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Eine andere Ligas Filmtagebuch

Mein Filmtagebuch - (ab August 2011)




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Con Air (Komplettreview)



Nachdem ich mit Schrecken lesen musste, wie schlecht der Film überall hier wegkommt, hier mal eine etwas andere Sichtweise der Dinge. ;)


Originaltitel: Con air
Herstellungsland: USA
Jahr: 1997
FSK: 16 (Nach Neuprüfung,ursprgl. FSK 18)
Regie: Simon West
Produktion: Jerry Bruckheimer
Cast: Nicolas Cage, John Malkovich, John Cusack, Monica Potter,
Ving Rhames, Danny Trejo, Steve Buscemi u. a.



Cameron Poe, ein hochdekorierter Army-Ranger, wird nach Jahren aus dem Gefängnis entlassen. Poe, wegen Totschlags verurteilt, der eigentlich in Notwehr geschehen war, will nur nach Hause zu seiner Frau und seiner Tochter, die er zum ersten Mal sehen wird. Überführt werden soll er zusammen mit einem Dutzend von Schwerstverbrechern, die verlegt werden sollen. Der pure Terror beginnt, als diese das Flugzeug in ihre Gewalt bringen...



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Con Air wurde von den Kritikern einer großen Fernsehzeitung kürzlich als „Actionoper“ bezeichnet. Ich denke, diese Bezeichnung ist absolut zutreffend. Der Hochglanz-Actioner ist ein Actionbrett, das seinesgleichen suchte zum damaligen Zeitpunkt und rockt mehr als ein Großteil der Actionfilme, die ich kenne. Der Film ist rasant, laut, ironisch und voller effektgeladener Höhepunkte mit einer guten, nicht zu übertriebenen Dramatik. Eine Achterbahnfahrt, die einfach irre Spaß macht und die sich dennoch weit vom Hirnlos-Actionkino abhebt, Charme und Stil hat. Das liegt mit Sicherheit am Drehbuch von Scott Rosenberg zum einen, der Mitwirkung von Krawumm-Maestro Jerry Bruckheimer, der von Kritikern auch als „George Lucas der Zerstörung“ bezeichnet wird sowie den erstklassigen Schauspielern, die allesamt eine saubere Performance abliefern.

Natürlich – alles an dem Film ist übertrieben, Leute, das ist kein Film von Schlafpille Shamayalan und auch kein Kubrick, nein, das hier ist ein Film, der zeigt, wie Hollywood-Action sein muss. Die überzogenen Charaktere sind klasse, die Verbrecher, die hier zum Großteil weitaus größeren Spielraum haben als in den meisten ähnlich gearteten Actionproduktionen, werden hier als übergroß, durchgeknallt, auf der anderen Seite absolut skrupellos dargestellt. Die Protagonisten dagegen sind charakterlich weit weniger stereotyp ausgefallen. Cameron Poe und Vince Larkin (meisterhaft gespielt von John Cusack!) sind die sympathischen Anti-Helden, die „diesen Scheiß-Tag retten müssen“, obwohl sie eigentlich beide besseres zu tun hätten. Auch Camerons Frau bekommt ein paar starke, emotionale Momente in der ganzen Szenerie.

Weiterhin ist Con air ein hervorragendes Beispiel dafür, dass Filme mit geringerem Budget weit mehr rocken und kurzweiliger unterhalten können als mancher doppelt so teure „Blockbuster“. Langeweile gibt es hier keine, der Film ist durch und durch Unterhaltungsfilm, hat nur wenig Tiefgang, gerade soviel, dass man sich nicht langweilt, er sich aber wie gesagt, in die Reihe der „Actionfilme mit Klasse“ einreiht. Regisseur Simon West, der hier leider seinen einzigen wirklichen Mega-Actioner servierte (Tomb Raider sehe ich als deutlich schwächer an, weil bei weitem nicht so aufregend, effektgeladen und unterhaltsam) und der wohl erfolgreichste Produzent Hollywoods, Jerry Bruckheimer (den man scherzhaft auch „Bruchheimer“ nennen könnte ;), pulverisieren hier so bildschirmsprengend, funkensprühend und effektgeladen wie es selten der Fall ist. Viel größer geht das nicht, alleine schon der halbstündige Showdown verweist manchen Actioner locker in seine Schranken, den Filmemachern gelingt es in den fast 30 Minuten immer wieder, bei jeder Actionszene noch eins draufzusetzen, und als ob das gigantische Las Vegas-Finale mit aufregender Bruchlandung nicht schon spektakulär genug wäre, gibt es als Dreingabe (man könnte auch sagen Zugabe) eine der rasantesten Verfolgungsjagden der Filmgeschichte. Und eine wirklich rührende Abschlusszene mit tränendrückendem Soundtrack. Hier darf auch der Mann weinen, der zuvor meist angesichts des Spektakels eher Tränen der Freude geweint hat.

Was den Film zusätzlich aufwertet, ist, dass er ein gutes Gleichgewicht schafft zwischen dramatischen Szenen und purer Ironie bzw. blankem Sarkasmus. Der erste Lacher bleibt einem jedoch eher im Halse stecken, und man fragt sich, wie dämlich einen ein Anwalt beraten kann. Der zweifelsohne komischste Moment ist, wenn dem arrogantesten Typen des Filmes auf der Seite der Guten seine eigene „Schwanzprothese“ vor die Füße knallt und er anhand des Nummernschildes sieht, dass es zweifelsohne sein Auto ist, dass da gerade den Rekord im Autoweitflug vollbracht hat.

Das perfekte Actionpaket wird abgerundet durch einen für Mark Mancina und Trevor Rabin eher untypischen sehr rockigen Score, der sehr viele gut gesetzte E-Gitarren-Einsätze hat und die rasende Action immer weiter vorantreibt. (und das von mir als nicht gerade Rockmusik-Fan ;)


Kurzum, ein Film, bei dem nur Pedanten, Physiker und Logikfanatiker etwas auszusetzen haben. Alle anderen können nur vor Begeisterung aufschreien, wenn sie den actiongeladenen Adrenalintrip genießen. Hier waren wirklich Vollprofis am Werke, und Con air gehört noch zu den Effektespektakeln, die zum Großteil aus schweißtreibenden Stunts bestehen – und wenn dann doch mal nachgeholfen worden ist, so fällt es nicht auf. So muss ein Actionfilm sein, so und nicht anders.


Weiteres zu Simon West:

Empfehlen kann ich euch „Wehrlos – die Tochter des Generals“, hier setzt Simon West nur wenige allerdings sehr druckvolle Action-Momente, dafür ist der Film extrem emotionsgeladen und packend. Zudem gelang ihm mit „Unbekannter Anrufer“ ein recht solider Horrorfilm, der allerdings sämtlich ohne Effekte und nahezu ohne Action auskommt.

Bruckheimer



Zitat

Weiterhin ist Con air ein hervorragendes Beispiel dafür, dass Filme mit geringerem Budget weit mehr rocken und kurzweiliger unterhalten können als mancher doppelt so teure „Blockbuster“.
Also laut http://boxofficemojo.../?id=conair.htm hat er 75 Millionen Dollar gekostet. Ich denke das war 1997 keinesfalls ein geringes oder geringeres Budget und selbst heutzutage kann man damit Sommer-Blockbuster finanzieren.
Hatte mich jetzt beim Lesen deines Eintrags überrascht, daher habe ich mal nachgesehen. Ich mag den Film auch sehr gerne, damals erst im Kino und dann gefühlte hundertmal auf VHS. :-)
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Mir hat er auch gefallen, als ich den damals als Jugendlicher gesehen habe. Wenn er mal wieder im TV kommt, werde ich mal reinschauen, ob er mir immer noch gefällt. Damals jedenfalls fand ich ihn saulustig.
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@Bob: Ich glaube, du hast mich missverstanden. Con air hat 75 Mio. gekostet, Spiderman, Knight and day und wie sie alle heißen, kosten locker über 100 Mio. - und können oft in punkto Action nicht halb so sehr überzeugen. Meine Meinung. Bei Con Air fällt die vorhandene CGI nicht groß auf, bei fast allen anderen genannten ja.
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75 Millionen Dollar damals im Jahre 1997 waren mehr wert als heute 100 Millionen Dollar wert sind (oder anders formuliert: Für 75 Millionen konnte man damals mehr Waren und Dienstleistungen erwerben als heute für 100 Millionen), lan. Das nennt sich Inflation. Von daher war CONAIR ein teurer Film. Und ob CONAIR mit dem heutigen CGI-Bombast qualitativ mithalten kann, ist eine subjektive Frage. Wie dem auch sei: investiert in eigene Immobilien, eigenes Nutzland und eigenes Photovoltaik, fällt mir nebenbei bemerkt ein.
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ok, mit dem Stichwort Inflation überzeugst du mich. So hatte ich das noch nie betrachtet.
Aber: Für mich ist richtig gute CGI welche, die man nicht sieht. Und schau dir mal die Las Vegas-Bruchlandung an: Du siehst nirgends CGI, die haben eine ausgeschlachtete Maschine bis vors Casino gezogen, bis es geklappt hat, und die Beinahe-Crashs sind perfekte Montage, soweit ich weiß. Heutzutage dagegen sind Hubi- und Flugzeugcrashs in den allerseltensten Fällen mal echt und mir stinkt das ganz schön, weil es einfach oft scheiße aussieht. sorry. ;)

Ich bin auf diesen Punkt des aufwändigeren, liebevolleren Filmens z. B. in meiner Kritik zu "Das fliegende Auge" eingegangen: Für einen einzigen Raketeneinschlag wurde hier ein 25 m hohes Häusermodell gebaut. Bei ARMAGEDDON wurden Asterioden-Modelle eingesetzt (nicht alles nur am Computer erzeugt). Knight and day dagegen sieht wie ein Film aus, bei dem man - abgesehen von irgendwelchen Bikini-Shots der mittlerweile meiner Meinung nach überhypten C. Diaz - nie das Studio verlassen hat. Überall blitzen die Bits und Bytes durch...

Ich wollte mit meinem Review einfach nur herausstellen, dass CON AIR in der Hinsicht unglaublich gut gemacht ist. Ich würde mir wünschen, dass Actionkracher heute noch so aussehen. Ansatzweise war das ja in "Zwölf Runden" zu sehen, aber auch hier kam man - bei genauerer Betrachtung - nicht ganz um CGI herum, aber es ist schon mal ein guter Anfang gewesen.
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Auf der anderen Seite gibt es aber sehr gute Computereffekte, wie zum Beispiel gerade jetzt im Kino zu sehen ist bei RISE OF THE PLANET OF THE APES.

Nichtsdestotrotz stimme ich Dir natürlich zu dass vieles, das aus dem Computer kommt, einfach nur wie seelenloser Bombast aussieht. Ich denke da zum Beispiel an die inflationären CGI-Action-Szenen bei TRANSFORMERS (ich konnte mich da echt nicht lange auf das Leinwand-Geschehen konzentrieren, weil mir das irgendwann alles aussah wie Jacke wie Hose und ich das alles nur noch als redundant und zunehmend psychisch zermürbend empfand und gar nicht mehr wahr genommen habe, wer da eigentlich gerade gegen wen kämpft).
Oder ich denke an die grässlich computeranimierten Flugzeuge in STEALTH. *würg*

Was ich aber mit "subjektive Frage" meinte, ist folgendes: Offenbar bevorzugen recht große Teile des Publikums umfangreiche CGI-Sequenzen gegenüber "hand gemachter" Action. Ansonsten würden viele der heutigen kommerziellen Blockbuster-Filme nicht so aussehen wie sie aussehen, vermute ich mal.
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ne, ich denke es ist eher, dass es dem Großteil des normalen Kinopublikums egal sein wird. Vielen fällt sowas gar nicht auf und manchen geht schon einer ab, wenn sie hören, dass die Jolie, Diaz oder so da halbnackt zu sehen sind. Beknackt an und für sich, aber es ist ne Tatsache leider...das wirkliche Filmemachen ist rar geworden, das Studio diktiert, und wenn man nicht gerade Bruckheimer heißt, fügt man sich und präsentiert oftmals richtig schlechten CGI-Quatsch aus der Dose .
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