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L'ARMÉE DES OMBRES (Jean-Pierre Melville/F, I 1969)



Zitat entfällt.

L'Armée Des Ombres (Armee im Schatten) ~ F/I 1969
Directed By: Jean-Pierre Melville

Nach der Besatzung durch die Nazis hat die Pariser Résistance, darunter deren Mit-Leiter Philippe Gerbier (Lino Ventura) alle Hände voll damit zu tun, im Verborgenen zu bleiben. Immer wieder schnappt die Gestapo wichtige Mitglieder des Widerstands, denen dann unter Verhör und Folter oft nurmehr der Griff zur Zyankali-Kapsel bleibt. Auch Gerbier wird mehrfach gefasst, kann mithilfe seiner Gesinnungsgenossen jedoch immer wieder entkommen, anders als viele seiner Freunde wie Felix Lepercq (Paul Crauchet) oder Jean-François Jardie (Vincent Cassel). Als die Gestapo die viel geachtete Widerständlerin Mathilde (Simone Signoret) fasst und sie mit ihrer Tochter erpresst, muss Gerbier eine folgenschwere Entscheidung treffen...

"L'Armée Des Ombres", entstanden inmitten seines späten Unterwelt-Zyklus, gilt als Melvilles persönlichster, für viele gar als sein vollendetster Film. Episodenhaft zeichnet er darin in herbstlichem Sepia die ins Leere führenden Werdegänge erklärter Nazi-Gegner dar, die im okkupierten Frankreich Entscheidungen treffen müssen, zu denen sie als einfache Zivilisten niemals gezwungen gewesen wären und allein dadurch ein gerüttelt Maß von ihrer vormaligen Menschenwärme einbüßen. Insofern unterscheiden sich die traurigen Helden aus "L'Armée Des Ombres" gar nicht mal so sehr von Melvilles Gangster-Figuren - wie diese unterliegen sie einem ungeschriebenem Ethos, sind gezwungen, unerkannt und im Untergrund zu agieren, sind auf verschwiegene Helfer und Vertrauensmomente angewiesen und können durch Denunziation Ehre und Leben verlieren.
Der jüdischstämmige Melville, der eigentlich Jean-Pierre Grumbach hieß, nahm den Nachnamen des "Moby Dick"-Autoren als Deckbezeichnung an, während er selbst für die Résistance tätig war. Viele seiner eigenen Erfahrungen hat er in "L'Armée Des Ombres" einfließen lassen; manche der Figuren tragen Facetten seines einstigen Selbst, andere personifizieren damalige Mitstreiter und Freunde. Am Ende, nachdem Gerbier seine aus humaner Hinsicht verabscheuungswürdigste Mission erfüllt hat, schließt Melville seinen Film mit einer bitteren Inventur: Jeder der im Film noch lebenden Charaktere wird, wie uns entsprechende Schrifttafeln verraten, über kurz oder lang selbst von der Gestapo gefasst werden, auch Gerbier selbst, der schon beim letzten Mal kurz davor war, die sadistischen Spiele der Nazis nicht länger mitzuspielen, "hat", so heißt es, "irgendwann genug davon, sich zu verstecken". Diese Wiederentdeckung persönlicher Integrität war damals gleichbedeutend mit der Wahl des Todes.

9/10

Jean Pierre-Melville Nationalsozialismus Widerstand Paris London Vichy-Frankreich



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Funxton

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