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Ubaldo Terzanis Schreibstube Volume 2

Hier polemisiert der Meista!

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YOUNG ADULT


YOUNG ADULT Bewertet man nur die inszenatorische Qualität, ist das meiner Meinung nach Reitmans bester Film. Großer Unterschied zu "Juno", der nur von D. Codys Drehbucheinfällen lebte, aber Regie-Ideen vermissen ließ und nicht sonderlich vielsagende Bilder hatte (bis vielleicht auf die Autofahrt, wo lauter gleich aussehende Vorstadthäuser hinter den Scheiben vorbei ziehen).

Bei "Young Adult" hingegen stimmen sowohl D. Codys Drehbucheinfälle als auch die Inszenierung. Ich fand es nebenbei bemerkenswert wie unverkennbar Codys Sprachwitz ist. Hätte ich nicht vorher gewusst dass sie das Drehbuch geschrieben hat, hätte ich es vermutlich bei der Filmbetrachtung erraten.

Aber so lustig und clever der Humor auch ist, die dramatischen Elemente fand ich eher zwiespältig. Die Probleme einer jungen Frau drehbuchgerecht-FF zubereitet inklusive wohlfeil herbeigeführter Katharsis nach 90 Minuten Laufzeit.

Das ist aber nur ein Kritikpunkt am Rande. Im Großen und Ganzen fand ich den Film sehr unterhaltsam

6/10 (ordentlich, sehenswert)

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Komödie Drama seelische Buhbuhs


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GREY, THE


GREY, THE Die privatphilosophischen voiceover-Monologe des Protags stören ebenso wie die mehrmalige Thematisierung von Religiosität im Filmverlauf. Ebenfalls die wirklich abgeschmackten, da schon in vielen Filmen genau so dagewesenen Flashback-/Wunschtraum-Sequenzen sind in ihrem schmalzigen Kitsch hart an der Grenze des Goutierbaren. Ferner ist die Vorhersehbarkeit der Ereignisse zu monieren: Wer von den Überlebenden des Flugzeugabsturzes als nächstes von den Wölfen gefressen wird oder vom Felsen abstürzt, ahnt man immer schon ein paar Minuten vorher, weshalb weder Schock noch Anspannung aufkommt, wenn es dann so weit ist.

Davon abgesehen ist THE GREY aber ganz gediegen. Neben gleichermaßen schönen wie trostlos morbiden Naturaufnahmen arbeiten die Filmemacher sehr viel mit Dunkelheit und der unsichtbaren Gefahr. Nur die leuchtenden Augen der Wölfe blitzen in manchen Nacht-Szenen kurz in der Dunkelheit auf, ansonsten wird die Anwesendheit der Tiere nur durch die wirklich gruselige Tonspur vermittelt.
Daneben gibt es aber auch graphisch explizite Tötungs-Szenen, die am helligten Tage spielen. Diese lassen die späteren Nachtszenen mit ihren Auslassungen erst so richtig unheimlich wirken - schließlich hat der Zuschauer das Grauen vorher explizit gesehen und weiß, was in der Dunkelheit an Gefahr lauert.

Durchaus ansehnlich und trotz fast 2 Stunden Laufzeit sehr kurzweilig geht der Film vom Statten, und obwohl man vieles aus anderen Survival-Filmen kennt, langweilt der gut strukturierte THE GREY zu keiner Minute. Das beste ist aber das Ende des Films direkt *vor* der finalen Konfrontation: Es ist wie ein Cliffhanger-Ende, nur dass es eben keine Fortsetzung gibt. Was mit dem Protagonisten passiert, ob Mensch oder Wolf den finalen Kampf überstehen, wird der Interpretation und der Vorstellungskraft des Zuschauers überlassen. Und das weiß doch sehr zu gefallen.

6/10 (ordentlich, sehenswert)

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survival Tierhorror Thriller Drama Religiosität


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ABSENTIA


ABSENTIA Nur kurz:

Die Macher dieses mit 70.000$ doch sehr niedrig budgetierten crowdgefundeden amerikanischen Dramas/Horrorfilms kommen mit durchaus guten Ideen daher. Auf billige Schockeffekte wird nicht gesetzt, sondern auf langsamen Aufbau, Charakterentwicklung und Suspence. Sehr schön ist dass einiges uneindeutig bleibt und man dem Sehen geteilter Meinung darüber sein kann, was passiert ist bzw. was nicht passiert ist und sich nur in den Köpfen der Figuren abgespielt hat. Im Laufe der knapp 80 minütigen Laufzeit wird durch ein stetiges Hinzufügen von immer mysteriöseren, teils auch immer absurder und surreal scheinenden Handlungselementen gekonnt ein Gesamtbild aufgebaut, welches aber wie erwähnt nicht eindeutig ist. Zu gefallen weiß auch dass der Horror sich oftmals off screen abspielt, was das Kopfkino anregt und die Anspannung steigert. Weniger zu gefallen weiß dass dieser Film unübersehbare Defizite in Schauspiel und visueller Gestaltung aufweist, was bei diesem Budget aber nicht wirklich verwundert, dennoch ärgerlich ist.

7/10 (noch gut)

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Horror Drama Psychologie


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GEANTS, LES


GEANTS, LES Zwei Brüder, 13 und 15, werden von ihrer Mutter im Haus des verstorbenen Großvaters in der belgischen Provinz zurück gelassen, also müssen sich die Buben alleine durchschlagen, was ihnen auch einigermaßen gut gelingt. Die Zeit verbringen sie mit kiffen und illegalen Autofahrten, freunden sich mit einem gleichaltrigen Jungen an, der aus einem gewalttätigen Haushalt kommt. Nach einem missglückten Deal mit dem lokalen Drogen Don werden die Buben aus dem gr0ßväterlichen Haus vertrieben und schlagen sich mit ihrem neuen Kumpel abenteuermäßig als Obdachlose durch die Pampa, beginnen aber bald, familiäre Geborgenheit zu vermissen.

Trotz einigen recht üblen Drehbuchkonstruktionen ist das eine sehr sehenswerte Geschcihte übers Erwachsenwerden, über das unfreiwillige Erlernen von Selbstständigkeit sowie über den Gegensatz von Freiheitsdrang und Sehnsucht nach Geborgenheit und geordneten Verhältnissen. Es ist ein sehr ruhiger und nachdenklicher, auch gefühlvoller Jugendfilm, dessen humoristische Elemente dezent sind, das Drama nicht überdecken. Besonders schön sind die hochsommerlichen, wilden Naturaufnahmen und die schwüle, leicht unwirkliche Atmosphäre des Films. Mag LES GEANTS auch nichts vermitteln, was man nicht schon anderswo erzählt bekommt hat, schließt man die 3 jugendlichen Figuren, die im Inneren zutiefst gebrochene Menschen sind, irgendwo in sein Herz. Ganz nett ist zudem dass der Film in zwei Szenen durchaus komisch Feminisierung von Jungen behandelt. Und zu guter letzt muss man diesem Film ein bisschen Mut attestieren, weil er für einen Jugendfilm ein sehr langsames Tempo besitzt, was viele jüngere Zuschauer abschrecken dürfte.

knapp noch 8/10 ( gut)

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Jugend Drama Komödie Weed Abenteuer häusliche Gewalt


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AWAKENING, THE


AWAKENING, THE Eine junge atheistische Wissenschaftlerin, die sich zur Aufgabe gemacht, angeblich übernatürliche Phänomene zu widerlegen, wird kurz nach dem WW1 in ein Internat auf dem Land gerufen, in dem es spuken soll. Während ihrer Ermittlungen wird die Tragik der jungen Frau immer ersichtlicher.

Inszenatorisch ist dieses Period Piece sehr um Eleganz und ruhiges Pacing bemüht, nutzt recht geschickt Räumlichkeit (sowohl Weitläufigkeit als auch Enge), kann sich aber insgesamt gesehen nicht von anderen retro-klassischen britischen Spukhausfilmen wie z. B. zuletzt "The Woman in Black" absetzen. Abgesehen davon finden sich in der Erzählung die üblichen, oft widergekauten Versatzstücke des Spukhaus-Genres, was den Film ein stückweit beliebig erscheinen lässt.

Was dieser irgendwo zwischen psychologischem Drama, Krimi und Horror angesiedelte Film aber ganz gut macht, ist der Umstand dass zu einem gewissen Zeitpunkt sowohl eine übernatürliche als auch eine natürliche Ursache der Phänomene möglicht scheint. Weniger zu gefallen weiß aber dass der im Film ausgetragene Konflikt Wissenschaft versus Glauben recht unterentwickelt bleibt. Das wird aber dadurch ausgeglichen dass sowohl die Figurenzeichnung der Protagonistin als auch ihre Verkörperung durch Rebecca Hall mehr als nur ordentlich ist und über die Frauenrollen der meisten anderen mir bekannten Horrorfilme hinaus geht.

Wirklich ärgerlich ist aber nur das Finale, welches den Spagat zwischen großer Tragik und spannender Plot Twist-Enthüllung nicht so wirklich meistert und zudem Erklärung für die mysteriösen Ereignisse liefert, die sowohl albern als auch abgeschmackt ist.

6/10 (ordentlich, sehenswert)

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Horror Drama period piece Krimi


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SKET


SKET Zumindest wurde man im Vorspann dieses Briten-Films gewarnt: "This film contains scenes of stroboscopic light. Viewer discretion is advised." Was wohl als hippe Bild- und Tongestaltung angedacht war, ist in Wahrheit ideenlose und völlig nichts sagend, grell und laut. Überhaupt gibt sich dieser Film viel zu cool und hipp eingedenk der ernsten Thematik. Aber anstatt Milieu-Studie, menschlichem Interesse an seinen Figuren und der Behandlung sozialer Themen gibt es in SKET bloß Mainstream-Rumgehoppse aus altbekannten Genre-Klischees sowie reichlich Pseudo-Drama, das nicht funktioniert, weil das nur weinerliches Rumgemenschel ist und der Film über oberflächliche Betrachtungen und Allgemeinplätze nicht hinaus kommt. Das teils sehr große Kritiker-Lob ist doch arg überschätzt.

3/10 (kacke)

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Krimi Drama Milieu Drogen Gangs Selbstjustiz Ausländerkriminalität Jugend


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BABYCALL


BABYCALL Nur kurz:

Trotz des aus amerikanischen Psycho-Horror-Filmen in ähnlicher Form hinlänglich bekannten Plot Twists, der das Meiste des vorher Gezeigten irrelevant werden lässt und trotz der allgemein etwas abgedroschenen Erzählung war ich von BABYCALL positiv überrascht. Die erste Hälfte funktioniert als durchaus gefühlvolles Mutter-Kind-Drama, während die psychotische zweite Hälfte deshalb so packend ist, weil weder die verzweifelte Protagonistin noch der Zuschauer weiß, was eigentlich real ist und was nicht. Zudem ist die erdige und triste Inszenierung des Ganzen durchaus einnehmend und die großartigen Bilder, welche die Hässlichkeit und den architektonischen Zerfall der Osloer Vorstadt hervorheben, evozieren eine morbide Atmosphäre, welche den Vergänglichkeits-Tenor der Geschichte sehr fein trägt. Vor allem funktioniert BABYCALL aber aufgrund von Noomi Rapaces exzellentem Schauspiel und ihrer emotionalen Verkörperung der paranoiden, sorgenden Mutter.

7/10 (noch gut)

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Horror Drama Psychologie Tristesse


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INTOUCHABLES


INTOUCHABLES Nette Sozial-Schnulze darüber dass Immigranten das Leben der Einheimischen bereichern und aufpeppen können, wenn man sie nicht ausgrenzt oder gar wegen Perspektivlosigkeit in die Kriminalität treibt, sondern sie teilhaben lässt. In Zeiten des Vormarsches rechtspopulistischer Kasper in halb Europa ist dieser Film sicherlich nicht verkehrt. Sonderlich gut ist INTOUCHABLES trotzdem nicht. Sein großer Erfolg an deutschen und französischen Kinokassen dürfte dadurch zu erklären sein dass die Filmemacher sich beim Zuschauer anbiedern: Es wird sich auf den vorhersehbaren Pfaden der Buddy Komödie bewegt, wirklich Unangenehmes zum Thema Behinderung oder Kontroverses zu sozialen/gesellschaftlichen Fragen wird nicht verhandelt, jeder Moment des Leids wird gleich in der nächsten Szene durch nen Witz abgeschwächt, die Inszenierung ist elegant (bis auf die Szenen im Ghetto, wo die Bildsprache sichtlich rauer ist als in den Szenen in der Villa), es gibt pompöse Häuser und Autos zu sehen und alle Ereignisse in der filmischen Handlung sind sichtlich auf Charme getrimmt. Das ist ein durch und durch harmloses Wohlfühlfilmchen dass sich dem Zuschauer wie ein weicher Schal um den Hals schmiegt. Und natürlich: Es gibt durchaus sympathische, witzige Szenen: Kammerorchester, Polizei-Eskorte, Bedrohung des Freundes der Tochter, etc. pp., und einige Szenen, die die seelischen Qualen und körperlichen Einschränkungen zeigen, welche Behinderungen mit sich bringen, gehen durchaus nahe. Und langweilen tut man sich während der gesamten Filmbetrachtung nicht, da man immer bei Laune gehalten wird. Im Großen und Ganzen ist der Film aber zu harmlos und will es wirklich jedem Zuschauer recht machen, weshalb diese Buddy-Dramödie auf Biss verzichtet. Es ist alles ganz nett, aber viel mehr als anschmiegsame Berieselung sollte man von INTOUCHABLES nicht erwarten, lan.

noch 6/10 (ordentlich)

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buddy movie Drama Komödie Behinderung Einwanderung based on true events





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