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Camelback Cinema

Tommy The Cats filmische Sternstunden




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TWIXT (Francis Ford Coppola, 2011)



Coppola macht es einem wirklich nicht leicht. Nach dem eigenartigen Youth without Youth und dem erzählerisch wie stilistisch großartigen Tetro fordert er den Zuschauer mit der kruden Horrorgeschichte Twixt heraus. Im Grunde genommen werden zwei Geschichten parallel erzählt, die miteinander verwoben sind: Da ist die Geschichte des mäßig erfolgreichen Schriftstellers Hall Baltimore, der durch einige kleine Käffer tourt, um sein aktuelles Buch zu signieren. In einer kleinen Stadt wurde kürzlich ein junges Mädchen ermordet, das mit einem durchs Herz gerammten Pfahl in der Leichenhalle liegt. Der Sheriff ist überzeugt, dass sie Opfer eines Serienmörders wurde und überredet Baltimore zum Bleiben. In der zweiten Geschichte erscheint Baltimore im Traum der Geist eines 1955 ermordeten jungen Mädchens sowie der Geist Edgar Allan Poes, der einst in dem Hotel, in dem das Mädchen bis zu seiner Ermordung lebte, übernachtet hat und Baltimore in seinen Träumen bei der Aufklärung der damaligen Geschehnisse hilft. Und dann ist da noch der Turm mit den 7 Uhren, von denen jede eine andere Uhrzeit anzeigt und in dem angeblich der Teufel gewohnt haben soll.

Wie schon bei den vorgenannten Filmen bedient sich Coppola einer extrem stilisierten Optik, die er in ähnlicher Form erstmals 1983 bei Rumble Fish anwandte. Die verschiedenen Erzählebenen sind derart miteinander verwoben, dass teilweise kaum zwischen Traum und Realität unterschieden werden kann. Und am Ende bleibt es dem Zuschauer überlassen, sich einen Reim auf das zuvor Gesehene zu machen und herauszufinden, was nun eigentlich passiert ist.

Interessant sind - neben der ungewöhnlichen Optik - die zahlreichen Anspielungen auf Leben und Werk Egar Allan Poes einerseits und Coppolas eigenes Leben andererseits. Das ermordete Mädchen, das Baltimore erscheint, heißt Virginia und war 12 Jahre alt (sah aber wie 13 aus, wie sie selbst sagt). Poe heiratete seine Kusine Virginia Clemm, als diese 13 Jahre alt war. Sein Gedicht The Raven wird mehrfach zitiert, insbesondere das ständig wiederholte Nevermore. Und das lebendige Einmauern/lebendige Begrabenwerden, das Virginia widerfährt, ist ein wiederkehrendes Motiv seiner Erzählungen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Verweise auf Poes Werk. Nicht zuletzt ist natürlich auch Baltimores Nachname eine Reminiszenz: Poe verbrachte einen Teil seines Lebens in Baltimore, sein Vater stammte von dort und er (Poe) starb auch dort.

Auch auf Coppolas Leben gibt es mehrere Verweise, in erster Linie natürlich der Tod von Baltimores Tochter durch einen Bootsunfall. Coppolas ältester Sohn starb ebenfalls bei einem Bootsunfall, der sich genauso zugetragen hat, wie der im Film gezeigte Unfall von Baltimores Tochter. Dies gibt Twixt eine sehr persönliche Note.

Twixt ist ein ebenso verstörender wie schöner Film, dessen Komplexität sich bei der ersten Sichtung nicht völlig erschließt. Wirklich verstanden habe ich ihn nicht, aber was macht das schon?

Francis Ford Coppola



ach du heilige scheisse. lan, was tust du dir da an? ich fand den film weder sonderlich schlecht noch sonderlich gut, aber in nem ftb-eintrag besprechen würde ich den ums verrecken nicht. der vorletzte satz des textes bzw. der erste satz des letzten absatzes stimmt übrigens nicht.
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Bin bei dem Film ziemlich hin- und hergerissen, mochte seine Wunderlichkeit und auch einige Einfälle wie die Turmuhr - andere Aspekte wie der durch Tod des Kindes zum Alkoholiker gewordene gebrochene Protagonist sind so Bausteine, die mir mittlerweile zu den Ohren rauskommen - schade um den sonst so eigenwillig neben der Spur liegenden Film.
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pasheko sagte am 13. November 2012, 02:58:

andere Aspekte wie der durch Tod des Kindes zum Alkoholiker gewordene gebrochene Protagonist sind so Bausteine, die mir mittlerweile zu den Ohren rauskommen

Ich stimme dir grundsätzlich zu, wobei ich das in diesem speziellen Fall aufgrund der autobiografischen Komponente etwas anders sehe.
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Tommy The Cat
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