolle Filme hervorgebracht. Dieser, ein netter, jedoch durchaus verzichtbarer Gewinner, gehört nicht dazu.

5/10

Biopic London Tom Hooper WWII period piece England Historie Freundschaft Best Picture



Zwei tolle Hauptdarsteller. Zum Teil wirklich großartige, virtuose Dialoge. Ansonsten hat der Film mir aber gar nichts gegeben. Die Struktur des Ganzen fand ich dilettantisch: Der Film macht ständig auf ungeschickteste Weise mal kürzere, mal längere Zeitsprünge, hat also gar kein Gespür für die im Laufe seiner Erzählung verstreichende Zeit, die Szenenwechsel fallen bisweilen arg holprig aus, das Damokles-Schwert des drohenden Nazi-Angriffs ist im Film mal mehr, mal weniger spürbar, so dass der historische Kontext der Handlung nicht wirklich die Brisanz entwickelt, die angemessen wäre.

Ferner denke ich dass der Film nicht wirklich an Historie interessiert ist. Im Prinzip bedient der Film bloß die "Wir gucken Adel"-Mentalität von BUNTE-Lesern. Ich jedenfalls weiß nicht, was sie mir geben soll, diese Erzählung über einen reichen Hochwohlgeboren, der im Leben offenbar nichts anderes erreichen muss als ordentlich zu sprechen, damit er Respekt und Anerkennung bekommt. Wenn ich Respekt und Anerkennung will, muss ich mehr leisten als das. Nee, sorry, ich finde das banal, worauf der Film seinen hauptsächlichen Fokus richtet.

Nichtsdestotrotz: Die Relevanz der Radiosprache von König George ist mir bewusst. Nur leider behandelt der Film die Bedeutung und die Auswirkungen dieser Rede nicht. Nein, der Film richtet sein Augenmerk lieber auf die seelischen Problemchen eines reichen Mannes, während alle Anderen vor dem 2. Weltkrieg zittern und existenzielle Ängste haben. Mediokres Wohlfühl-Kino mit Nationalsozialismus als Backdrop.
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Funxton

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