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Untergetaucht im Spinnwebwald





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auf der Plattform, außerhalb der Zeit...



Das geheime Leben der Worte (Isabel Coixet, Spanien 2005)

Die äußerst zurückgezogen lebende Hanna malocht seit Jahren in einer Fabrik. Sie hat ihr Leben völlig nüchtern durchstrukturiert und funktioniert wie ein Uhrwerk. Erst als ihr Boss sie dazu zwingt, nimmt sie ein paar Wochen Urlaub. Da bekommt sie das Angebot auf einer Bohrinsel ein Unfallopfer zu pflegen. In den Gesprächen mit dem aufgrund seiner Verletzungen blinden Mannes beginnt die beinah gehörlose Frau nach und nach, ihre eigene Geschichte zu erzählen. So begginen sie sich einander anzunähern...

Nach MEIN LEBEN OHNE MICH legt das Team Coixet/Polley einen weiteren Film allererster Güte vor. Es ist schon erstaunlich, wie hier erneut eine zarte Geschichte völlig glaubhaft auf einen Alptraum prallt, und der Film dennoch in seiner Tonlage bleibt und nicht in eine der Fallen, z.B. die der Sentimentalität oder der stumpfen Psychologie tappt. Optisch ist auch dieser Film hübsch geraten, wenngleich mich nicht jede Einstellung überzeugt hat. Im Vorgänger war narrativ auch etwas mehr Zug drin, eine bessere Spannungserhaltung. Das Wechselspiel zwischen Polley und Robbins ist allerdings ausgezeichnet. Auch wenn ich die Polley für den Darsteller mit dem größeren Potential halte.

Sarah Polley Bohrinsel



Über den Trailer bin ich auf Anthony and the Johnsons gestoßen:



:love:

Der Dialog ab 1:00 - diese Kamerabewegungen, sind die Standard in dem Film? :blink:
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bekay sagte am 16. August 2010, 22:56:

Der Dialog ab 1:00 - diese Kamerabewegungen, sind die Standard in dem Film? :blink:
Ja, die Kamerabwegungen sind die ganze Zeit so. Die Sean Connery-Szene geht etwa 20sec, woran sich ein Jugentraum Josephs anschließt, und die Szene dann noch weiter ausdehnt.
Überhaupt gibt es kaum Schuß/Gegenschußszenen in den Dialogen; entweder mäandert die Kamera von Gesicht zu Gesicht, schwebend (oder: wie die Wellen), jedenfalls wird geschwenkt, fast nie geschnitten. Wenn doch, dann eben nicht in den Gegenschuß sondern in eine völlig neue Position im Raum. Achsen werden nicht beachtet, es geht nach hinten, vorne links oder rechts, dann ein establishing shot, dann ein close-up, dann eine Voyeursituation. Komisch, dass trotzdem ein Gefühl extrem großer Nähe und Privatheit entsteht. Die Dialoge wirken dadurch auch sehr spannungsgeladen.

edit: Schon in MEIN LEBEN OHNE MICH gab es so geile Dialoginszenierungen; einmal stehen die Figuren weit voneiander entfernt auf einem Kai und reden miteinander. Anstatt zu schneiden wird geschwenkt, trotz der relativ großen Distanz, die überbrückt werden muss. Oder gerade deshalb.
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Hört sich auf jeden Fall sehenswert an - obwohl ich in der besagten Trailer-Szene doch zuerst etwas verwirrt war: "Hat da jemand J. J. Abrams die Kamera in die Hand gegeben?" :wacko:
Bei ihm und seinen Epigonen (LOST ganz stark) schwindelt sich die Kamera selbst in ruhigsten Szenen um die Köpfe der Figuren. Oft fragt man sich nach dem Grund - außer die Zuschauersehgewohnheiten neu justieren zu wollen. Aber hier scheint ja eine interpretatorische "Erdung" möglich!
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bekay sagte am 17. August 2010, 00:04:

Aber hier scheint ja eine interpretatorische "Erdung" möglich!
Ja, man wird da die verschiedenen metaphorischen Bedeutungen der "Wellen" anführen können. Neben dem Schallwellenthema gibt es noch eine Gespräch Hannas mit einem Meeresbiologen/Ozeanologen, der die Anzahl der anbrandenden Wellen und deren Einfluß auf die Bohrinsel mißt. Vermutlich werden zum Nachtisch sogar Donauwellen gegessen. :D

@Kamera: Finde das hier sehr gut gemacht, und hatte Deine Nachfrage positiv verstanden. An Herrn Abrams hatte ich nicht gedacht. Falls ich nachher noch LOST schaue, werde ich mal drauf achten.
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@Donauwelle: :muhaha:

Ja, achte da mal drauf! Ich denke ja mittlerweile, dass "wir" da ganz schön konditioniert worden. Aber wenn man sich einmal drauf konzentriert, dann könnte man durchaus meinen, in einer Achterbahn zu sitzen oder einen epileptischen Anfall zu erleiden.
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