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Ich habe dir niemals einen Hasenbraten versprochen

Cjamangos neues Filmtagebuch




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Babys Nachtgesang



Grace (DVD)

Madeline Matheson möchte wahnsinnig gern ein Baby bekommen. Als es mit der Schwangerschaft dann endlich geklappt hat, ist sie überglücklich. Die Zeit des Wartens erweist sich jedoch als nicht unkompliziert. Madeline besteht darauf, auf Krankenhäuser zu verzichten und lieber auf die Kunst einer traditionellen Hebamme zu vertrauen, was den Unmut der reichen Schwiegermutter hervorruft. Zudem erleidet Madelines Ehemann einen Unfall. Nun muß sie allein durch den Rest der Schwangerschaft. Und als die große Stunde gekommen ist, geht alles schief, was schiefgehen kann. Das Kind wird als Totgeburt diagnostiziert. Als es dann ausgetragen wird, stellt sich das aber als Irrtum heraus – Baby lebt...

Regisseur Paul Solet hatte den Stoff drei Jahre vorher bereits zu einem erfolgreichen Kurzfilm verarbeitet. Die Langfassung nun stellt für mich den vorläufigen Höhepunkt des in letzter Zeit beachtlich häufig bereisten Genres des Fruchtbarkeits-Horrors dar. Anders als der zwar sehr unterhaltsame, inhaltlich jedoch eher schlichte ORPHAN ist GRACE nicht als Reißer konzipiert. Eher versucht er sich an der Kaiserdisziplin des morbiden Psychodramas à la EKEL (REPULSION), wobei er sich zwar nicht ganz auf dem Qualitätslevel von Polanski bewegt, aber er absolviert die Übung – gerade gemessen an dem Müll, der auch auf diesem Gebiet produziert wird – mit sehr achtbarem Erfolg. GRACE ist von Anfang bis Ende ernstnehmbar, was in erster Linie an seiner ausgezeichneten Charakterbeobachtung liegt. Hier fällt übrigens auch auf, daß der Film – trotz seines ziemlich blutrünstigen Finales – nicht diffamierend vorgeht und einfach typische Mutterschaftsängste (oder die Ängste der Männer vor dem „fremden" Vorgang) zu Horrorcomic-Blutquark verballhornt. Man lernt tatsächlich einiges als Mann über den Umgang mit Säuglingen. (Welcher Mann weiß schon, was Babypech ist? Ich wußte das nicht...) Zudem ist es gar nicht so sehr die Welt des monströsen Babys, die als unerträglich erscheint. Auch die „normale" Umwelt des Mutter/Kind-Gespanns ist monströs und geprägt von Neurosen und Intrigen. Wenn ich über den Film meckern wollen würde, so läge hier die einzige Schwäche, die ich in ihm sehe – er ist thematisch ein wenig überladen. Es gibt die lesbische Hebamme, die sehr auf Madeline fixiert ist; es gibt die ekligen Tiermißhandlungsfilme, die sich die veganische Protagonistin reinzieht; es gibt die ältere Frau weit jenseits der Menopause, die großes Interesse an dem Kind zeigt. Man kann diese bizarren Beigaben teilweise als ironischen Kommentar zu dem Kindhabenwollen der Protagonistin sehen, aber man mag sie auch als irreführend empfinden, gerade wenn man einen geradlinigen Horrorfilm erwartet. In jedem Fall bekommt der Film aber die Kurve und steuert geradewegs auf das wirklich grauenerregende Finale zu, verzichtet dabei auf plumpe Effekthascherei und auf die Denunziation von Mutterschaft. Ich war ziemlich auf der Seite der Heldin! Ich würde – gerade weil er so gut gemacht ist und auf die Details achtet – schwangeren Frauen entschieden von GRACE abraten, denn der normale Streß reicht da wohl schon völlig. Die Schauspieler liefern übrigens auch durchweg gute Leistungen ab. Jordan Ladd kennt man aus diversen neueren Horrorfilmen sowie Tarantinos DEATH PROOF; Gabrielle Rose war in diversen Atom Egoyans. Gibt es wirklich Brustpumpen, mit denen sich Frauen die überschüssige Milch absaugen können? Ich kenne ja nur Vakuumpumpen...




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