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FakeShemp's Blog

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Man-Eater: Der Menschenfresser, Italien 1980



Das Synonym für den geächteten Gewaltfilm schlechthin, zumindest in meiner persönlichen Erinnerung. Ich muss gestehen, dass ich dieses Machwerk irgendwo mag, wobei das wohl vornehmlich aus einem Kontext heraus erklärbar ist, denn eigentlich hat er auf den ersten Blick, und gegen jede falsch geschürte Erwartung, nicht wirklich viel zu bieten. Weder ist er sonderlich gut, wenn man höhere Ansprüche anlegt, noch sonderlich schrecklich. Lediglich eine Szene stellt als Idee den Gipfel aller Leinwandgeschmacklosigkeiten dar, die allerdings bereits in der filmischen Umsetzung nicht mehr wirklich unerträglich schlimm ist. D’Amato war sich sicherlich der Eigendynamik eines solchen skandalösen Moments bewusst und ahnte, dass alleine die Idee zu diesem ultimativen Tabubruch reichen würde - die Rede ist von der berühmtberüchtigten Fötus-Szene - die nötigen Wellen zu schlagen, um eine wirksame kostenlose Propaganda zu erzeugen. Da muss die eigentliche Szene dann gar nicht mehr ausufernd blutig sein. Wenn man den Einfall als solchen verkraftet, dann kann die szenische Umsetzung sicherlich auch niemandem etwas ernsthaft Böses anhaben, außer vielleicht ein finsteres Schmunzeln zu provozieren, oder einfach nur ein Kopfschütteln, weil das eben D’Amato ist. Wobei ich die Sequenz an sich, besonders wie sie eingeleitet wird, nicht schlecht gemacht finde, in all ihrer eiskalten Rohheit. Harmlos ist sie beileibe nicht. Sie kann schon für Unbehagen sorgen, aber eben noch im Rahmen dessen, was die Mittel der reinen Inszenierung leisten. Und die Schlussszene – der immer hungrige Grieche verschlingt seine eigenen Kutteln – verdient in diesem Zusammenhang ebenfalls Erwähnung, da sie sich gleichfalls erzählt schrecklicher anhört, als wenn man schließlich selbst Zeuge dieser billigen 5 Sekunden wird.
Deswegen gilt mein Dank an dieser Stelle den illustren TV-Talkrunden aus den 80ern, an die ich mich heute noch vage erinnere, die mir mit ihrem entsetzten Geschwätz seelisch wahrscheinlich mehr schadeten, als wenn ich den Film gleich selbst gesehen hätte. Denn was ein kindliches Gemüt aus der bloßen Beschreibung der beiden erwähnten Szenen macht, da würde ein D’Amato aber tüchtig in seine Cannelloni reihern. Jedenfalls raubte mir der hungrige Grieche damals so manches Mal den Schlaf nur aufgrund der Beschreibungen. Nichts ist fieser, als Nasty-Talks….
Okay, irgendwann sah ich den Streifen dann zum ersten Mal und war schier entsetzt und tief erschüttert, wie harmlos er eigentlich ist. Ein vergleichsweise lahmer, aber nicht atmosphäreloser Slasher mit drei derben Szenen ohne größeren Einfluss auf das Wohlbefinden, außer man ist irgendwo sehr leicht zu beeindrucken. Deswegen mag ich den Streifen heute sogar, aus dem eben beschriebenen Hintergrund heraus. Und ich finde ihn noch nicht mal sonderlich schlecht. Die "leergefrühstückte" Insel, die nächtlichen Streifzüge durch Häuser und Grüfte, das ständige Warten auf einen praktisch nicht vorkommenden gruseligen Hauptdarsteller und sein übler Ruf, dem eine entsprechend karge Inszenierung gerecht wird…, das lässt letztendlich doch etwas wohlig Gruselndes entstehen, wenn man denn mit der gemächlicheren Gangart des Films etwas anfangen kann. In der zweiten Hälfte wächst der Streifen dann zeitweise sogar über sich hinaus. Ein Werk, das nach anfänglicher Enttäuschung wachsen kann.
Ich schätze damals, als sein Ruf wegen den empörten Medienreaktionen tief im Keller weilte, da erzeugte gerade diese "Legendenbildung" in Kombination mit einem eher düsteren, klassisch aufgezogenen Billiggrusler, eine besonders intensive Wirkung beim Publikum und der Film wurde zu einer Nervenprobe mit ein wenig Ernüchterung am Schluss. Also hat ihm das öffentliche Geschrei sogar rezeptionstechnisch genützt und vor seiner vielleicht drohenden Versenkung bewahrt. Na ja…

Fazit: Gibt heute Schröcklicheres ab 16 und durchaus auch Schlöchteres…

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