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BERLINALE IV: The Man Who Sold Submarino to Mary Reilly and Whistled



Ich dachte, das wäre eine ganz fabelhafte und originelle Idee, alle heute gesehen Filmtitel in die Betreffzeile zu quetschen, aber das Ergebnis find ich jetzt weniger fabelhaft und originell. Was soll's.

Los gings mit dem rumänischen Wettbewerbsbeitrag If I Want to Whistle, I Whistle, ein Gefängnisdrama, um einen Jugendlichen, der eigentlich kurz vor der Entlassung steht, durch äußeren Druck aber dazu gebracht wird, einen schweren Fehler zu begehen. Mal wieder ein wunderbarer Beweis dafür, wie passend Laiendarsteller sein können. Regisseur Florin Serban hat mit echten Gefängnis-Kids gedreht und diese Echtheit merkt man dem ganzen Film an. Sehr konzentriert und stimmig inszeniert, allemal sehenswert.

Nicht minder sehenswert ist Thomas Vinterbergs Submarino, der bei den meisten übersensiblen und ungeduldigen Berlinale-Kritikern leider durchfällt. Dabei ist der Film klug gemacht, hervorragend gespielt und nutzt eine gesunde Portion Pathos an den richtigen Stellen. Die Geschichte von zwei vom Schicksal geplagten Brüdern, die sich aus den Augen verlieren und wiederfinden, mag an einigen Stellen etwas plakativ sein, wirkt aber nie zu konstruiert. Es bleibt zu hoffen, dass die Jury sich von den Berufsnörglern nicht beeinflussen lässt und diesem Film einen der Preise gibt.

Retrospektiven-Spaß gabs dann mit Stephen Frears' Mary Reilly, wunderbar eingeführt von Kritiker David Thomson, der sich einen Tag zuvor in der merkwürdigen Situation befand, diesen Film gegen den Regisseur selbst verteidigen zu müssen. Frears hätte wohl lieber einen seiner anderen Filme in der Retrospektive gesehen, dabei ist dieser hier ein ganz großer Spaß. John Malkovich als Dr. Jekyll/Mr. Hyde, Julia Roberts als seine titelgebende Bedienstete, eine wunderbar altmodische Inszenierung mit klassischen Erschreckern und einem klaustrophobischen Settings. Ein Gruselmärchen im besten Sinne.

Der marokkanisch-experimentelle The Man Who Sold the World war dann aber doch zuviel des Untertitel-Lesens und ich muss gestehen, dass ich das Kino nach einer Dreiviertelstunde verlassen haben. Dabei war der Film visuell ein atemberaubendes Ereignis, ich habe selten eine so spektakuläre Lichtsetzung erlebt. Insgesamt vielleicht alles etwas zu cool und stylisch, aber ich kann mir vorstellen, wäre es der erste und nicht der letzte Film des Tages gewesen, würde das Fazit deutlich positiver ausfallen.

Festival Berlinale Frears