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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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CLAIR DE FEMME (Constantin Costa-Gavras/F, I, BRD 1979)



Zitat entfällt.

Clair De Femme (Die Liebe einer Frau) ~ F/I/BRD 1979
Directed By: Constantin Costa-Gavras

Eigentlich will er nach Caracas abfliegen, aber aus zunächst unerfindlichen Gründen verschiebt Michel Follin (Yves Montand) die Reise. Auf dem Weg in ein Bistro stößt er mit der hilfsbereiten Lydia Tovalski (Romy Schneider) zusammen und fühlt sich prompt zu ihr hingezogen, versucht verzweifelt, sie auch für sich zu begeistern. In den nächsten Stunden erfahren die beiden viel von einander und geben dem jeweils anderen tiefe Einblicke in die jeweils zutiefst verwundete Seele: Lydia hat ihre kleine Tochter verloren bei einem Unfall, den ihr Mann Alain (François Perrot) verursacht hat. Dieser verschanzt sich seitdem hinter einem Schuldkomplex, der es ihm nurmehr erlaubt, in einer Phantasiesprache zu kommunizieren und der von regelmäßigen Suizidversuchen bestimmt wird. Lydia ist völlig allein gelassen. Michel derweil hat seiner todkranken Frau passive Sterbehilfe geleistet, indem er ihren Freitod akzeptiert und ihr versprochen hat, die Stadt zu verlassen - nur, um dann auf die nicht minder verletzte Lydia zu stoßen. Ihr kurzes Beisammensein ist zudem geprägt vom Abschied des seltsamen Vaudeville-Tier-Dompteurs Galba (Romolo Valli).

Dieser dröge Versuch Costa-Gavras', späte Nouvelle Vague zu machen, darf als in Ehren gescheitert betrachtet werden. Der ganze Film, nebst Darstellern, basaler Ausgangslage und Dialog gleicht einer distanzierten Versuchsanordnung, die ohne Montand und Schneider, die ihn mittels ihrer Kunst faktisch allein zu tragen haben, gänzlich verloren wäre. Die Figuren, und damit meine ich nicht ausschließlich nur die Protagonisten, erschweren durch ihre charakterbedingte Distanzierung zum Alltäglichen, ihre bleierne Lebensegierung und die damit einhergehende Suhle aus Selbstmitleid und müde exponiertem Zynismus die Herstellung einer wie auch immer gearteten Beziehungsebene mit dem Zuschauer: Wer Michel und Lydia zur Gänze versteht, muss wohl selbst irgendwie des Lebens müde sein. Auch Costa-Gavras scheint kurz der vitale Funke, der seine Filme sonst auszeichnet, verlassen zu haben, als er sich entschied, inmitten seiner großen politischen Filme plötzlich dieses Zwei-Personen-Kammerspiel abzusetzen, dem es im Vergleich zu der ihn werkimmanent umgebenden Kunst des Regisseurs ausgerechnet an deren Verve, Wucht, Wut und Lebensbejahung mangelt, wobei all dies gerade hier, in dem mikrokosmisch denkbar schmalsten Herunterbruch auf das Wesentliche - die Liebesbeziehung zweier Menschen nämlich - so obligatorisch gewesen wäre.

4/10

Constantin Costa-Gavras amour fou Vaudeville Paris



Filmtagebuch von...

Funxton

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