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Ich habe dir niemals einen Hasenbraten versprochen

Cjamangos neues Filmtagebuch




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Schreiblockade



Deadline (2009) (DVD)

Drehbuchfrau Alice Evans (Brittany Murphy) befindet sich auf der Flucht vor ihrem Ex, der die Trennung nur schwer verkraften konnte und seitdem alles daran setzt, daß Alice sie auch nur schwer verkraftet. In einem wunderschönen, abgelegenen Landhaus findet sie die geeignete Kulisse für die Entstehung ihres neuen Skriptes. Dies sogar in mehr als einer Hinsicht, da sie einen Haufen alter Videoaufzeichnungen findet, die ein Paar gemacht hat, das das Haus mal bewohnte. Und je tiefer sie in diese fremden Überbleibsel eindringt, umso größer wird ihre Überzeugung, daß sich hier einst Schreckliches zutrug...

DEADLINE ist ein hübscher kleiner Quasi-Geisterfilm, dessen grottige Bewertung in der IMDb ich überhaupt nicht nachvollziehen kann. Möglicherweise ist sie darauf zurückzuführen, daß der Film sich der Schockstrategien, die neuere Geisterfilme für mich ungangbar machen, weitgehend enthält. Es gibt ein oder zwei etwas überflüssige Schock-Cuts auf grausige Dinge, an die man sich mittlerweile aber gewöhnt hat und die somit wirkungslos bleiben. Ansonsten erzählt der Film eine hübsche traurige Liebesgeschichte und nimmt seine Figuren erfreulicherweise ernst. Die netteste Überraschung war, daß die Schauspieler ihre Sache gut machen, vor allem die tragischerweise gerade verstorbene Brittany Murphy. Ich kannte sie bislang nicht wirklich und hielt sie demzufolge für einen typischen Hollywood-Bimbo. (Direkt davor sah ich einen neuen „Thriller“ mit dieser TWILIGHT-Trulla, die verglichen mit der Murphy wirklich Provinzliga ist.) Etwas beklommen macht einen der Umstand, daß die Schauspielerin mit gerade mal 32 Jahren verstorben ist, schon, zumal sie in DEADLINE nicht besonders gesund ausschaut. Vielleicht erklärt sich dieser Umstand auch nur aus der Story des Filmes heraus, zumal ihre Alice Evans entnervt, übersensibel und schwer beziehungsgeschädigt ist. Die „Geistergeschichte“ des Filmes wird in Rückblenden geschildert, in denen sich Thora Birch mit einem überprotektiven Hanswurst herumschlagen muß. Die Grundstimmung von DEADLINE ist trist, herbstlich und zuckerfrei. Wer Geisterbahneffekte erwartet, wird vermutlich etwas enttäuscht, aber ich fand den Film sehr nett. Der letzte Geisterfilm, den ich als Neuerscheinung gesichtet hatte, war DAS HAUS DER DÄMONEN mit Virginia Madsen, welcher nett begann, sich dann aber zunehmend auf immer öder werdende „Schocks“ verließ und schließlich – Todsünde! – frömmelnd endete. Immerhin schenkte mir jenes Werk meinen derzeitigen Lieblings-Arztwitz: Sagt der Arzt zum Patienten: „Ich habe leider eine schlimme Neuigkeit für Sie. Sie haben Krebs. Und sie haben Alzheimer.“ – Seufzt der Patient: „Na... wenigstens habe ich keinen Krebs!“

Ganz kurz handele ich mal die anderen Neuerscheinungen ab, die ich letzte Woche durchgeackert habe:

- KARLA: Auf einem authentischen Fall basierendes Psychodrama von einer Frau, die sich den falschen Mann anlacht, nämlich einen Serienmörder und –vergewaltiger. Der Film verkneift sich direkte Grausamkeiten fast völlig, ist aber eine ähnlich harte Packung wie AN AMERICAN CRIME und zehrt ebenfalls von herausragenden Darstellern. Hochgradig beunruhigender Film, für Parties ungeeignet, aber wirklich exzellent gemacht.

- SCHWARZES HERZ: Ein netter Organspende-Horrorfilm, in dem der Protagonist nach einem Unfall ein neues Herz verpaßt bekommt und dann mit bizarren Visionen umzugehen hat. Auch mit Morden. Nicht überschäumend originell, aber eine faire Packung, da hinreichend spannend. Und der Schluß ist ein ziemlicher Tritt in die 12. Produziert von Ridley Scott. Wann kommt der lustige Organtransplantate-Heuler BODY PARTS eigentlich mal raus?

- SUMMER'S MOON: Völliger Murks auf Kabelfernseh-Niveau. Bimbo (=die TWILIGHT-Trulla) kommt in eine Kleinstadt, sucht nach ihrem Papa, wird von einem Geisteskranken und seiner Mutter gekidnappt und festgehalten. Ein lausiges Drehbuch, das uns weismachen will, daß in amerikanischen Kleinstädten lauter hübsche Menschen herumlaufen. (Die Werkstattbesitzerin z.B. ist ein veritables Boxenluder.) Weitgehend sinnfreie und klischeehafte Charakterentwicklung. Die Mutter spielt ganz gut, Stephen McHattie als später hinzustoßender Daddy sogar sehr gut, der Rest der Schauspieler paßt sich dem Niveau des Filmes an. Murks. Lausige Synchro zudem.

- EVIL GROUND: CHILDREN OF THE CORN, Teil 26. Eine junge Frau hat einen Autoschaden und bleibt in einer kalifornischen Kleinstadt hängen, in der einst ein entmenschter Prediger Unheil verbreitet hat. 100 Jahre später fährt sein Geist in eine Vogelscheuche, die daraufhin Gas gibt. Typisches Horrorcomic ohne Anspruch. Wenn man sich einfach nur von Horrorquatsch berieseln lassen möchte, ist das in Ordnung, aber mir geht so etwas mittlerweile komplett am Po vorbei. Und Vogelscheuchen sind ja auch schon ziemlich ausgelutscht. Operation Lippenfurz.




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