Zum Inhalt wechseln


Herr Settembrini schaltet das Licht an

Oberlehrerhafte Ergüsse eines selbsternannten Filmpädagogen




Foto

Jane Eyre (2011)



Charlotte Brontës Klassiker Jane Eyre gehört zwar nicht wirklich zu meinen Lieblingsbüchern, aber fraglos hat das Buch etwas, und so war ich auch sehr gespannt auf die neueste Verfilmung des Werkes (schon deshalb, um endlich mal rauszufinden, wie der Nachname der Hauptfigur ausgesprochen wird...).
Ich kenne keine der früheren Adaptionen des Werkes und weiß daher auch nicht, wie genau diese sich an den Roman gehalten haben, Cary Fukunagas Film jedenfalls folgt der Vorlage weitgehend getreu. Nun gibt es ja Leute, die es offenbar ganz entsetzlich finden, wenn eine Literaturverfilmung sich durch Werktreue auszeichnet (so wie es Leute gibt, die eine Operninszenierung um so besser finden, je weniger sie mit der eigentlichen Oper zu tun hat), während ich das (bekanntermaßen) ganz anders sehe. Insofern fand ich es sehr angenehm, mal einen Klassiker ohne "modernisierenden" Schnickschnack auf der Leinwand zu sehen. Allerdings erzählt der Film den größten Teil der Geschichte in einer Form einer Rückblende, in Abweichung vom Roman: immerhin, das funktioniert soweit ganz gut. Wirklich bedauerlich fand ich aber, daß von Janes Kindheit im Film nur ziemlich wenig zu sehen ist. Natürlich sind bei einem 650 Seiten langen Buch Ver(kürzungen) unvermeidlich, doch es sind einige der eindringlichsten und stärksten Passagen der Kindheitskapitel, die hier unter den Tisch gefallen sind - und da hätte ich eine um vielleicht 15 bis 20 Minuten längere Laufzeit gern in Kauf genommen.
Die darstellerischen Leistungen sind durch die Bank ausgezeichnet. Mia Wasikowska war mir vorher noch gar nicht bekannt, hat aber einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, Michael Fassbender ist ein ausgezeichneter Mr. Rochester, und Jamie Bell ist gut wie immer. Und Judy Dench entwickelt sich ohnehin mehr und mehr zur Königin der Nebenrollen.
Allerdings war mir der Film eine Spur zu düster, und dabei spreche ich nicht vom Ablauf der Handlung, sondern von der Fotografie (da passen dann die angeblich letzten Worte Goethes "Mehr Licht!"). Ansonsten ist am Film eigentlich alles stimmig, große inszenatorische Höhepunkte fehlen ein wenig, wirkliche Schwachpunkte aber auch. Eine wohl nicht überragende, aber durchaus ansprechende Literaturverfilmung, die vor allem von ihren ausgezeichneten Darstellern getragen wird.




Als Verfechter der Devise Buch oder Film kann ich den Film dann ja beruhigt links liegen lassen. Da ich sonst kaum Klassiker lese, fand ich das Buch ganz ok. Habe ich das richtig in Erinnerung, dass Du auch "Der Fall Jane Eyre" von Jasper Fforde gelesen hast? Bei mir lagen zwischen beiden Büchern zu viel Zeit, so das Brontë da nicht viel profitieren konnte.
  • Melden
Du erinnerst Dich richtig, Ffordes Buch habe ich auch gelesen. Ob Brontës Werk so sehr von Fforde profotiert, weiß ich nicht, aber auf alle Fälle macht Ffordes Buch mehr Spaß, wenn man "Jane Eyre" kennt. Am meisten amüsiert habe ich mich allerdings über die Baconier, die bei den Leuten klingeln und sie davon zu überzeugen versuchen, daß Shakespeares Werke eigentlich von Bacon stammen...
  • Melden
15 bis 20 minuten länger? nein, danke. der film ist m.e. gut so wie er ist. :)
  • Melden

März 2024

M D M D F S S
    123
45678910
11121314151617
18192021222324
25262728 29 3031

Neuste Einträge

Neuste Kommentare