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Short Cuts





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Magical History Tour : Das Blaue Licht (Leni Riefenstahl) D 1932



Magical History Tour


Das Blaue Licht


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Erzählt wird die Geschichte des Bergmädchens Junta (Leni Riefenstahl). Sie ist die einzige, die das Geheimnis des blauen Lichts kennt, welches in Vollmondnächten Bergsteiger zu einem verhängnisvollen Aufstieg verführt. Die Dorfbewohner geben ihr die Schuld am Tod der vielen jungen Männer und Junta wird gemieden wie eine Aussetzige. Als der Maler Vigo (Mathias Wieman) in das Dorf kommt und Junta zum ersten Mal begegnet, ist er fasziniert von dieser wilden, geheimnisvollen Schönheit. Er folgt ihr in die Berge und findet alsbald auch den Weg zur Kristallgrotte heraus, den nur Junta kennt. Um sie aus ihrer Armut zu befreien und den Groll der Dorfbewohner von ihr abzuwenden sowie den Aberglauben zu lösen, verrät er den Weg an die Dorfbewohner. Die Kristalle werden fachmännisch abgebaut und Junta, als sie herausfindet, was die Dorfbewohner getan haben, stürzt in einen schicksalhaften Tod.


Gesehen wurde hier die Schnittfassung von 1932 inklusive der Rahmenhandlung, die in den 50er Jahren von Leni Riefenstahl gekürzt wurde und mit einem Off-Kommentar versehen. Die Rahmenhandlung beinhaltet, dass ein junges Bergsteigerpärchen in das Dorf am Monte Kastillo kommt und ihnen die Legende von Junta erzählt wird.

"Das Blaue Licht" ist Riefenstahls erste eigene Regiearbeit gewesen. Dazu übernahm sie die Produktion sowie den Schnitt in Eigenregie. Zuvor war sie Schauspielerin in den Bergsteigerfilmen von Arnold Franck (u.a. Die weisse Hölle vom Piz Palü, Stürme über dem Mont Blanc, Der weisse Rausch). Das Drehbuch entwickelte sie zusammen mit dem jüdisch-ungarischen Filmtheoretiker Béla Balázs, der auch bei einigen Aussenaufnahmen Regie führte und wohl verantwortlich für den leicht Kapitalismuskritischen Ton des Films gewesen war. Später verriet sie diesen wegen finanziellen Unstimmigkeiten an die Nazis.

Die Story um Junta ist äußerst naiv. Die Bilder dagegen überzeugen umsomehr durch eine traumartige Atmosphäre. Hier zeigt sich schon der Riefenstahlsche Ansatz, den Plot vollkommen der Kraft der Bilder unterzuordnen. Auch zeigen sich hier Riefenstahls Lichtkompositionen von einer weltentrückten, mythischen Schönheit. Die Naturaufnahmen entsprechen nicht einer Realitätsverbundenheit sondern eher einer romantisch-stilisierten Hymne. Die archaischen Berge in denen der Mensch zur Ameise wird, ein Lichtschleier, der die Bergkristalle, den Wasserfall und die halbnackte Junta verschmelzen läßt.

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Riefenstahl inszeniert sich selbst hier ikonenhaft wie einen Hollywoodstar, eingehüllt in sanftes Licht. Sie arbeitet eher mit Filtern als mit Blenden.

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Dazu ihre Körperlichkeit, die die Tänzerin und passionierte Bergsteigerin hier vollends einsetzt. Eine Körperlichkeit, die besonders in ihren Olympia Filmen, zusammen mit dem schnellen Schnitt, zu einer stilprägenden Form heranwächst. Zu einer gottgleichen Überhöhung.
Kritiker sahen in "Das Blaue Licht" sowie im frühen Bergfilm schon einiges an faschistischer Ästhetik heranwachsen. Interessant hierbei ist die Instanz der Kirche in dem Dorf. Eines Abends wird Junta von einem Pastor entdeckt, der sich sogleich bekreuzigt, die alten Damen auf dem Weg zur Kirche, strafen sie mit verachtenden Blicken. Die Bauern sind alle dem reell, rationalen verhaftet. Die Kirche wiederum schürt ihren Aberglauben und ist Teil einer Gesellschaft, die nicht mit der Natur im Einklang lebt. Junta verschmilzt mit dieser Natur, die hier zum reinen und guten Abbild einer überhöhten Macht wird. Riefenstahl filmte die Dorfbewohner ausnahmslos authentisch, die sich wiederum aus Laiendarstellern zusammensetzten. Eine Authenzität, die sie später im Krieg bei den Dreharbeiten zu Tiefland pervertieren sollte indem sie von ihren Geldgebern KZ-Häftlinge als Statisten nutzte.

Ihre erste Regiearbeit brachte ihr weltweit Zustimmung und Anerkennung entgegen. In Deutschland waren es besonders Adolf Hitler und Joseph Goebbels, die auf dieses junge Ausnahmetalent aufmerksam wurden. Bei solch einer stilisierten Naturmystik, wie Leni Riefenstahl sie hier in Bild und Form brachte, braucht man wahrlich kein Psychologe sein um sich vorzustellen warum.

7/10

P.S. : Als kleiner Nachschlag sollte dies gesehen werden. Mit meinen nächsten Einträgen bin ich dann wieder ab 1935 zu finden.

Magical History Tour Leni Riefenstahl Naturmystik Berg Licht Filter Legende Ikone Kapitalismus



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