Side Effects
Soderberghs neuester Kinofilm ist ein Psychothriller mit kritischem Blick auf die Pharmaindustrie sowie auch auf die Wirtschaftssituation in den USA.
Formal geht Side Effects im Vergleich zu vielen anderen Filmen Soderberghs äußerst straight und geradlinig zur Sache. Das ganze wieder von ihm selbst in Personalunion, in hochauflösenden Bildern geschossen und geschnitten, ist allerdings genauso vertrackt, wie die Werke in denen auf der Zeit Ebene vorwärts und rückwärts gesprungen wird.
Im Noir verhaftet, ist es hier die Story von Scott Z. Burns (Black Swan), in der nichts so ist, wie es scheint. So wird die Story um Pillen, Macht und Manipulation zu einem immer dichter werdenden, labyrinthischen Geflecht in dem eine Finte, die nächste jagt.
Interessant ist dabei, wie der Film, ganz thrillertypisch, mit den Erwartungshaltungen des Publikums spielt. Rooney Mara, die ähnlich kühl spielt, wie in David Finchers "Verblendung", lernen wir zunächst als glaubwürdiges Opfer ihrer Depression kennen. Jude Law ist der gute Doktor, der sie ernst nimmt und ihr helfen will. Bis es zum Mordfall kommt. Sie ersticht ihren Ehemann, der Broker, der wegen Insidergeschäften 3 Jahre im Knast saß und mit dem sie vorher in Saus und Braus lebte. Die Tat geschah aus ihrer Sicht als Nebenwirkung, der Antidepressivika, die sie von Jude Law verschrieben bekommen hat.
Nun wechseln die Ebenen und Perspektiven indem Jude Law in den Mittelpunkt des Geschehens rückt und wir ihn von einer anderen Seite kennenlernen, als machtgierigen Psychiather, der mit Pharmakonzernen anbandelt umso mehr Geld zu machen und der nun sich in seinem Gefüge bedroht sieht. Da er Opfer einer Pressekampagne wird, die Mara spinnt um ihn und die Pillen für den Mord verantwortlich zu machen. In der subjektiven Perspektive von Law wird nun das Rätsel um Mara sowie deren Verbindung zu ihrer früheren Psychiatherin Catherine Zeta-Jones gelöst um dabei Finte um Finte zu schlagen.
Mara ist zum zweiten Mal nicht das, was sie scheint zu sein und Law ihr am Schluss sogar ebenbürtig. Genauso wie Mara zerfressen ist von der Gier nach ihrem früheren Schickeria Leben, läßt Law sich dieses nicht nehmen und weiß dies letztendlich auch erfolgreich zu verhindern.
Side Effects kann man einmal als Allegorie auf die Nebenwirkungen des Turbokapitalismus lesen. Seitenhiebe gegen die Pharmaindustrie, die mit immer besseren Mitteln und Pillen versucht ihre Schäfchen wieder fit zu machen, inbegriffen. Ebenso sind hier die Handlungsstränge zu nennen, die mit fortschreitender Laufzeit immer ausgebuffter werden um sich am Ende dreimal zu überschlagen. Das ist zwar äußerst spannend und ziemlich virtuos und dennoch wirkt dieses Plottwistgewitter zum Ende hin ein wenig ermüdend, wenn die Twists im 5 Minuten Abstand nur so auf einen einhageln. Irgendwie wirkt das ein bißchen zu selbstverliebt und macht bei aller Bedeutsamkeit des Plots einiges in Side Effects unglaubwürdig.
Trotzdem muß man sagen, dass Soderbergh ein kleiner, böser, fast schon altmodischer Thriller gelungen ist, der zwar gut ist, mit ein paar Twists weniger, aber auch mehr Wirkung erzielt hätte.
Jetzt erstmal Kino Pause und bestimmt, gibts in einigen Jahren, dann auch wieder nen neuen Soderbergh auf der Leinwand zu sehen. Denn busy ist der Mann ja nachwievor.
8/10
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