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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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THE LAST TEMPTATION OF CHRIST (Martin Scorsese/USA 1988)



"It is accomplished!"

The Last Temptation Of Christ (Die letzte Versuchung Christi) ~ USA 1988
Directed By: Martin Scorsese


Jesus von Nazareth (Willem Dafoe) weiß tief in seinem Inneren längst, dass er Gottes Botschafter auf Erden ist, er zweifelt jedoch und wehrt sich mit aller Macht gegen seinen himmlischen Auftrag. Als er schließlich doch seinen Weg gemacht hat und von Pilatus gekreuzigt auf den Tod wartet, sucht Satan ihn ein letztes Mal zu verführen, indem er ihm die Erfüllung seines sehnlichsten Wunschtraums verheißt: Eine Existenz als einfacher Zimmermann mit Familie.

Scorsese und Paul Schrader, von dem abermals das Script zu diesem von langer Hand geplanten und bereits verloren geglaubten Wunschprojekt des Regisseurs stammt, gelten beide stets als hochmotiviert, wenn es um katechistische Diskurse und Fragen geht - umso naheliegender ihr Engagement bezüglich der Adaption von Kazantzakis' Roman. Der hier vorgestellte Christus ist weit entfernt von seinen bislang im Film geführten, bald ätherischen Interpretationen durch Hunter oder von Sydow; ein großer Zweifler ist er, durch und durch menschlich, voller Fehler und Ängste. Die Dualität zwischen dem Botschafter von Gottes Gnaden und dabei nach wie vor irdischen Wesen interessiere ihn, verkündete Kazantzakis. Sein Jesus droht sich in der höchst irdischen Liebe zu einer Frau (Barbara Hershey) zu verlieren, baut Holzkreuze für die römischen Besatzer, um Gott gegen sich aufzubringen, schreit seinen inneren und äußeren Schmerz ungeniert hinaus in die Welt und ist auch sonst höchst gefährdet, in seiner Mission zu scheitern. Dass er am Ende doch noch über all diese seine Schwächen triumphiert, macht ihn selbstverständlich umso göttlicher und achtenswerter. Entsprechend kurzsichtig, blamabel und überflüssig die zahlreichen Proteste diverser Erzkleriker, die einen Kinoeinsatz des Films seinerzeit zu verhindern suchten.
Der Stein des Anstoßes ist erwartungsgemäß sehenswert und neben Rays ganz schönem "King Of Kings" wohl immer noch der einzige mir geläufige, respektable Versuch einer filmischen Christus-Biographie. Wohltuend gewürzt mit ein wenig mutigem Eklektizismus (der Score etwa stammt von Peter Gabriel und ist zeitweise starg popbeeinflusst) und natürlich getragen von phantastischen Schauspielern ist mir dieser Ansatz jedenfalls hundertmal lieber als ein solch grausig-zermürbender wie im Falle "The Greatest Story Ever Told".

8/10

period piece Biopic Jesus Christus Paul Schrader Historie Bibel Martin Scorsese Skandalfilm



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Funxton

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