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Restekiste

Mediale Prokrastination




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The Bourne Identity (Doug Liman, 2002)



Mit dem im Geleit dieses Filmtagebuchs angekündigten 'Warum?' mache ich es mir bei diesem Auftakt natürlich noch recht leicht, denn der Erwerb der Bourne-Filme liegt erst kurze Zeit zurück und ergab sich direkt aus den Vergleichen der Craig-Bonds mit eben dieser Filmreihe, auf die ich nach dem kürzlichen Abschluss einer Bond-Retrospektive beim fröhlichen Blog- und Forenrausch gestoßen bin. Klar, ich will wissen, was dahinter steckt. In neurotische Gefilde meiner Psyche abzudriften ist hier also noch nicht notwendig. Bei Knallern wie THE GIRLIE BAR oder ROBIN HOOD - DER ROTE RÄCHER, die unter anderem noch auf meiner Liste stehen, werde ich mich diesem Drift wohl stellen müssen.

Doch nun zu Bourne. Jason Bourne. Wobei ich mich hier eher "some serious spider man shit" gegenübersah, scheint mir der Film doch zumindest in der ersten Hälfte stärker an die Formalia des Superhelden- statt Agentenfilms angelegt. Der amnestische CIA-Auftragsmörder, dessen Erinnerung in erster Linie in Form des Entdeckens der eigenen und mehr als überdurchschnittlichen körperlichen wie kognitiven Fähigkeiten zurückkehrt, erinnert phasenweise doch stark an einen unkontrolliert Netze um sich schleudernden Peter Parker, der weder weiß, was er mit den neuentdeckten Kräften anfangen noch wo er seinen Platz in der Gesellschaftsordnung finden soll.

Diesen Platz sucht Bourne dann auch in der zweiten Hälfte des Films, muss sich seiner Reduktion auf wandelnde Mordwaffe mit klemmendem Abzug aber nur allzu bewusst werden. Eigentlich unglaublich, wie charakterlos die Figur im Film bleibt, aber dennoch bestens funktioniert. Selbst im Moment der (vermutlich) totalen Erinnerung kehrt nichts in diese Figur zurück; einzig Erinnerungen an den versemmelten Auftrag erfüllen den Geist Bournes. Den Platz hat er zwar am Ende gefunden ("my own side"), doch vermag ich mir nicht einmal entfernt auszumalen, wie dieser Platz in Zukunft gestaltet sein soll.

Aus dem Zusammenhang gerissen möchte ich darauf hinweisen, dass das Gespräch zwischen Bourne und Clive Owen kurz vor dessen Filmtod mich furchtbar gepackt hat. Unmittelbar vor dem eigenen Ende hat diese Figur endlich die Freiheit, mal ein Gespräch auf "Und? Wie war dein Tag?"-Niveau zu führen, nur um dann unumstößlich die offenbar einzige Funktion seines Lebens unwiderruflich abzulegen.

Kann was.




'erinnert phasenweise doch stark an einen unkontrolliert Netze um sich schleudernden Peter Parker, der weder weiß, was er mit den neuentdeckten Kräften anfangen noch wo er seinen Platz in der Gesellschaftsordnung finden soll.

Diesen Platz sucht Bourne dann auch in der zweiten Hälfte des Films, muss sich seiner Reduktion auf wandelnde Mordwaffe mit klemmendem Abzug aber nur allzu bewusst werden.'

Toll! :love:
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Bob sagte am 23. Februar 2011, 23:50:

'erinnert phasenweise doch stark an einen unkontrolliert Netze um sich schleudernden Peter Parker, der weder weiß, was er mit den neuentdeckten Kräften anfangen noch wo er seinen Platz in der Gesellschaftsordnung finden soll.

Diesen Platz sucht Bourne dann auch in der zweiten Hälfte des Films, muss sich seiner Reduktion auf wandelnde Mordwaffe mit klemmendem Abzug aber nur allzu bewusst werden.'

Toll! :love:

Danke. :) (Auch im Namen Bournes, der ja nun wirklich nichts dafür kann!)
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