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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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HIGHER LEARNING (John Singleton/USA 1995)



"Without struggle, there is no progress."

Higher Learning ~ USA 1995
Directed By: John Singleton

Auf einige Erstsemester wartet eine harter Einstieg am kalifornischen 'Columbus-College': Kristen (Kristy Swanson) bekommt kaum finanzielle Unterstützung von daheim. Nach einer feucht-fröhlichen Party wird sie von dem aufdringlichen Billy (Jay Ferguson) halb vergewaltigt und kann in letzter Sekunde entkommen. Sie trifft die emanzipatorische Vordenkerin Taryn (Jennifer Connelly) und verliebt sich in sie. Doch auch zu James (Trevor St. John) fühlt sie sich hingezogen.
Malik (Omar Epps) wähnt sich als farbiger Student gleich von vornherein hoffnungslos benachteiligt und notorisch unterprivilegiert. Darin bestärkt ihn vor allem der Langzeitstudent und Aktivist Fudge (Ice Cube), für den weiße Vormachtsstellung, Repression und Ausbeutung einhergehen. Malik findet seinen schlimmsten Feind schließlich in dem unsicheren Remy (Michael Rapaport), der als Sonderling keinen Anschluss findet und sich infolge seiner Einsamkeit schließlich zum labilen Neonazi wandelt, dessen Wut sich in offener Gewalt entlädt...

Was ich auteur John Singleton neulich noch betreffs "Boyz N The Hood" zugute hielt, nämlich seine gleichermaßen treffsichere wie unbestechliche didaktische Grundhaltung, gerät in seinem Drittwerk "Higher Learning" leider etwas zur Manier. Auch dieser Film wird von einem pointiert formulierten Imperativ geschlossen: "Unlearn!" heißt es da, womit nicht etwa eine forcierte Bildungslobotomie gemeint ist, sondern das Sich-Entledigen rassistischer, glaubenspraktischer und sexueller Phobien, wie sie das Resultat generationenlanger Vorprägung sind. Tatsächlich sollte man meinen, dass junge Menschen, die einmal den Campus geentert haben, weit über solchen verkniesten Vorurteilsschemata stehen, aber Singleton geht es in "Higher Learning" ja gerade darum, unperfekte Zustände zu veranschaulichen. Und solche bedürfen wohl rigoros tendenziös gezeichneter Klischeefiguren. Ice Cube könnte, etwas Phantasie vorausgesetzt, eine etwas ältere Version von Tre Styles aus "Boyz N The Hood" darstellen: Deutlich abgeklärter und härter als ehedem, aber mit einem ähnlich klaren sozialgeprägten und bildungstheoretischem Background versehen. Laurence Fishburne als erzliberaler Politologe Professor Phipps spielt im Prinzip seine Rolle des Furious Styles aufs Neue, diesmal bloß mit Brille, Fliege, Jackett und Vollbart versehen. Phipps erinnert darüber hinaus doch sehr an den wunderbaren James Earl Jones in "Soul Man": Eine integre, harte Autoritätsperson, die weiß, was soziale Benachteiligung bedeutet und daher besonders auf Schmarotzer und sich anbiedernde Günstlinge schlecht zu sprechen ist. Übers Ziel hinaus aber schießt Singleton eindeutig in der einfältigen Zeichnung des im Blitztempo vom Bauerntölpel zum Neofaschisten umerzogenen Remy. Wenngleich Michael Rapaport neben Omar Epps vermutlich die signifikanteste darstellerische Leistung des Films darbietet, strotzt seine Figur und ihre Genese nur so vor naiven bis üblen Klischees. Hieran scheitert selbst mein ansonsten wirklich ausgeprägter good will - ein gewisser Latenz-Alltags-Rassismus hätte bestimmt zu Remy gepasst, aber dass er gleich "Mein Kampf" lesen, Springerstiefel tragen und sich den Kopf kahl scheren muss, weil er einem ideologischen Rattenfänger (Cole Hauser) in die Fänge geraten ist - no go.
So bleibt ein alles in allem ehrenwerter Film mit einigen doch unauswetzbaren Scharten, der zudem keinem Vergleich mit Singletons kraftvollem Debüt standhält.

6/10

John Singleton College Rassismus Neo-Nazis ethnics Bisexualität Vergewaltigung Los Angeles Amok Coming of Age



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Funxton

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