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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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DIE GELIEBTEN SCHWESTERN (Dominik Graf/D, AU, CH 2014)



"Sie haben die falsche Schöne begrüßt."

Die geliebten Schwestern ~ D/AU/CH 2014
Directed By: Dominik Graf

1788 begegnet der junge Friedrich Schiller (Florian Stetter) in Weimar erstmals seine zukünftige Gattin Charlotte von Lengefeld (Henriette Confurius), die gerade in Erziehungsfragen bei der Familienfreundin Charlotte von Stein (Maja Maranov) weilt. Bei einem späteren Besuch in ihrer Heimat Rudolstadt lernt Schiller dann auch Charlotte ältere, bereits in einer "Vernunftehe" situierte Schwester Caroline (Hannah Herzsprung) kennen und verliebt sich gleichermaßen in sie. Die Dreiecksbeziehung hält sich zunächst und bleibt selbst über Schillers Eheschließung mit Charlotte hinaus beständig. Als das Paar jedoch das erste Kind zur Welt bringt, kommt es zwischen den Schwestern zum Zerwürfnis, zumal offenbar bald auch Caroline ein Kind von Schiller erwartet. Erst wenige Monate vor dem Tod des großen Dichters findet die Familie wieder zusammen.

Mutter von Lengefeld (Claudia Messner) und ihre beiden Töchter waren, so suggeriert der Film mit der Stimme des Freundes Wilhelm von Wolzogen (Ronald Zehrfeld), ein familiär verwurzeltes Frauen-Triumvirat, das lebte, um seine Männer zu überleben. Am Ende, nach rund sechzehn Jahren erzählter Zeit, ist die Ausgangslage wieder erreicht: Die drei Frauen sind mitsamt ihren mittlerweile geborenen Kindern wieder zurück in die feimistische Dreieinigkeit zurückgekehrt. Ohne sich allzu sklavisch an historische Fakten zu klammern - auktoriale Kommentare zum zeitlich komprimierten Werdegang der Protagonisten streut Graf selbst in regelmäßigen Abständen ein - interessiert sich der Regisseur vor allem für das aufklärerisch gefärbte Leben der beiden Schwestern von Lengefeld: Beide verweigern sich den recht streng gefassten, gesellschaftlichen Konventionen und Normen von Stand und Zeit; besonders Caroline schwelgt in selbstgewählter Promiskuität und persönlichen Lebensentscheidungen. Sie schreibt erfolgreich einen Fortsetzungsroman unter Pseudonym, bringt ihr uneheliches Kind zur Welt und ringt die Scheidung von ihrem ersten, ungeliebten Ehemann von Beulwitz (Andreas Pietschmann), den sie dereinst lediglich heiratete, um den Tod des Vaters wirtschaftlich abzufedern.
Graf gelingt somit ein ansehnliches Zeit- und Sittengemälde mit einigen charmanten Regieeinfällen, das in seiner präferierten Schnittfassung eine stattliche Laufzeit erreicht. Dennoch muss ich den "geliebten Schwestern" bescheinigen, die immanente Spannung vieler in den letzten Jahren vornehmlich fürs Fernsehen und dazumal auch fürs Kino entstandenen Werke nicht zu erreichen. Dafür ist der Film dann hier und da vielleicht doch zu gesetzt, etwas zu zufrieden mit sich selbst.

7/10

Dominik Graf Historie Biopic period piece amour fou Ehe Literatur Bohème Sittengemälde



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Funxton

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