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Gernguckers Filmtagebuch





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Le Havre



Le Havre (Aki Kaurismäki)

In seiner optimistischeren Grundstimmung, seinen hellen farbigen Bildern, dem Nähren von Hoffnung ist "Le Havre" auf den ersten Blick gar kein richtig typischer Film von Kaurismäki. Und dennoch ist er es: ein mit leichter Lakonie erzählter freudloser Überlebenskampf des kleinen Mannes. "Le Havre" ist dabei wie eine Remineszenz an das ganze Werk des Finnen und überstrahlt dessen Repertoire der Tristesse als eine Art modernes Märchen, in dem Wunder tatsächlich möglich scheinen und ich gern an sie glauben wollte. Obwohl der Film in Frankreich spielt wie einst "Das Leben der Boheme" und eine späte Fortsetzung dessen sein könnte, ist "Le Havre" voll mit bekannten Gesichtern aus dem Kaurismäki-Universum. Allen voran verzaubert wie so oft Kati Outinen in ihrer (Neben-)Rolle. Wenn sie am Tisch sitzt und plötzlich zusammensinkt, bricht es einem das Herz. Fast ohne Dialog weiß man sofort um ihr Leid und ihre Resignation vor dem Unabwendbaren.
Ich habe "Le Havre" sehr gern gesehen.




Hört sich ja soweit wirklich gut an. Trotzdem muß ich ehrlicherweise zugeben, daß ich momentan wenig Lust auf "Le Havre" habe, ich warte dafür auf "Melancholia" und schiele außerdem darauf, was ich eventuell noch bei Kurosawa entdecken kann. Die Filmauswahl bei Kinogängen ist eben auch sehr stimmungsabhängig...
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Ich warte übrigens auch auf "Melancholia". Ebenso skeptisch wie bei jedem Film von Lars von Trier.
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Oh ja, "Le Havre" steht auch auf meiner Must See-Liste. Ich werde ihn mir also freudig ansehen in abesehbarer Zeit. :) Danke für den Filmkommentar. Gerni.

Was Lars Trier (Adelstitel wie "von" verachte ich) angeht: Dieser Möchtegern-Provokateur reizt mich persönlich wenig. Ich fand schon seinen "Antichrist" recht unprovozierend, ebenso seine von der Öffentlichkeit missverstandenen Nazi-Äußerungen in Cannes.

Nichtsdestoteotz will ich "Melancholia" sehen. :D Ich weiß nicht wirklich warum. Ganz ehrlich. Lars Trier an sich reizt mich nicht. Der Trailer zu "Melancholia" reizt mich aber schon. :)
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P.S.:

Triers DOGVILLE fand ich formal und inhaltlich ganz famos, und das war ein intellektuell ansprechender Film.
Der Nachfolger MANDERLAY wirkte auf mich sehr stagniert; also da war keine stilistische Weiterentwicklung seit DOGVILLE zu erkennen. Wenn ich unbedingt etwas nettes über MANDERLAY sagen müsste, dann würde ich sagen dass er eine "konsequente Fortsetzung" zu DOGVILLE sei.

ANTICHRIST fand ich als Film ganz OK, aber die Provo-Schiene wirkte auf mich zu aufgesetzt, so dass der Film mich wie schon erwähnt nicht schockiert hat. Im Gegenteil: Ich fand das fast schon... na ja.

Was MELANCHOLIA bringen wird: Mal sehen. Bei Trier weiß man das vorher nie so genau.
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Mit der Frage, ob "Antichrist" als Provokation gedacht ist oder nicht, habe ich mich ehrlich gesagt nie besonders beschäftigt. Ich gebe aber offen zu, daß ich ihn als sehr unangenehm anzuschauen empfand, finde ihn aber trotzdem herausragend, zum einen, weil er filmästhetisch zur absoluten Spitzenklasse gehört, und zum anderen, weil er ein ungemein vieldeutiger Film ist (was sich ja auch an der vielstimmigen Rezeption zeigt).
Dies nur als Nebenbemerkung meinerseits, eigentlich geht es hier ja um
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um einen Kaurismäki-Film... (Sollte es eigentlich heißen)
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Ja, man kann nie mit 100%iger Sicherheit sagen, was die Intentionen eines Filmemachers sind. Ich denke aber schon dass Lars Trier sich bewusst war dass sein Film viele Zuschauer provozieren würde. Und ich denke, darauf hat er es auch angelegt. Das fand ich halt wie angedeutet etwas "aufdringlich" oder gewollt.

Die Inszenierung fand ich wie Du gelungen, wenn auch nicht überragend (deshalb schrieb ich "als Film ganz OK"). Was die vielstimmige Rezeption angeht, halte ich das nicht unbedingt für ein Qualitätsmerkmal, wenn jeder etwas anderes in einen Film interpretieren kann.
Ehrlich gesagt verspürte ich nach der Filmbetrachtung auch kein großes Interesse, den Film zu interpretieren / mich mit dem Film auseinanderzusetzen. Ob das am Film selbst oder einfach nur an mir liegt, sei mal dahin gestellt. Jedenfalls konnte mich ANTICHRIST nicht in dem Maße erreichen wie viele andere Zuschauer.

MELANCHOLIA werde ich jedenfalls versuchen, mir vorurteilsfrei anzusehen. Irgendwie reizt er mich ja.
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Abgesehen davon, dass mich das erste Drittel von MELANCHOLIA etwas an DAS FEST erinnert hat, fand ich den Film absolut umwerfend. Im metaphorischen wie im wortwörtlichen Sinne zu verstehen.
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Gut das zu lesen. Die Spannung steigt langsam.
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Gerngucker
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