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Ornament & Verbrechen Redux

There is no charge for awesomeness. Or beauty.




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Arsenic without Old Lace



Kiss me deadly (Rattennest)

Eine Frau rennt den Highway entlang. Kein Auto will anhalten, um sie mitzunehmen. Die nackten Füße. Sie holen ihren überdeutlich keuchenden Atem ins Bewußtsein und erst jetzt bemerkt man, daß sie vermutlich nichts unter ihrem Mantel anhat. Erst nachdem uns Aldrich diese Gedanken erlaubt hat, stürzt sie sich todesmutig vor einen Wagen und zwingt ihn zum Anhalten. Der Fahrer: Hammer. Mike Hammer. Unwirsch zwar, ob des erzwungenen Stops. Aber er sieht auch die nackten Füße, den Regenmantel und das was eben fehlt. Also läßt er sie einsteigen. Vorspann. Ein Vorspann, der uns nicht nur durch den betont gehetzten Atem der Flüchtigen etwas über den kommenden Film erzählt, sondern auch durch seine Laufrichtung. Ab jetzt geht es nur noch nach unten.

Kiss me deadly ist ein spätes Exemplar des klassischen Film Noirs. Das merkt man ihm auch an. Er ist sich der Mechanismen bewußt und entwickelt sie weiter. Besonders deutlich wird dies in der Figur des harten Privatdetektivs. Immer noch der einsame Wolf (man muß gesehen haben, wie Meeker seine Zähne fletschen kann - am besten gefiel es mir beim Besuch des schmierigen Pathologen), aber das hardboiled Element des Noirs wird erheblich ausgebaut. Zeittypisch wird zwar auf Blut und Sex verzichtet, aber allein das erste Verhör der Frau ist von einer unangenehmen Körperlichkeit gekennzeichnet, die es mit modernen (beinahe hätte ich geschrieben: mordenden) Slashern allemal aufnehmen kann. Immer noch gibt es die verführerische Fremde, nur ist mittlerweile jede Frau scharf auf Hammer, weil er zum Symbol für moderne Männlichkeit transformiert ist. Immer noch das große Wasauchimmer, hinter dem alle her sind. Nur ist diesmal das Objekt der Begierde wahrhaft eine Büchse der Pandora. In doppeltem Sinne aus dem Herzen New Yorks kommend, ist der Inhalt der Büchse nicht mehr nur metaphorisch gesehen zerstörerisch, wie in einem wahrhaft infernalischem Ende zu sehen ist.

Aldrichs Film ist nicht ohne Manko. Laszlos mangelnde Bildkontrolle (nicht die Komposition ist gemeint, die ist ausgezeichnet) sei genannt, die vielleicht einen Hinweis auf die finanziellen Möglichkeiten bei der Filmherstellung gibt. Oder die Figur des Automechanikers Nick, die unangenehm bis an die Grenze zur Karikatur verbogen wird. Nichtsdestotrotz folgen wir willig Aldrichs ausgelegten Fäden. "First, you find a little thread, the little thread leads you to a string, and the string leads you to a rope, and from the rope you hang by the neck."

DVD OV