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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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THE SHOOTIST (Don Siegel/USA 1976)



"I don't believe I ever killed a man that didn't deserve it."

The Shootist (Der letzte Scharfschütze) ~ USA 1976
Directed By: Don Siegel


Der berüchtigte Gunfighter J.B. Books (John Wayne) kommt nach Carson City, um sich dort von Doc Hostetler (James Stewart) untersuchen zu lassen; er habe ständig wiederkehrende, starke Schmerzen im Lendenbereich und ahne aufgrund einer vorherigen Diagnose bereits deren Ursache. Der Arzt bestätigt, dass Books Krebs im Endstadium und nur noch wenige Wochen zu leben hat. Books wählt die Pension der Witwe Rogers (Lauren Bacall) als seine letzte Wohnstatt, lässt sich von Doc Hostetler eine Flasche Laudanum einpacken und plant, sein Lebensende nicht einfach dem schnöden Siechtum anheim fallen zu lassen.

Duke, der um diese Zeit mal wieder felsenfest davon überzeugt war, den eigenen Krebs endlich besiegt zu haben, bekleidete mit der Rolle des J.B. Books, einer Art Quintessenz sämtlicher Westernparts, die er zuvor gespielt hatte, zugleich sein Filmfinale. Ein guter Schwanengesang, der beste vielleicht, den ein Mann wie John Wayne sich wünschen kann. Drei Jahre und einen knappen Monat später besiegte ihn selbst die Todeskrankheit, mit der er allerdings, im Gegensatz zu J.B. Books, komplett schmerzmittelfrei rang. "The Shootist" präsentiert ihn mit neunundsechzig Jahren nochmal in vollem Saft, als stattliche Erscheinung und Mannesbild, wie man es gern in Erinnerung behält. Books wählt im Film den Freitod, indem er sich drei archetypischen Gegnern stellt: Einem (Hugh O'Brian), der es liebt, gepflegte Pistolenduelle auszutragen, einem (Richard Boone), der seinen vor Jahren von Books erschossenen Bruder rächen will und einem schlichtweg garstigen Bösewicht (Bill McKinney). Dass Books dann am Ende ausgerechnet von einem bedeutungslosen, ängstlichen Barkeeper in den Rücken geschossen wird, bedeutet für ihn letztendlich einen Abgang nach Maß, einen, wie ihn auch der große Wild Bill Hickock (als der Books sich zunächst bei der Witwe Rogers ausgibt) erlebte.
"The Shootist" ist ein inszenatorisch betrachtet stark zurückhaltender Film, seinem Thema angemessen. Siegel konzentriert sich fast gänzlich auf Narration und Spielführung und beschränkt seinen Formalismus auf das Notwendigste. Der Film spielt im klirrend kalten Januar des Jahres 1901 und beginnt einen Tag nachdem Königin Victoria das Zeitliche gesegnet hat. Books erfährt quasi parallel von ihrem Tode und seinem eigenen, unmittelbar bevorstehenden. Ein weiteres Monarchenfossil soll endlich sterben, jenes der Revolverhelden im Westen nämlich. Denn auch für diese naht angesichts von Benzinkutschen und überirdischen Telefonleitungen der Zapfenstreich. Der letzte beruhigende Gedanke, den Books mit ins Grab nimmt, ist der, dass nachfolgende Generationen (hier: Ron Howard) der Zivilisation einmal besonnener den Weg ebnen werden.
Mein persönlicher intrinsischer Genre-Endpunkt ist ja Peckinpahs "Pat Garrett & Billy The Kid"; fairerweise muss man jedoch anmerken, dass Dukes letzter Streich doch um einiges mehr von einem, wenn auch sanften, Paukenschlag besitzt.

9/10

Krebs Don Siegel Drogen



Filmtagebuch von...

Funxton

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