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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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MAPS TO THE STARS (David Cronenberg/CA, USA, D, F 2014)



"On the stairs of Death I write your name, Liberty."

Maps To The Stars ~ CA/USA/D/F 2014
Directed By: David Cronenberg

Nach langen Therapiejahren am anderen Ende des Landes kehrt die brandnarbige Agatha Weiss (Mia Wasikowska) nach Kalifornien zurück. Sie hatte dereinst das Haus ihrer Familie niedergebrannt, weshalb sowohl ihr jüngerer Bruder Benjie (Evan Bird) als auch ihre Eltern Stafford (John Cusack) und Christina (Olivia Williams) sie vorläufig lieber nicht in ihrer Nähe sähen, zumal die Weisses noch unter anderen schwelenden Nöten, die diametral zu ihrer glamourösen Hollywood-Existenz stehen, leiden. Benjie, ein Kinderstar, leidet mit seinen dreizehn Jahren bereits unter mehr Süchten, Neurosen und Allüren als viele seiner erwachsenen Kollegen, Stafford ist ein renommierter Psychologe, der unter anderem die traumatisierte, unter Halluzinationen leidende Schauspielerin Havana Segrand (Julianne Moore) behandelt, Christina leidet unter schweren Depressionen. Der Schmelztiegel des Irrsinns droht überzulaufen.

Dass David Cronenberg als derzeit heißester Aspirant bezeichnet werden muss, die sardonischen Milieu-Vivisektionen eines Bret Easton Ellis in all ihrer analytischen Tragweite verlustfrei in Filmform zu transponieren, stellt er nach "Cosmopolis" neuerlich unter Beweis. Dabei berufen sich seine Quellen gar nicht auf Ellis, sondern, im vormaligen Falle, auf Don DeLillo und betreffs "Maps To The Stars" auf den hierzulande faktisch leider unbekannten Hollywood-Karikaturisten Bruce Wagner. Hier hat man augenscheinlich ein immenses Maß an philologischer Verwandtschaft, die die Kehrseiten sozialer Grandezza als ein albtraumhaftes Kaleidoskop psychischer Störungen und verschleppter, generationenumfassender Traumata herausarbeitet. Eine Zusammenarbeit zwischen Cronenberg und Ellis wäre somit eigentlich nicht nur konsequent, sondern höchst wünschenswert.
Wie dem auch sei; "Maps To The Stars" genehmigt sich als Poptpourri dysfunktionaler Zwischenmenschlichkeiten im verführerisch schimmernden Los Angeles die Aufrechterhaltung einer gepflegten cineastischen Tradition: nach "Short Cuts", "Magnolia" und "Crash", um nur die augenfälligsten zu nennen, geht es wieder einmal in den sunshine state, der eigentlich doch desolation state heißen müsste. Julianne Moore ist auch hierin als Mutter aller Nervenzusammenbrüche zu durchleiden, was ja allein schon einen gewissen Wert bekleidet. Doch auch der Rest überzeugt: so scharfkantig geschrieben und bald röntgenstrahlartig durchschauend habe ich jedenfalls schon länger keine Gesellschaftssatire mehr wahrgenommen. Wenigstens seit "Cosmopolis" nicht. Am Ende bleibt dann abermals die bewusste Erkenntnis: Es gibt keine Stars, nur die Sterne am Himmel. Und, im Zweifelsfalle, ein paar bedauernswerte Mitmenschen, irgendwo.

9/10

David Cronenberg Familie Bruder & Schwester Satire Hollywood Madness Drogen Inzest Ensemblefilm Los Angeles



Apropos Easton Ellis : hast Du schon The Canyons von Paul Schrader gesehen ?
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Nee, steht aber hier und wartet :)
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Schau ihn dir falls es passt in nächster Zeit an. Gerade im Vergleich mit Cronenbergs L.A. Film dürfte das ganz spannend sein. Hab ihn mir vorgestern angesehen und gar nicht gut befunden. Da der Schrader, wie ich finde, fast mehr Easton Ellis (Drehbuch) ist als Schrader bin ich wirklich gespannt was du davon hältst.
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Short Cut sagte am 02. März 2015, 14:04:

Hab ihn mir vorgestern angesehen und gar nicht gut befunden.

Das verleitet mich gerade natürlich nicht eben zur Betrachtung... ;)
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Ach, pfff....
Kannst ja ganz anderer Meinung sein als ich, interessiert mich halt nur, da du ja Schrader und auch Easton Ellis sehr zugeneigt bist. ;)
Btw. Cosmopolis hat mich auch nicht so beeindruckt wie dich :x
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Easton ist übrigens Brets zweiter Vorname :D
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....bist ja schlimmer als meine Freundin... :rolleyes: :P
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Funxton sagte am 03. März 2015, 21:56:

Easton ist übrigens Brets zweiter Vorname :D

Und Klugscheißer ist meiner :otto:
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